Typische Fehler von Beratern und ihre Konsequenzen für den Klienten. In der psychosozialen Beratung kommt es in erster Linie auf Akzeptanz, Offenheit und Einfühlungsvermögen gegenüber dem Ratsuchenden an.
Auch wenn ein Klient unter Umständen in irgendeiner Hinsicht nicht den äußeren Vorstellungen eines Beraters entspricht (Kleidung, Figur, Frisur, Piercings, Tattoos et cetera), sollte er dennoch dem Ratsuchenden gegenüber offen sein und somit vorurteilslos an das Beratungsgespräch herangehen. Er sollte sich beispielsweise vor Aussagen hüten wie „Bei Ihrem starken Übergewicht ist es ja kein Wunder, dass Sie Schwierigkeiten haben, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden!“ oder „Tattoos sind in der heutigen Arbeitswelt nicht gerne gesehen!“
Authentisch bleiben – aber nicht persönlich werden
Abgesehen davon, dass insbesondere die erste Anmerkung persönlich verletzend ist, ist eine derartige Argumentation ziemlich kurz gegriffen. Die Gründe, warum ein übergewichtiger Bewerber auf Anhieb keine Arbeitsstelle findet, können auch ganz woanders liegen, beispielsweise in fehlenden speziellen Fachkenntnissen, im Alter des Bewerbers und Ähnliches. Es ist richtig, dass Tattoos beispielsweise in Büroberufen nicht gern gesehen sind, bei gewerblich-technischen Arbeitsplätzen hingegen spielt das Vorhandensein von Tattoos meist keine große Rolle beim Einstellungsprozess.
Der Berater soll zwar nicht alles gut heißen, was der Klient sagt und tut, aber er sollte sich auch, wie in den obigen Beispielen dargestellt, vor der vorschnellen Äußerung von persönlichen Meinungen, Vorurteilen, Pauschalierungen und so weiter hüten. Wenn sich beispielsweise ein Ratsuchender mit Tattoo in einer Bank bewerben möchte, kann der Berater lediglich darauf hinweisen, dass es beim Vorstellungsgespräch und auch später im Arbeitsleben vorteilhafter sein könnte, die Tätowierung zu kaschieren, weil dies in Büroberufen nicht so gern gesehen ist. Er hat dem Klienten hiermit ein Handlungsangebot macht, um seine Chancen auf einen Arbeitsplatz zu verbessern, hat damit aber keine persönlichen Meinungen und Vorurteile zum Ausdruck gebracht.
Was der Berater persönlich von übergewichtigen Personen oder tätowierten Menschen hält, ist seine persönliche Meinung, aber – wie bereits angesprochen – eine pauschalierende, persönliche Meinungsäußerung hat im Beratungsprozess nichts verloren.
Nicht die Probleme des Ratsuchenden herunter spielen
Je nach Problem des Klienten erscheint selbiges dem Berater unter Umständen vielleicht nebensächlich. Für den Ratsuchenden scheinen sich aus der scheinbaren Nebensächlichkeit jedoch irgendwelche mehr oder weniger gravierenden Konflikt- oder Leidenszustände zu ergeben, so dass er professionellen Rat sucht. Es ist jedoch sehr unprofessionell von dem Berater, bei einem Problem, das ihm persönlich nebensächlich erscheint, Sätze von sich zu geben wie „Das ist doch alles gar nicht so schlimm!“, „Dafür kommen Sie jetzt zu mir?!“ und Ähnliches.
Die Betonung von positiven Ereignissen kann bei Niedergeschlagenheit des Klienten sinnvoll sein, aber sie sollten nicht die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Problem des Klienten ersetzen. Es hilft wenig weiter, wenn ein Ratsuchender, der nach fünf Jahren Beziehung von seiner Freundin verlassen wurde, lediglich den Satz hört: „Ach, das geht vorbei – andere Mütter haben auch schöne Töchter! Und außerdem: Betonen Sie doch nicht so sehr, dass Ihre Freundin Sie verlassen hat – schließlich haben Sie ein schönes Auto, einen guten Verdienst und eine gehobene Position…“ Das mag zwar alles zutreffen, aber bei Kummer treten positive Aspekte im eigenen Leben erst einmal in den Hintergrund. Es besteht zudem die Gefahr, dass der Klient sich mit seinem Problem nicht ernst genommen fühlt.
Keine esoterische Beratung anbieten
Da es sich bei Prognosen, die mittels Pendeln, Kartenlegen, vermeintlicher Hellsicht und Ähnlichem erstellt wurden, eher um Schönfärberei, Schwindel et cetera als um eine professionelle, seriöse Beratung handelt, sollten dem Klienten auch keine Mittel in der Richtung angeboten werden. Oft werden lediglich falsche Hoffnungen geweckt („Ihr Partner kommt spätestens in drei Monaten zu Ihnen zurück…!“) oder das Problem wird nur sehr oberflächlich mittels Karten und Pendel betrachtet. Tiefergehende Ursachen für das Scheitern einer Beziehung werden seltenst analysiert und stehen noch viel weniger in den Karten oder im Horoskop, stattdessen wird dem Klienten in Anlehnung an das positive Denken nach Murphy oft noch eine Mitschuld an seinen Problemen suggeriert („Hättest du positiver gedacht, wäre das nicht passiert…!“).
Ein seriöser Berater mit einer fundierten psychologischen und/oder sozialpädagogischen Ausbildung würde ohnehin nicht auf esoterische Hilfsmittel zurückgreifen.
Hinzu kommt, dass Beratung als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht ist und der Ratsuchende auch selbst etwas dafür tun muss, damit eine Konfliktsituation zu einem positiven Abschluss kommt – je nach Problemstellung können dies Trauerarbeit, Bewerbungen, Gespräche mit einer anderen Konfliktpartei und Ähnliches sein. Bei der Esoterik hingegen wird oft der Eindruck vermittelt, dass sich alles irgendwann zum Guten wendet, ohne dass der Klient großartig etwas dafür tun muss, weil ein positiver Ausgang in den Karten stand, erpendelt oder vorhergesehen wurde.