Der persönliche Besuch ist oft die beste Kontaktaufnahme. Die schritliche Bewerbung ist nicht immer der richtige Weg. Bei Kleinbetrieben ist der spontane persönliche Besuch oft wesentlich erfolgreicher.
In jedem Bewerbungstraining und aus jedem einschlägigen Leitfaden lernt man, wie eine Bewerbung abläuft, wie sie funktioniert und wie man sie mit höchstmöglicher Erfolgschance durchführen soll. Mittlerweile ist es offenbar üblich geworden, sich selbst um Putzstellen und Hilfsarbeiterjobs schriftlich mit Foto, Lebenslauf und dem ganzen, großen Programm zu bewerben.
Eine Absage ist auch eine Antwort
Wer schon einmal arbeitslos war und sich über den „richtigen“ Weg zum neuen Job in der einen oder anderen Art und Weise informiert hat, kennt den Ablauf: schriftliche Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen, dann – hoffentlich – das Vorstellungsgespräch und schließlich – vielleicht – die Einstellungszusage. Meistens aber eben doch nicht, wie viele aus leidvoller Erfahrung wissen. Der Misserfolg mag daran gelegen haben, dass andere eben doch ein bisschen besser waren oder zumindest mit ihrer Bewerbung den Eindruck erwecken konnten, dies zu sein.
Wenn Absagen kommen, ist der Fall ja noch einigermaßen klar, aber oft erhält man auf seine Bewerbung noch nicht einmal eine Antwort. Während eine Absage klar und eindeutig sagt, dass die betreffende Firma den Bewerber nicht haben will, ist dass bei einer ausbleibenden Antwort aber keineswegs so klar. Es kann auch an etwas ganz anderem liegen …
Standardisierte Verfahren setzen Kompatibilität voraus
Der übliche Ablauf und die Form der Bewerbung, wie sie in Kursen und Büchern gelehrt wird, ist nichts anderes als ein standardisiertes Verfahren. Ein solches setzt aber einen kompatiblen Empfänger voraus, einen, der dieses Verfahren ebenfalls kennt und beherrscht. Bei einer großen Firma ist dies durchaus der Fall, denn dort geht eine Bewerbung an einen Personalsachbearbeiter, der das Ritual genau kennt. Hier hat das förmliche Procedere also durchaus seinen Sinn, zumal man mit einer großen Firma anders gar keinen Kontakt herstellen kann.
Anders ist das bei kleinen Unternehmen. Hier ist die Einstellung von Mitarbeitern Chefsache. Von einem Handwerksmeister kann aber niemand verlangen, dass er die neuesten Feinheiten in den Regeln des Bewerbungsspiels kennt. Möglicherweise ist er sogar eher verunsichert, wenn er einen Schlosser sucht und etwas übersandt bekommt, was wie die Bewerbung um einen Managerposten aussieht.
Ein Handwerksmeister ist kein Papierkrämer
Auf jeden Fall hat der Inhaber eines kleinen Betriebes andere Dinge zu tun, als Bewerbungsmappen von einem Haufen auf den anderen zu stapeln und Einladungen zu Vorstellungsgesprächen zu schreiben. Möglicherweise wird er von einer gut gemachten Bewerbung ja sogar beeindruckt sein, sich vielleicht auch überzeugen lassen, dass der Bewerber der richtige Mann für den Posten ist. Er nimmt sich vor, ihn zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.
Und dann geht in der Werkstatt etwas nicht ganz nach Plan. Oder das Telefon klingelt und es kommt eine Reklamation. Oder… Auf jeden Fall liegt die tolle Bewerbungsmappe im Ablagekorb und ein halbes Jahr später hat weder der Handwerksmeister einen neuen Schlosser noch der Bewerber einen Job.
Persönlicher Besuch in Kleinbetrieben
Bei kleinen Betrieben ist eine andere Form der Bewerbung angezeigt: Der persönliche Besuch und zwar ruhig ohne telefonische Anmeldung. Dann kann man nämlich auch nicht zu spät kommen. Natürlich birgt das die Gefahr eines Metzgersganges, nämlich dass der Chef gerade nicht da ist. Aber das ist auch nicht weiter schlimm. Man kann ja noch einmal hingehen, eventuell mit besseren Chancen, wenn man nämlich gefragt hat, wann der gute Mann denn in der Regel anzutreffen sei.
Das persönliche Gespräch ist etwas, was einem Handwerksmeister oder Inhaber eines kleinen Betriebes genauso vertraut ist wie dem Bewerber. Hier fühlt der Chef sich auf vertrautem Boden und vertraut darauf, dass er mit seiner praktischen Menschenkenntnis den Bewerber richtig einschätzen kann. Auch der Bewerber ist in keiner allzu ungewohnten Situation. Und sehr oft endet ein solches Gespräch mit der erfreulichen Frage: „Können Sie gleich morgen anfangen?“
Falls der Inhaber eines Kleinbetriebes meint, mit der Zeit gehen zu müssen und um eine schriftliche Bewerbung bittet, ist auch das kein Problem. Man hat sich mit dem Besuch nichts vergeben. Im Gegenteil: Der Chef kennt einen bereits, und das ist schon einmal ein erheblicher Vorteil gegenüber den anderen Bewerbern.
Natürlich sollte man die notwendigen Unterlagen dabei haben und zwar auch als Kopien, so dass man sie gegebenenfalls gleich da lassen kann. Es lohnt sich übrigens auch, ständig einen kleinen Vorrat an solchen Kopien (etwa im Auto) griffbereit zu haben: Man kann es auf die beschriebene Weise nämlich durchaus auch bei Firmen versuchen, die gerade nicht ausdrücklich jemanden suchen.