Trotzdem hat Spiekershausen, ein kleines Dorf im Kaufunger Wald, für Wanderer, Ausflügler und Freizeitsportler viele Attraktionen zu bieten.
Wer von Sandershausen, einem nördlichen Vorort von Kassel, am rechten Fuldaufer flussabwärts spaziert, trifft unterwegs eine Menge Freizeitsportler. Joggend, auf Inlineskatern, Sporträdern, zu Fuß mit Hund an der Leine oder Omi am Arm – an sonnigen Wochenenden scheint alles Volk nach Spiekershausen zu streben, einem kleinen Dorf in der Gemeinde Staufenberg. Weiter geht es auch nicht an dieser Uferseite. Die malerische Flussschleife rund ums Gut Kragenhof kann man nur vom südwestlichen Fuldaufer aus genießen. Eine Brücke oder Fähre rüber ins Hessische gibt es nicht. Erst das Wehr bei Wahnhausen gestattet einen Flussseitenwechsel.
Hier am südlichsten Zipfel von Niedersachsen ist das Gelände für Uferwege zu wild und steil. Schuld daran ist der Mühlenkopf. Für den Wanderfreund ist der Berg jedoch kein Problem. Denn schöne Wege gibt es überall und erst recht, wenn es durch den Kaufunger Wald geht.
Ein interessanter Berg für Wanderer und Bahnreisende
Der 252 Meter hohe Mühlenkopf hat nicht nur den Fahrradverkehr unterbrochen. Auch kalte Winde prallen an seiner Nordseite ab und bescheren den Spiekershäusern durchschnittlich zwei Grad wärmere Tage und Nächte. Diese mollige Lage lieben vor allem die Freizeitfischer. Überall, ob am Sportplatz, am Gasthaus Fuldagarten oder am Dorfplatz hinterm Seniorenheim Birkenhof, packen die Angler ihre Utensilien aus und warten auf den großen Fang. Doch bis ein Hecht anbeißt, solange sollte der Wanderer nicht verweilen, sondern besser entlang an der niedersächsischen Riviera, so wird dieses Stückchen Fuldaufer auch gern genannt, westwärts schlendern. Vorbei an der ehemaligen Wassermühle sind rechts am Hang schönen Anwesen zu bewundern. Links tuckern Ausflugsschiffe, flitzen Motorboote, und paddeln Wassersportler vorbei.
Und geradeaus in naher Ferne spannt sich die ICE-Brücke hoch über die Fulda. Auch der Eisenbahn hat es der kleine Berg angetan. Sie durchbohrte ihn mit dem 1.345 Meter langen Mühlenkopftunnel und beseitigte so auf der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg zwischen Göttingen und Kassel für sich einige Hindernisse.
Das sollten für den Wanderfreund genug Gründe sein, um mit einem kleinen Trip rund den Mühlenkopf den Berg zu ehren.
Ein Bahnhof im Brombeergebüsch
Am Ende des Uferweges in Spiekershausen muss man scharf rechts in die Gasse „Im Wilhelmsland“ einbiegen. Früher gab es mal einen kürzeren Weg zur ehemaligen Bahnhaltestelle. Doch der ist mit Brombeergebüsch zugewachsen. Deshalb ist es besser, bergan den Bürgersteig an der Kreisstraße (K 214) zu nehmen. Und schon steht man über den Dingen, lässt den Blick über Fulda und Bahntrasse schweifen und träumt den davonrasenden Züge hinterher.
Kurz nach der Kurve wird die Straße verlassen und links der Waldweg nach Speele eingeschlagen. Jetzt spaziert der Wanderer, wenn die Züge gerade den Mühlenkopftunnel passieren, den Bahnreisenden sogar auf dem Kopf herum. An der nächsten Waldwegkreuzung nach zirka einem Kilometer geht es rechts bergan wieder gen Süden über die K 214 und ein paar Schritte weiter auf der alten Spiekershäuser Straße entlang, die jetzt ein Forstweg ist. Hier stellt ein Feld den Wanderer vor die Frage: Gehe ich rechts oder links herum? Rechts lockt der grüne Wald. Der Weg zum Dorf ist mit weißen Punkten gekennzeichnet. Doch links umrundet man den Mühlenkopf erst wirklich.
Weite Aussicht ist des Wanderers Lohn
Wer eine weite Aussicht liebt und keinen buckligen Grund scheut, wird belohnt. Am Feldrand geht es hinunter zur Straße „Im Eichholz“. Zwischen Friedhof und Dorfgemeinschaftshaus kommt man auf der vor kurzem sanierten Ortsdurchfahrtsstraße an. Links liegt der Dorfkern von Spiekershausen. Hier gibt es eine schöne alte Dorfkirche mit einem Jesuskreuz, geschaffen von dem bekannten Bildhauer Gustav Eberlein. Die ältesten Häuser des Dorfes und die Straße, in der Eberlein geboren wurde, sind auch zu entdecken. Und bei schönem Wetter lädt der große Biergarten der Gaststätte „Fuldagarten“ ein, die letzten Sonnenstrahlen des Tages im Freien zu genießen.
Übrigens schauen jetzt am Abend die Radler vom bequemen Radweg an der linken Fuldaseite neidisch herüber. Denn hier scheint noch lange die Sonne ins Flusstal hinein, während sie schon im Schatten stehen.
Der Wanderweg rund um den Mühlenkopf ist etwa 4,5 Kilometer lang, wenn man am Dorfplatz startet. Die Gehzeit beträgt 1,5 Stunden. Von Spiekershausen aus lohnt sich an den Wochenenden auch ein Abstecher zu Rathfelders Hundeschule am Sportplatz oder in die entgegengesetzte Richtung zur Staustufe Wahnhausen und zum Gut Kragenhof. Gepflegte Bänke am Fuldaufer und am Mühlenkopf laden zum Rasten und Schauen ein.