Änderungen in einem düsteren Kapitel der deutschen Rechtschreibung. Die Reform der deutschen Rechtschreibung hat einiges an Änderungen und Vereinfachungen hervorgebracht. Kommt einem das zugute oder wird man damit sitzen gelassen?
Ein weit gestreutes Vorwort
Die Getrennt- und Zusammenschreibung ist bis zu den jüngsten reformerischen Tätigkeiten der Dudenredaktion noch nie einheitlich geregelt worden. Diesen Makel hat man im Zuge der Bemühungen um eine Sicherheit spendende, einheitliche Rechtschreibregelung behoben.
Nach einem langen Hin und Her, heftigen Auseinandersetzungen und Nachbesserungen liegt die endgültige Regelung seit dem 1. August 2006 vor.
Diese Reform versprach eine Vereinfachung der orthographischen Gepflogenheiten der deutschen Sprache, die nicht immer für jeden gleichermaßen logisch nachzuvollziehen waren. Das hörte sich gut an.
Regeln und Freiheiten
Hier nun die wichtigsten Änderungen und Ergänzungen der Regeln für die Getrennt- und Zusammenschreibung seit 1996, jenem denkwürdigen Jahr, in dem der Duden den staatlichen Auftrag verlor, für eine einheitliche Rechtschreibung zu sorgen.
- Bei den Wortverbindungen von Adverb und Verb gilt größtenteils wieder die Zusammenschreibung, speziell bei Adverbien der Richtung, des Ortes und der Zeit wie abwärts-, seitwärts-, rückwärts- / auseinander-, umeinander-, hintereinander- / beisammen-, zusammen-, davor-, dazwischen-, heraus-, herein-, vorweg-, vorbei-, weiter- und zurück-
Das kleine Wörtchen „größtenteils“ bedarf noch einer Erklärung. Was wäre die deutsche Sprache ohne Ausnahme von der Regel?
Aber, keine Sorge, da hilft das Gehör weiter: Gemäß der deutschen Tradition, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung auf die Betonung der einzelnen Wörter zu achten, kann man sich getrost weiterhin darauf verlassen.
Schließlich kann man ja einen Teil wegnehmen und den Rest da lassen, wo er ist. Deswegen muss er ja nicht abhandenkommen.
Womit wir schon bei der nächsten Regel wären:
- Wörter, die so nicht mehr frei vorkommen, sondern an bestimmte Verben gebunden sind, schreibt man mit eben jenen Verben auch zusammen wie abhanden-, einher-, überhand-, vorlieb- oder zurecht. Dies gilt auch für fehl-, irre-, kund-, wahr- u. a.
Das muss einen nicht in die Irre führen, das kann einem nur leidtun. Denn:
- Wenn Substantive in der Verbindung mit einem Verb die Eigenschaft eines eigenständigen Substantives verloren haben, schreibt man diese Wortverbindung zusammen, also auch: leidtun, nottun, bankrottgehen und pleitegehen.
Doch es heißt nicht nur achtgeben und maßhalten, sondern auch Acht geben und Maß halten. Das wiederum ist schwer verständlich.
- Dafür werden Verbindungen von einfachen Adjektiven und einfachen Verben einfach auseinandergeschrieben oder einfach auch zusammen.
Denn man könnte ja einen Buchstaben klein schrieben, einen anderen großschreiben. Oder jemanden kalt stellen, aber auch kaltstellen. Das kann einem richtig schwerfallen, aber notfalls kann man sich auch krankschreiben lassen. Um es kurz und schmerzlos zu machen:
- Hat die Wortverbindung aus Adjektiv und Verb eine übertragene Bedeutung, schreibt man sie zusammen.
Auch hier gilt: genau hinhören!
- Das gilt im Übrigen auch für Wortverbindungen aus zwei Verben.
Man kann nämlich einen Menschen kennenlernen, aber auch eine Sprache kennen lernen. Oder einfach sitzen bleiben, aber in der Schule – leider – sitzenbleiben. Das ist für allein erziehende Mütter nicht immer ganz einfach. Vor allem, wenn sie alleinerziehend sind. Weil:
- Da gibt es diese Wortverbindungen aus einem als Adjektiv getarnten Partizip als zweitem Bestandteil, die man zusammenschreiben, es aber auch lassen kann.
Das kann also eine Geld zehrende oder auch geldzehrende Angelegenheit werden.
Das waren die selbst gebackenen Erläuterungen zu den selbstgebackenen Regeln der Dudenredaktion.
Wohlüberlegte Denkanstöße
Um noch schwerwiegende Bedenken auszuräumen: Natürlich ist eine einheitliche Regelung der Orthographie einer Sprache sinnvoll. Wie sonst sollte wohl ein Lehrer die Rechtschreibung von Schülern beurteilen können?
Und noch ein Lob für die neuen, glatt gehobelten Regeln: Man muss dem Duden zugutehalten, dass man viel mehr Freiheiten hat. Damit muss man umgehen können. Und sich entscheiden können. Nicht durcheinandergeraten.
Und sich auf sein Gehör verlassen…