Worin unterscheidet sich die Beziehung der Großeltern zu den Enkeln von der Eltern-Kind-Beziehung? Was macht die Beziehung so besonders?
Obwohl zwischen den Generationen der Enkel und der Großeltern oft ein sehr großer Altersunterschied besteht, verstehen sich die Enkel oft besser mit Oma und Opa als mit den eigenen Eltern. Liegt es wirklich nur daran, dass Großeltern immer mehr erlauben oder mehr Geschenke machen? Oder gibt es vielleicht einen ganz anderen Grund für die besondere Beziehung der beiden Generationen zueinander?
Geschenke sind nicht alles
In unserer heutigen Zeit sind die Großeltern oft selbst noch berufstätig und können nicht den ganzen Tag mit ihren Enkelkindern verbringen. Viele Omas und Opas gehen nach der Arbeit noch ihren eigenen Interessen nach oder treffen sich mit Freunden – da besteht kaum ein Unterschied zu den Freizeitaktivitäten der eigenen Kinder. Aber wenn die Enkelkinder zu Besuch kommen, tritt oft alles andere in den Hintergrund. Die gemeinsamen Erlebnisse schaffen ein sehr inniges Verhältnis, dabei ist es relativ unwichtig, wie oft man seine Enkelkinder sieht. Es ist entscheidend, wie intensiv man sich mit ihnen beschäftigt. Auch die Art und Weise der Beschäftigung ist sehr wichtig. Kinder freuen sich immer, wenn die Großeltern etwas mit ihnen unternehmen, das nicht zum alltäglichem Tagesablauf gehört. Und das Wichtigste ist: Großeltern nehmen sich die Zeit zum Zuhören. Ob kleine oder große Sorgen, Oma oder Opa helfen gern, ohne Vorwürfe zu machen oder zu bestrafen – denn dafür sind die Eltern da.
Jede Generation lernt von der anderen
In der frühesten Kindheit beginnt die Prägungsphase für die späteren Kontakte. Je früher die Großeltern intensiven Kontakt zum Enkelkind haben, desto besser entwickelt sich die gegenseitige Beziehung. Solch eine früh aufgebaute Vertrauensposition ist auch für das spätere Miteinander sehr wichtig. Durch den Kontakt mit ihren jugendlichen oder erwachsenen Enkeln haben Großeltern die schöne Möglichkeit, in Bezug auf technische Entwicklungen, neue Musik- oder Moderichtungen immer auf dem aktuellen Wissenstand zu sein. Und die Enkel lieben es, zu Weihnachten oder zu Ostern alten Bräuchen und Gewohnheiten liebevoll näher gebracht zu werden. Und wer mag nicht die Geschichten von früher, in denen die eigenen Eltern noch Kinder waren? So lernen die Enkel von den Großeltern, dass eine liebevolle Beziehung untereinander das Wichtigste ist.
Erziehen oder Verwöhnen? Welches Recht haben Großeltern?
Viele Großeltern hatten durch ihre eigene Berufstätigkeit wenig Zeit für ihre Kinder. Sie waren oft sehr streng mit ihnen und konnten sich auch manchmal nicht mit den Sorgen und Nöten ausreichend befassen. Das alles möchten sie jetzt an ihren Enkeln wieder gutmachen. Aber als Großeltern darf man nie vergessen, dass man nicht für die Erziehung der Enkel zuständig ist. Von den Eltern aufgestellte Regeln sollte man respektieren und beachten und sich nicht in die Erziehung einmischen. Ein wenig Verwöhnen ist in Ordnung, aber alles erlauben, was zu Hause verboten ist, wäre fatal. Auch hat sich in den letzten Jahren vieles in den Erziehungsmethoden verändert, so dass gut gemeinte Ratschläge schnell als Einmischung missverstanden werden können.
Als weiterführende Literatur wird das Buch “ Das Großeltern-Buch. Der Ratgeber für eine ganz besondere Beziehung“ von Miriam Stoppard, Dorling Kindersley Verlag, empfohlen.