Ein Hobby, das aus einer Wirtschaftskrise entstand. Sie ist aus Plastik, quietschebunt, federleicht und billiger als andere: die originale Swatch-Uhr. Aus revolutionärem Markenerfolg wurde weltweiter Sammlerkult.
Die heute unter dem Namen „Swatch Group“ firmierende SMH AG hat Anfang der 80er Jahre mit dem Lancieren der ersten Swatch-Uhr nicht nur die Schweitzer Uhrenindustrie während einer Krise revolutioniert, sondern auch einen regelrechten Sammlermarkt etabliert.
Dank Swatch ist die Schweiz Weltmarktführer geblieben
Die Uhrenindustrie in der Schweiz befand sich in den 70er Jahren in einer schlimmen Krise: Die fernöstliche Konkurrenz hatte die bis dahin dünnste Armbanduhr entwickelt und damit die Schweizer unter technologischen Gesichtspunkten überholt. Daraufhin wartete die für diesen Zweck gegründete Schweizer Gesellschaft für Mikroelektronik und Uhrmacherindustrie (SMH) mit einem neuen Konzept auf: Die erste Swatch umfasste nur noch 51 Komponenten anstatt 91, war damit leichter als jede Konkurrenz und noch dazu günstiger zu erwerben. 12 Modelle gab es hiervon, darunter bereits eine gelbe, eine rote und eine blaue.
Schrille Farben, verrückte Designs und innovative Technologien prägen Swatch-Kollektionen bis heute
Der Sammlertrend begann schon mit dem danach folgenden Konzept der POP-Swatch. Abgesehen von den schrillen Farben und denn verrücktesten Mustern, hatte sie ein ungewöhnlich breites Nylonband und war in drei Einzelteile zerlegbar: Das Band, die Halterung der Uhr und die Uhr selbst. So konnten die bunten Bänder variiert oder ganz weggelassen werden; die Uhr wurde dann nur noch mit der Halterung an der Kleidung befestigt.
Fast von Beginn an unterstützte Swatch „Querolanten“ wie Freestyle-Skiläufer, Breakdancer und Street-Painter. Das wiederum verstärkte das revolutionäre Markenimage von Swatch. An innovativen Technologien fehlt es den halbjährlich wechselnden Swatch-Kollektionen bis heute nicht. So gibt es beispielsweise Uhren mit eingearbeitetem Chip zur Datenspeicherung für Zugangskontrollen. Andere verfügen über einen in die Uhr integrierten Tages-, Wochen- oder Saison-Skipass, der in über 600 Skigebieten weltweit funktioniert. Ganz zu schweigen von den Uhren der Beats-Kollekion: Diese ist ein Versuch, die Zeit nun gänzlich zu revolutionieren. Denn die „Beats-Uhren“ teilen den Tag nicht mehr in 24 Stunden á 60 Minuten á 60 Minuten ein, sondern in 1000 Beats. Und Beat 333 ist weltweit im gleichen Moment Beat 333.
Weiterhin ein starker Sammlermarkt
Mit solchen Innovationen wurde Swatch schnell Kult. Und ebenso wie Swatch-Begründer Nicolas Hayek trug man zeitweise auch schon mal zwei Swatch-Uhren an einem Handgelenk. Obwohl der Swatch-Kult seit Ende der 80er nachgelassen hat, gibt es noch immer einen weltweiten Sammlermarkt, der unter anderem von Swatch in einem Club organisiert wird. Aber auch unabhängige Internet-Portale und Tauschbörsen dienen den Kult-Anhängern zum Erwerb neuer Sammlerstücke. Das Begehrteste – eine der insgesamt 140 „Swatch Art Special oigol ORO“ von Mimmo Paladino – wurde im Jahre 1991 auf der Auktion für Gegenwartskunst mit umgerechnet mehr als 31.000,- Euro bezahlt.
Dass in 2006 die 333 Millionste Uhr vom Band gerollt ist und Swatch bis zum Jahr 2033 1111 Millionen verkaufte Swatch-Uhren feiern will, gibt allen Anlass, auch an einen weiterhin starken Sammlermarkt zu glauben.