Hierbei handelt es sich um nicht geschützte Titel. Während bestimmte Berufsbezeichnungen gesetzlich geschützt sind, gilt das jedoch nicht für die Begriffe Berater oder – auf neudeutsch und Denglisch – Coach.
Normalerweise erfolgt die Berechtigung zum Tragen einer bestimmten Berufsbezeichung erst nach erfolgreichem Abschluss eines Studiums oder einer Ausbildung. Ohne Ablegen der Meisterprüfung darf sich ein Handwerksgeselle nicht Meister nennen, auch wenn er viele Jahre Berufserfahrung hat. Akademische Grade wie Diplom, Magister Artium, Bachelor oder Master dürfen erst nach erfolgreicher Beendigung des entsprechenden Studiums geführt werden.
Anders sieht dies jedoch bei den Berufsbezeichnungen Berater oder Coach aus. Hierbei handelt es sich um nicht geschützte Titel, die praktisch jeder ohne juristische Folgen tragen darf, auch wenn die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen für eine beraterische Tätigkeit nicht vorliegen.
In welchen Wirtschaftszweigen sind Berater tätig?
Wenn man von einem Berater oder Coach spricht, sind damit meist Personen gemeint, die in den Bereichen Outplacement, Transfergesellschaft, Berufsberatung, psychologische Beratung oder Lifestyle-Beratung tätig sind. Selbstverständlich gibt es jedoch auch Berater in anderen Wirtschaftszweigen wie etwa Finanzberater, Steuerberater, Vermögensberater und Ähnliches. Für Führungskräfte in der Wirtschaft gibt es oft speziell geschulte, sehr individuell arbeitende Coaches.
Im Vordergrund stehen hier jedoch Berater und Coaches, die in den oben genannten psychosozialen Bereichen tätig sind.
Grundvoraussetzungen für eine Tätigkeit als Berater
Zu den persönlichen Voraussetzungen zählen:
- Freude am Umgang mit Menschen, Aufgeschlossenheit und Kontaktfreude,
- je nach Beratungsschwerpunkt gute bis sehr gute Kenntnisse des regionalen Arbeitsmarktes, bestimmter Krankheitsbilder und Krisenintervention
- profundes Wissen zu rechtlichen Grundlagen im entsprechenden Arbeitsumfeld
- entsprechende Lebenserfahrung und Weltoffenheit
- Kreativität und die Bereitschaft, auch einmal ungewöhnliche Wege zu gehen.
Als formale Voraussetzung werden zumeist ein Studium im sozialwissenschaftlichen Bereich (Erziehungswissenschaft, Sozialarbeit/-pädagogik, Soziologie, Sozialwissenschaften und Ähnliches) verlangt. Gern gesehen sind auch private Weiterbildungen als Systemischer Coach. Manchmal wird zusätzlich ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt.
Probleme: die Berufsbezeichnungen Berater und Coach sind nicht rechtlich geschützt
Wie bereits erwähnt, sind beide Berufsbezeichnungen nicht gesetzlich geschützt, das heißt, jede/r, der/die sich dazu berufen fühlt, Menschen in irgendeiner Form zu beraten, kann sich Berater nennen – trotzdem fachliche und persönliche Voraussetzungen fehlen. Besonders häufig sind selbst ernannte Berater bei Esoterik-Portalen anzutreffen. Nur wenige von ihnen verfügen über ein abgeschlossenes sozialwissenschaftliches Studium, geschweige denn über die notwendige Gesprächsführungs- und Beratungskompetenz. Dennoch dürfen die Mitarbeiter der Esoterik-Portale sich ohne juristische Konsequenzen Lebensberater nennen.
Auch die Berufsbezeichung „Psychologischer Berater“ ist nicht geschützt. Manche Menschen legen zumindest eine Prüfung bei einer seriösen Weiterbildungseinrichtung wie etwa einer Heilpraktikerschule ab, um ein Zertifikat mit der Bezeichnung „Geprüfter Psychologischer Berater“ zu erhalten und damit zu untermauern, dass die theoretischen Grundlagen über Psychologie, Gesprächsführung und Beratungssituationen vermittelt wurden und sie diesen Titel nicht ohne weitere Berechtigung führen.
Gefahr der Unseriosität
Gerade durch die Tatsache, dass die Bezeichnungen Berater und Coach nicht rechtlich geschützt sind, haftet der Berufsbezeichnung häufig etwas Unseriöses an – insbesondere was die Bereiche Lifestyle und Lebensberatung betrifft, da vielmehr der Eindruck entsteht, dass fachliche Vorkenntnisse nicht notwendig sind, sondern dass es ausreicht, sich von einer inneren Stimme (oder welcher überirdischen Macht auch immer) zum Helfen berufen zu fühlen. Kartenlegen, Pendeln, Runen und der reine Vertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln aller Art haben jedoch nichts mit seriöser, fundierter Beratung zu tun. Durch diese negativen Beispiele und die daraus resultierenden Vorurteile kommen häufig auch kompetente Coaches mit entsprechender Vorbildung in Verruf.
Manche Stellenausschreibungen im Lifestyle-Bereich sprechen zusätzlich nicht gerade für Seriosität. Während sonst in Annoncen bestimmte Qualifikationen und Berufsabschlüsse von Bewerbern verlangt werden, sind Ausschreibungen als Lifestyle-Berater eher bewusst hip formuliert: gut drauf sein, hohe Motivation, tolles Team, mehr Geld verdienen als andere … in der Regel ist auch keine seriöse Firmen- oder Postfachadresse angegeben, an die man seine Bewerbung richten kann, sondern stattdessen Termine für Info-Abende, eine Mobilnummer oder Skype. Häufig hat das Ganze sogar eher einen negativen Beigeschmack in Richtung Drückerkolonne, Schneeballsystem oder Scientology.