Wer ein Buch veröffentlichen möchte, muss einen geeigneten Verlag finden. Der erste Kontakt ist dabei entscheidend für den Erfolg. Wir zeigen, wie es geht.
Das Schreiben von Kurzgeschichten, Romanen oder Gedichten zählt zu den populärsten Hobbys im deutschsprachigen Raum. Wenig verwunderlich, gibt es doch nur wenige Freizeitbeschäftigungen, die dermaßen einfach und günstig auszuüben sind. Dank der Alphabetisierung verfügen in hiesigen Breiten die meisten Menschen über die Fähigkeit des Schreibens und Lesens, und die enorme Verbreitung des Computers macht die Anschaffung einer Schreibmaschine oder mühsames Schreiben mit der Hand überflüssig.
Doch die Ambitionen vieler Hobbyautoren enden nicht beim Abspeichern der Texte auf der Festplatte oder dem Vorlesen der Geschichten im Bekanntenkreis. Fast jeder Hobbyautor hegt zumindest insgeheim die Hoffnung auf Veröffentlichung seiner Manuskripte, eingedenk angenehmer Nebeneffekte wie Reichtum, Anerkennung und Ruhm. Obwohl sich nur wenige Schriftsteller den Traum einer erfolgreichen Karriere erfüllen können, ist die Veröffentlichung eines Buches in einem Publikumsverlag keineswegs illusorisch. Wie es funktionieren kann, wird nachfolgend Schritt für Schritt erläutert.
Das Manuskript fachgerecht aufbereiten
Endlich ist das Manuskript nach vielen Monaten abgeschlossen – endet hiermit die Arbeit für den ehrgeizigen Hobbyautor? Keineswegs! Was nun folgt, ist als mindestens genauso wichtig einzustufen, wie das Erzählen einer spannenden Geschichte. Zunächst sollte man den Text von Testlesern auf Herz und Nieren abklopfen lassen. Denn: Kein Manuskript ist auf Anhieb makellos. Mal schleichen sich logische Ungereimtheiten ein, mal sind manche Passagen viel zu ausführlich geraten und andere kaum nachvollziehbar, weil wichtige Informationen fehlen.
Keinesfalls vernachlässigt werden darf die korrekte Grammatik. Sprache ist das Werkzeug des Schriftstellers, das dieser für seine Profession unbedingt beherrschen muss. Ein mit Rechtschreibfehlern gespicktes Manuskript wird kein Publikumsverlag ernsthaft für eine Veröffentlichung in Erwägung ziehen, da ein solches auf mangelnde Sorgfalt des Autors schließen lässt. Die automatische Rechtschreibprüfung von „Word“ ersetzt dabei weder den Duden in der Hand, noch das Lektorat durch einen sprachlich sattelfesten Bekannten.
Die Standard-Manuskriptseite
Empfehlenswert ist zudem die Aufbereitung des Textes in der so genannten Standard-Manuskriptseite. Diese dient nicht nur der flüssigeren Lesbarkeit des Textes, sondern auch dafür, ein ausgedrucktes Manuskript mit detaillierten Anmerkungen versehen zu können.
Idealerweise wird die Standard-Manuskriptseite folgendermaßen formatiert:
- Schriftgröße: 11 Punkt
- Schriftart: Courier New
- Linksbündiger Textverlauf
- Zeilenabstand: 1,5 Zeilen
- Silbentrennung deaktiviert
- Einstellung der Seitenränder drauf, dass jede Zeile 60 Zeichen und jede Seite 30 Zeilen zulässt
Dem sauber layoutierten, von Rechtschreibfehlern bereinigten und von Testlesern hoffentlich hymnisch gefeierten Text steht nunmehr die Feuertaufe bevor. Die Verlagssuche!
Den richtigen Verlag finden
Alleine in Deutschland gibt es fast 2.000 Verlage, was die Verlagssuche auf den ersten Blick einfach gestaltet. Denn angesichts der zahlreichen Anbieter sollte die Auswahl leicht fallen. Was hierbei oft nicht berücksichtigt wird: Jeder Verlag hat sein eigenes, ganz spezielles Programm. Deshalb kann man sich die Mühe sparen, seinen blutrünstigen Horrorroman einem Kinderbuchverlag anzubieten. Das Zauberwort zur Vermeidung solcher Peinlichkeiten lautet „Recherche“. Was nach mühevoller Kleinarbeit klingt, erweist sich jedoch in Zeiten des Internet als einfache Fingerübung.
Inzwischen verfügt so gut wie jeder ernsthaft betriebene Verlag über eine eigene Website. Um den geeigneten Verlag zu finden, genügt meist ein kurzer Blick auf die Verlagswebsite. Diese informiert im Regelfall nicht nur über das Programmangebot, sondern auch darüber, ob Manuskripteinsendungen erwünscht sind, und falls ja, wer diese entgegennimmt. Diese Informationen sollten unbedingt beherzigt werden. Werden Manuskripteinsendungen ausschließlich in gedruckter Form und vom braven Postboten persönlich übermittelt verlangt, können E-Mails einen schlechten ersten Eindruck hinterlassen.
Begleitschreiben, Leseprobe und Exposé
Egal, ob ein Manuskript ganz klassisch mit der Post oder per E-Mail übermittelt werden soll: Keinesfalls darf ein kurzes, knackiges Begleitschreiben fehlen, mit dem der hoffnungsfrohe Schriftstellernachwuchs Interesse für sein Werk schürt. Gleich dem Bewerbungsschreiben kommt dem Begleitschreiben entscheidende Bedeutung zu: Der erste Eindruck ist der wichtigste überhaupt! Achten Sie deshalb auf eine höfliche und vor allem korrekte Begrüßung. Eine Lektorin mit „Sehr geehrter Herr“ anzusprechen ist ein ebenso schlimmer Fauxpas, wie etwa den Namen der Ansprechperson falsch zu schreiben.
Einleitend sollte sich der Autor kurz vorstellen (falls bereits Veröffentlichungen gelungen sind die wichtigsten herausstreichen) und danach sein Manuskript in wenigen Sätzen umreißen, ohne in nichtssagende Floskeln zu verfallen. Den Abschluss kann etwa eine Erklärung bilden, weshalb man sein Manuskript gerade diesem Verlag anbietet (beispielsweise auf Grund des speziellen Programms mit vielen interessanten Büchern, von denen man selber bereits einige mit großem Interesse gelesen habe).
Meist wünschen Verlage nicht die Einsendung des gesamten Manuskripts, sondern einer Leseprobe samt einem Exposé. Auch wenn die Versuchung naheliegt, als Leseprobe die spannendste Passage des Romans auszuwählen: Ein mitreißendes Buch ist von Beginn an spannend, weshalb durchaus zu empfehlen ist, die ersten Seiten des Manuskripts auszuwählen.
Eine Kunst für sich ist das Verfassen eines Exposés. Dieses sollte nur wenige Seiten lang sein und wie eine grobe Skizze das Gesamtbild dergestalt andeuten, dass der Leser eine ungefähre Vorstellung vom Plot und den Protagonisten erhält. Dialoge, Nebenfiguren oder detaillierte Beschreibungen sind in einem Exposé verpönt. Auch wenn es naturgemäß keine exakten Vorgaben dazu gibt, wie ein Exposé aufgebaut sein muss, schadet es nicht, sich mit dem professionellen Verfassen eines solchen eingehend zu beschäftigen. Immerhin kann es den entscheidenden Ausschlag dafür geben, ob ein Verlag das gesamte Manuskript anfordert oder nicht.
Nachhaken: Fingerspitzengefühl gefragt
Der schwerste Teil der Verlagssuche steht jedoch erst jetzt bevor: Das mitunter lange Warten auf eine Antwort. Verständlicherweise werden hoffnungsfrohe Autoren rasch ungeduldig und haken mitunter zu rasch nach. Eine kurze Anfrage, ob die Unterlagen beim Verlag angekommen sind, gilt als angebracht. Vor ständigen, aufdringlichen Nachfragen oder Bitten sollte man sich jedoch tunlichst hüten. Das exakte Lesen und Bewerten eines Manuskripts, einer Leseprobe oder eines Exposés kann geraume Zeit in Anspruch nehmen. Wenn sich auf dem Schreibtisch des Lektors ganze Manuskriptstapel zu bedrohlich schwankenden Papiergebirgen aufstapeln, ist viel Geduld gefragt. Zeigen Sie deshalb Fingerspitzengefühl und geben Sie den Verlagsmitarbeitern Zeit, sich Ihrem Werk mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu widmen.
Von Absagen nicht entmutigen lassen
Sollte nach der als viel zu lang empfundenen Wartezeit eine Absage erfolgen, lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Kaum ein Autor der Weltgeschichte konnte gleich für sein erstes Manuskript auf Anhieb einen Verlag finden. Schließlich hat auch jeder Bestsellerautor als Anfänger begonnen und Meister ist bekanntermaßen noch keiner vom Himmel gefallen. Angeblich soll sich ein heute weltberühmter Schriftsteller sein Arbeitszimmer mit Absageschreiben tapeziert haben, um ihn daran zu erinnern, wie schwer aller Anfang ist.