Prävention in der Physiotherapie ist auch im Bewegungsbad mittels Wassergymnastik möglich, welche Einsatzbereiche gibt es?
Zur Vorbeugung von gesundheitlichen Einschränkungen oder auch zur Erhaltung des Zustandes bei bestehenden Erkrankungen sind physiotherapeutische Angebote in der Prävention sinnvoll. Diese können sowohl an Land als auch im Wasser stattfinden und bestehen meistens aus Gruppen. Im Bewegungsbad sind Einzeltermine und auch Gruppenangebote üblich.
Bewegung unter Reduzierung der Eigenschwere im Bewegungsbad
Da die Auftriebskraft des Wassers die Eigenschwere des Körpers auf ein Zehntel reduziert, sind hier passgenaue Angebote für Menschen möglich, die unter der Last ihres Körpers kein hilfreiches Körpertraining absolvieren können. Angesprochen sind hier Menschen mit hohem und sehr hohem Körpergewicht, die sich im Wasser bewegen können, ohne die Gelenke übermäßig zu belasten. Auch Menschen, die mit empfindlichen Gelenken oder bereits vorgeschädigten Gelenken durch die Welt gehen, können hier meist ohne große Einschränkungen sportlich tätig werden. Die Erfahrung der Abnahme des Eigengewichtes beim Bewegen kann auch zur allgemeinen Entspannung beitragen und so eine hilfreiche Komponente in der Prävention von stressbedingten Beschwerden sein.
Bewegung unter hoher Temperatur im Bewegungsbad
Da das Wasser im Bewegungsbad eine Temperatur zwischen 32 und 34 Grad hat, sind hier alle Menschen angesprochen, die kälteempfindlich sind. Das können sowohl Menschen mit bestehenden Nieren- und Blasenerkrankungen sein, aber auch bei kälteempfindlichen Gelenken kann es sinnvoll sein, von der Wassertemperatur zu profitieren und in Verbindung mit der Auftriebskraft zu trainieren.
Bei hoher muskulärer Spannung sinkt der Tonus allein durch die umgebende Wassertemperatur. In Verbindung mit der Tatsache, dass bei hinzukommender Bewegung für das Training auch weniger Muskelkraft aufgebracht werden muss, ist das Bewegungsbad eine prima Alternative für Menschen, die einen muskulären Hypertonus haben. Dieser kann durch Fehlhaltungen oder Bewegungseinschränkungen entstehen oder auch bei hohem äußeren Druck, der als Stress empfunden wird. Auch Menschen mit Schmerzerkrankungen können oft im Wasser gut trainieren und erhalten sich so ihre Fitness.
Bewegung bei hohem Reibungswiderstand im Bewegungsbad
Der Reibungswiderstand des Wassers ermöglicht eine Bandbreite des körperlichen Trainings, die seinesgleichen sucht. Er kann als Führungswiderstand benutzt werden und somit Möglichkeiten der körperlichen Ertüchtigung für Menschen im Wasser schaffen, die sich an Land wegen der Sturzgefahr nicht mehr frei bewegen wollen. Ältere Menschen profitieren von diesem Effekt sehr, aber auch Menschen, die allgemein unsicher auf dem Boden sind, sei es aus physischen oder psychischen Gründen. Im Wasser kann Sicherheit wieder trainiert werden.
Auch eine sehr physiologische Beanspruchung der Skelettmuskulatur ist im Wasser möglich, das reicht von einer einfachen Kräftigung bis hin zu einem Üben von komplexen Bewegungsmustern. Menschen, die im Tagesverlauf wenig Bewegung haben, wie das zum Beispiel in sitzenden Berufen der Fall sein kann, können hier effektiv und in kurzer Zeit ihre Muskulatur trainieren, die der aufrechten Haltung dient.
Bewegung unter hydrostatischem Druck im Bewegungsbad
Da der hydrostatische Druck das venöse System komprimiert, ist Sport im Bewegungsbad für alle hilfreich, die unter einer Bindegewebsschwäche leiden, und zum Beispiel Krampfadern vorbeugen wollen oder zumindest hinauszögern. Eine durchaus gut gemeinte sportliche Betätigung an Land kann hier eher kontraproduktiv wirken, denn im Wasser werden die Venen nicht mit großen Blutmengen belastet, da dieses schnell ans Herz zurückgegeben wird. Und auch dieser Effekt lässt sich zusätzlich nutzen, denn unter wenig äußerer Belastung ist ein effektives Herz-Kreislauf-Training im Bewegungsbad möglich.
Wo findet präventive Physiotherapie im Bewegungsbad statt und wer bezahlt sie?
Viele Kliniken und Rehaeinrichtungen öffnen teilweise ihre Bewegungsbäder auch für Menschen von außen. Auch in vielen Schwimmhallen gibt es breite Angebote an Sport im Bewegungsbad. Diese werden nicht immer von Physiotherapeuten durchgeführt, auch Sportwissenschaftler, Sport- und Gymnastiklehrer oder Aqua-Fitnesstrainer sind hier richtige Ansprechpartner für gesunde Bewegung im Wasser.
Die Prävention in der Physiotherapie ist keine Kassenleistung in Deutschland und daher nicht verordnungsfähig. Es gibt aber immer wieder Kurse, die von den Krankenkassen finanziell unterstützt oder sogar selbst angeboten werden. Hierzu können die Veranstalter und Übungsleiter immer detailliert Auskunft geben. Die meisten Krankenkassen bezuschussen ebenfalls die Angebote im Aquasport, die sich die gleichen Wassereffekte zu Nutze machen und in vielen Schwimmbädern angeboten werden.