Erfolgreiche Referate und Prüfungen durch richtiges Reden. Im Studium kommt es nicht nur auf Inhalte an. Man muss auch überzeugen können. Die richtige Rhetorik kann helfen.
Welcher Student hält eigentlich gerne Referate? Wer Hausarbeiten schreibt, kann seine Gedanken einfach auf Papier bringen, bei Vorträgen muss man jedoch Inhalte auch anschaulich darstellen können. Manch einer, der vorm Schreibtisch wissenschaftliche Höchstleistungen zustande bringt, wird beim Anblick eines überfüllten Hörsaals nervös und scheitert, wenn es um das Medium „Sprache“ geht. Da Referate aber von den meisten Studienordnungen verlangt werden, ist die Fähigkeit, ein erarbeitetes Thema auch anderen Studenten näherbringen zu können, unerlässlich. Rhetorik wird für den Erfolg im Studium deshalb immer wichtiger.
Das Wichtigste ist die Stimme
Aber was ist eigentlich Rhetorik ? Es ist ist keinesfalls ein Mittel, um Zuhörer gegen ihren Willen von etwas zu überzeugen, sondern schlicht die Kunst, gut zu reden. Das wichtigste Instrument der Rhetorik ist darum die Stimme. Wer ein Referat hält, sollte deshalb auf seine Sprechweise achten. Gezielt eingesetzte Pausen können dem Gesagten besondere Bedeutung geben, sie machen den Gedankengang deutlicher und fördern die allgemeine Konzentration – bei Zuhörern wie beim Sprecher selbst. Eine zu schnelle und monotone Sprache führt dagegen dazu, dass dem Inhalt nur noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Zuhörer können der Argumentation nicht mehr folgen, was zwangsläufig Unmut auslösen muss. Gerade das Vorlesen eines Referates birgt aber diese Gefahr in sich, deshalb sollte der Vortrag soweit wie möglich frei gehalten werden, auch weil der Einsatz von rhetorischen Mitteln dann einfacher fällt. Wichtig ist dabei auch, den Blickkontakt mit den Zuhörern zu suchen, denn das vermittelt den Eindruck eines sicheren und selbstbewussten Redners, was wiederum dem Inhalt mehr Aussagekraft verleiht. Scheinen einem Dinge besonders wichtig zu sein, so ist dies mit der Stimme zu signalisieren – durch bewusst langsames Sprechen, aber auch durch Variationen der Stimmhöhe und -lautstärke.
Gesten verstärken die Wirkung
Die Wirkung der Sprache kann durch Gestik verstärkt werden. Gesten durch Kopf, Arme und Hände unterstreichen das Gesagte. Dabei gilt die goldene Regel: Die Aussage folgt der Geste und nicht die Geste der Aussage. Wer genau wissen will, wie man es richtig macht, der sollte ins Theater gehen. Schauspieler müssen das Zusammenspiel von Körper und Sprache perfekt beherrschen. Sie setzen dabei mehr als der „Normalbürger“ Gesten ein, um bestimmte Dialogstellen zu betonen und auch die Haltung des Darstellers zum gesprochenen Text klarzumachen. Ein Redner, der einen Vortrag hält, sollte sich dieser Verhaltensweise annähern, indem er ebenso durch gestische Mittel seinen eigenen Standpunkt wiedergibt. Vorher einstudierte Gesten wirken jedoch oft unnatürlich und künstlich. Deshalb sollten sie „aus dem Bauch raus“ erfolgen.
Interaktion mit dem Zuhörer
Wichtig ist: Rhetorik ist kein Monolog, sondern beinhaltet die Interaktion mit dem Zuhörer. Reaktionen auf das Gesagte sollten deshalb nicht ignoriert, sondern sofort aufgegriffen werden. Dabei gilt es, eine positive Grundhaltung zu bewahren. Es wäre ein Fehler, kritische Stimmen, die während oder nach dem Referat erfolgen, einfach „abzufertigen“, vielmehr ist eine offene Auseinandersetzung mit der Gegenposition ein Zeichen der eigenen Stärke. Das ist es übrigens auch, wenn man eigene Fehler zugibt. Nichts wirkt so negativ, wie das Verdecken-Wollen von offensichtlich falsch recherchierten Dingen und das Vortäuschen einer Kompetenz, die nicht da ist. Professoren sehen selbstkritische Studenten oft lieber als altkluge, die sich gedanklich schon mit der eigenen Habilitation befassen.
Rhetorik erfordert viel Eigeninitiative
Wie kann man Rhetorik „lernen“? Grundsätzlich braucht man kein Profi sein, um rhetorische Mittel erfolgreich anwenden zu können. Selbststudium bringt Grundwissen, das in Rhetorik-Seminaren, die etwa an Volkshochschulen angeboten werden, ausgebaut werden kann. Obwohl gerade für das Studium wichtig, ist Rhetorik als eigenständige Fachdisziplin an deutschen Hochschulen noch selten. Die Germanistik interessiert sich zunehmend für sie, so dass wissenschaftlich-theoretisches Wissen auch für Studenten zugänglich ist. Für die Erlangung der praktischen Fähigkeiten sind sie jedoch auf Eigeninitiative angewiesen. Und die lohnt allemal: Gute Rhetorik kann zwar guten Inhalt nicht ersetzen – aber: Ein souveräner Vortrag ist ein entscheidender Pluspunkt und kann Referate und Prüfungen zum Erfolg führen.