Schwanger vom Ex. Das Oxytocin hat seinen Zweck erfüllt. Ist ein Neubeginn, eine Paartherapie oder die endgültige Trennung sinnvoll.
Beziehungen, die der Vergangenheit angehören, werden gelegentlich erneuert. Die Gemeinsamkeit hat ihre Spuren hinterlassen und bildet die Grundlage, um sich Vertrautem hinzugeben – dies kann in sexuellen Begegnungen ihren Ausdruck finden. Wenn eine Schwangerschaft daraus entsteht, ist das eine Situation mit mehreren möglichen Ausgängen.
Schwanger vom Ex: möglicherweise hat das Oxytocin den Sex mit dem Ex bewirkt
Das Bindungshormon („Treuehormon“) Oxytocin könnte daran beteiligt sein, dass die Verbundenheit früherer Liebesbündnisse aufgefrischt wird. Oxytocin wird im Hypothalamus gebildet und über den Hypophysenlappen in den Blutkreislauf abgegeben. Das muskelkontrahierende (zusammenziehende) Hormon bewirkt die Kontraktion der Gebärmutter beim Geburtsvorgang, spielt beim Stillen eine Rolle und wird beim Orgasmus oder dem Streicheln der Haut ausgeschüttet. Es bewirkt eine gehobene Stimmung und Ausgeglichenheit, die die emotionale Bindung und das Vertrauen der Beteiligten stärken.
Bei Männern hat es grundsätzlich einen geringeren Einfluss, weil das Zusammenspiel der männlichen Sexualhormone die Wirkung des Hormons abschwächt. Die evolutionsbiologische Grundlage dazu bildet die Annahme, dass die Frau den sexuellen Partner als Versorger und Vater ihrer Kinder behalten möchte. Das Bindungsverhalten wird natürlich von mehreren Faktoren beeinflusst. Die Fronten sollten vor dem Sex mit dem Ex geklärt werden.
Ist man schwanger vom Ex, muss die Lage für sich und zu zweit geklärt werden
Eine Schwangerschaft unter diesen Umständen kann zunächst ein Schock sein. Die Trennung noch nicht verarbeitet, unklar über den Beziehungsstand, fordert ein sich entwickelndes Leben sein Recht. Damit sich das emotionale Chaos nicht verstärkt, sollten beide Beteiligten zunächst ihr Verhältnis zueinander klären.
- Ist die Beziehung definitiv beendet, war die Begegnung ein Ausrutscher ohne Wunsch nach Wiederholung oder sind eventuell neue Partner beteiligt?
- War die Trennung ein Fehler? Soll die Beziehung erneuert werden?
- Ist ein Neubeginn für beide Beteiligten möglich?
- Welche Punkte führten zum Scheitern der Beziehung?
- Sind alte Wunden verheilt und kann man eingefahrene Muster durchbrechen?
- Ist das Vertrauensverhältnis noch gegeben? Gibt es gemeinsame Ziele, welche bei bewältigter Vergangenheit durchaus das gemeinsame Kind betreffen könnten.
Ist eine Frau schwanger vom Ex wird ein Neubeginn oft zur Belastung
Auf keinen Fall sollte ein Neustart ausschließlich des Kindes wegen, aus Angst vor Einsamkeit oder nach zu starken Verletzungen eingegangen werden. Enormer Stress und negative Gefühle wären die Folge.
Hat man sich auf Sex mit dem Ex eingelassen, sind positive Gefühle und körperliche Anziehung noch da, was ein großes Plus ist. Wenn in der Trennungszeit aktuelle Einsichten gewonnen wurden, die Gespräche ohne Vorwürfe ermöglichen, sollte einem Wiederaufnehmen der Beziehung nichts im Wege stehen.
Unabhängig von der Schwangerschaft sollte in der Folgezeit die Paarbeziehung gefestigt werden. So kann verhindert werden, dass sich eingespielte negative Muster wiederholen. Nachdem die Ursachen der Trennung besprochen wurden, sind Regelungen erforderlich, was konkret von wem in Zukunft verändert wird. Wird diese Krise miteinander durchgestanden, kann eine verstärkte Verbundenheit daraus entstehen.
Die rasch eingetretene Schwangerschaft vom Ex muss zusätzlich bewältigt werden. Das kann funktionieren, wenn die Beziehungsebene als Paar stimmt. Sie kann durch gemeinsame Aktivitäten und Rituale gestärkt werden. Die folgenden neun Monate können mit diesem Hintergrund zur gemeinsamen Aufgabe mit gegenseitiger Unterstützung werden.
Ist Paartherapie eine Lösung?
Sex mit dem Ex setzt gegenseitige Anziehung voraus. Mangelt es längerfristig an grundsätzlichem Vertrauen, gemeinsamen Interessen oder Treue, ist eine Paartherapie sinnvoll. Auch wenn die Schwangerschaft in dieser Situation emotional zu belastend ist, ist sie zur Klärung und Neugestaltung der Beziehung ratsam.
In deren Verlauf kristallisiert sich heraus, ob es noch einen Weg zueinander gibt oder sich beide endgültig trennen wollen. Festgefahrene Muster werden durch konstruktive und gesündere Verhaltensweisen ersetzt. Die Paartherapie hilft zu einer anderen Sichtweise im Umgang mit sich, dem Partner und der Partnerschaft. Adressen werden von Psychologen für Paarberatung, Pro familia oder öffentlichen Beratungsstellen vermittelt.
Wenn der Ex oder die Frau, die schwanger vom Ex ist, weiterhin EX bleiben möchten
Es ist möglich, dass der Ex zu keinem dieser Schritte bereit ist oder keine Verantwortung übernehmen möchte. Die Frau hat genug und möchte sich auf keine neue alte Beziehung mehr einlassen. In diesen Fällen hilft eine Schwangerschaftsberatung wie Pro familia oder die Caritas bei der Klärung der weiteren Vorgehensweise und eventuell nötiger finanzieller Hilfen. Wichtig ist die Unterstützung durch Eltern, Verwandte oder Freunde.
Sind die Fronten verhärtet und die vom Ex geschwängerte Frau möchte das Kind alleine bekommen, wäre eine Mediation für Paare bei Trennungen abzuwägen. Dabei werden rechtliche Belange außergerichtlich geklärt, gegenseitige Interessen berücksichtigt und die Gesprächsbasis bleibt erhalten.
Freundschaft mit dem Ex lebenslänglich – oder ein Ausrutscher mit Folgen
Besteht eine längere Freundschaft und war der Sex mit dem Ex ein Ausrutscher, ist die Situation äußerst schwierig. Ist das Kind da, fühlt sich die Mutter vielleicht doch im Stich gelassen. Der Ex sollte zu seiner Verantwortung stehen. Dies sollte auch klar ausgesprochen werden. Entstehen unter diesen Voraussetzungen keine Vorwürfe und Schuldzuweisungen, wirkt sich der kameradschaftliche Umgang positiv auf den Nachwuchs aus.