Biologisch produzierte Milch ist längst kein Nischenprodukt von Naturkostläden und Reformhäusern mehr. Sie wird nicht nur auf regionalen Märkten und in Hofläden angeboten, sondern hat mittlerweile auch einen festen Platz in den Kühltheken der meisten Discounter. Als Konsument hat man somit jederzeit die Wahl. Doch worin liegen eigentlich die entscheidenden Unterschiede zwischen Bio-Milch und konventioneller Milch?
Bio-Milch stammt von glücklichen Kühen
Zunächst kommt es den Kühen zugute, wenn Du Milch aus biologischer Herstellung kaufst. Denn eine Auszeichnung mit dem Bio-Siegel ist an eine artgerechte Tierhaltung gebunden und schreibt diesbezüglich ausreichend Bewegungsraum mit Einstreu, frische Luft und Tageslicht sowie den Kontakt mit Artgenossen vor. Hinzu kommen regelmäßiger Auslauf oder Weidegang. Letzterer garantiert einen hohen Grünfutteranteil auf dem Speiseplan – und viel frisches Grün ist nicht nur der Lebensqualität und Gesundheit der Kühe zuträglich, sondern auch im Sinne der Ökologie.
Jegliches Futter für Bio-Kühe stammt in der Regel aus dem ökologischen Landbau: Dieser verzichtet unter anderem auf synthetische Stickstoffdünger und Pestizide und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Gewässer- und Bodenschutz. Des Weiteren muss jeder Biohof sein Futter zu mindestens 50 Prozent selbst erzeugen – so entsteht ein Kreislauf, der nicht zuletzt Energie spart.
Und: Verfüttert werden vor allem Weidegras, Heu, Zwischenfrüchte, Futterkartoffeln und Stroh. Nur bei Versorgungsknappheit ist ein Zusatz von geringen Mengen konventioneller und in der EG-Ökoverordnung festgelegter Futtermittel erlaubt. Nicht erlaubt sind dagegen Tiermehl und Gentechnik in Form von gentechnisch veränderten Sojabohnen, Mais oder Raps sowie wachstums- und leistungsfördernde Stoffe.
Antibiotika und chemisch-synthetische Tierarzneimittel wiederum dürfen nur im Notfall eingesetzt und müssen dokumentiert werden. Stattdessen werden Erkrankungen überwiegend mit Naturheilverfahren behandelt. Im Vordergrund steht jedoch die Prophylaxe: Aufgrund der artgerechten Tierhaltung und des besseren Futters sind Bio-Kühe weniger anfällig für Krankheiten als gestresste Hochleistungskühe. Bio-Kühe sind gesünder – und sie geben gesündere Milch.
Bio-Milch ist gesünder
Die primär auf Grünpflanzen statt Maissilage und Kraftfutter ausgerichtete Fütterung macht Bio-Milch im Vergleich zu konventioneller Milch zu einem hochwertigeren Lebensmittel mit gesundheitlichen Vorteilen: So fanden britische Wissenschaftler heraus, dass biologisch erzeugte Milch fast zwei Drittel mehr Omega-3-Fettsäuren enthält. Diese essentiellen Fettsäuren senken unter anderem das Herzinfarktrisiko und können vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Sie müssen deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden, wozu Bio-Milch einen nicht unwesentlichen Beitrag leisten kann.
Werden Kühe in konventioneller Haltung mit Mais, Soja und Weizen gefüttert, enthält die Milch mehr Omega-6-Fettsäuren. Dieses stimuliert von Geburt an die Produktion von Fettzellen und hilft bei der Fetteinlagerung. Die veränderte Zusammensetzung der Milch ist so seit den 50er Jahren für die Fettleibigkeit bei Kindern verantwortlich, wie französische Wissenschaftler herausfanden.1
Eine Studie des dänischen Instituts für Landwirtschaftsforschung bescheinigte der Milch von Bio-Kühen zudem einen deutlich höheren Gehalt an Vitamin E (ca. 50 Prozent mehr) und Beta-Carotin (ca. 75 Prozent mehr) – Vitamin E schützt Zellen vor freien Radikalen und beugt Arterienverkalkung vor, das im Körper zu Vitamin A umgewandelte Beta-Carotin ist vor allem für Augen und Haut wichtig. Damit nicht genug: Bio-Milch enthält auch dreimal soviel konjugierte Linolsäure (CLA) wie konventionelle Milch. Diese im Pansen von Wiederkäuern gebildeten Fettsäuren wirken krebshemmend, reduzieren das Körperfett und stärken das Immunsystem.
Warum Bio-Milch teurer ist
Der höhere Preis von Bio-Milch ist bedingt durch einen niedrigeren Futtermittelertrag im ökologischen Landbau, durch die Bereitstellung von Weiden sowie größere Stall- und Auslaufflächen: Bio-Kühe werden nicht als Milchfabriken, sondern als Lebewesen betrachtet und entsprechend behandelt. Deshalb geben sie 15-20 Prozent weniger Milch als mit Kraftfutter und Arzneimitteln gedopte Hochleistungskühe. Für den Aufpreis bekommt man gesunde Milch von glücklichen Kühen. Bio-Milch kaufen lohnt sich somit – für Mensch, Tier und Natur. Ein Unterschied, den man schmeckt.