Wie der kleine Schmetterling das grüne Stadtbild verändert. Die Kastanienminiermotte ist ein Schädling der Weißblühenden Rosskastanie. Die Larven befallen ihre Blätter und richten durch ihren Fraß schwere ökologische Schäden an.
Läuft man durch die Straßen und Parks der deutschen Städte, fällt auf, dass viele umstehende Kastanien krank aussehen. Braune Stellen überziehen die grünen Blätter, zum Teil in einem erheblichen Ausmaß. Schuld an dem Zerfall ist ein Kleinschmetterling, die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella). Die Larven dieser Art fressen Gänge in die Blätter, die dessen Wasserversorgung stören und so die braunen Stellen entstehen lassen. Starker Befall kann zu einer frühzeitigen Entlaubung des gesamten Baumes führen. Die Wirtspflanze des Falters ist die Weißblühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum).
Die Kastanienminiermotte ist unbekannter Herkunft und breitet sich seit etwa 20 Jahren in Mitteleuropa aus. Der Schmetterling misst nur fünf Millimeter und ist ein schlechter Flieger. Sein leichter Körperbau und seine fransigen Hinterflügel ermöglichen ihm aber ein passives Driften durch den Wind und fördern so seine Ausbreitung. Über Reiserouten und Transportwege beschleunigt auch der Mensch die Expansion des kleinen Falters.
Der Entwicklungszyklus der Kastanienminiermotte
Die Weibchen legen im Schnitt 20 bis 30 Eier auf die Blattoberseite. Die Eier sind sehr klein und durchschimmernd und daher mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Bei starkem Befall können sich über 100 Eier auf einem Blatt befinden. Der Zeitpunkt des Schlüpfens ist witterungsabhängig und kann bis zu zwei Wochen dauern. Nachdem die Larven die Eier verlassen haben, graben sie sich in das Blatt ein und verbleiben dort in Minen, bis ihre Entwicklung abgeschlossen ist. Sie ernähren sich in den frühen Larvenstadien von dem Zellsaft der Pflanzen und später von ihrem Gewebe.
Nach ungefähr 30 Tagen spinnen die Larven ein Kokon und treten in das Puppenstadium über. Die Puppenruhe dauert mindestens zwei Wochen und schließt mit dem Schlupf des erwachsenen Falters. Über das Jahr verteilt entwickeln sich, je nach Wärmeperioden, drei bis vier Generationen. Die letzte Generation geht im Puppenstadium in eine Winterruhe, die bis zu sechs Monate dauern kann. Dabei befindet sich der Kokon im abgeworfenen Laubstreu.
Schadwirkung der Miniermotte
Ist eine Kastanie bis in die oberen Kronenbereiche von dem Falter befallen, vertrocknen viele der Blätter und rollen sich ein. Besonders in trockenen und heißen Jahren leidet der Baum unter dem Schädlingsbefall. Die zusätzlichen Witterungsbedingten Stressfaktoren begünstigen einen frühen Laubabwurf, der dann bereits in den Sommermonaten stattfindet. Doch nicht nur das Stadtbild leidet unter den kahlen Bäumen. Auch ihre stadtökologische Funktion als klimaregulierender und staubabsorbierender Baum kann die Kastanie dann nicht mehr erfüllen.
Möglichkeiten zur Bekämpfung des Schädlings
Der einfachste Weg, die Zahl der Schädlinge zu reduzieren, ist die Falllaubbeseitigung. Da die Puppen in dem abgeworfenen Laub überwintern, kann man sie im Herbst mit dem Laub weghaken. Um ihre Vernichtung sicherzustellen, sollte das Laub anschließend hohen Temperaturen über 40°C ausgesetzt werden. Als weitere Möglichkeit bietet sich eine Zerkleinerung des Laubs an.