Wie feiert man ökologische Weihnachten? Auf jeden Fall muss man auf nichts verzichten. Es gibt: Bio-Tannenbaum, Bio-Christbaumschmuck, Bio-Karpfen…
Die weiße Weihnacht wird durch den Klimawandel verdrängt, und mit der Nachhaltigkeitsdebatte drängt immer mehr die „grüne“ Weihnacht in die Wohnzimmer. „Grün“ im Sinne von „ökologisch korrekt“. Was jetzt noch wie ein Trend aussieht, ist bei schmelzenden Polen, steigenden Meeresspiegeln und leeren Fischgründen schon längst eine Notwendigkeit.
Doch will man sich das Fest nicht verderben lassen; und man muss es auch nicht. Es geht nicht um düstere Weltuntergangszenarien, sondern um kreative Problemlösungen. Es geht nicht um Verzicht, sondern um Alternativen. Und wenn man es sich genauer betrachtet: Schlitten statt Auto und Klamotten, die lange aufgetragen werden – der Weihnachtsmann ist ein Öko.
Bio-Weihnachtsbäume und Mistelzweige
Das umweltfreundliche Weihnachtsfest beginnt beim Tannenbaum. Den Bio-Weihnachtsbaum ohne Pestizide und chemischen Düngern erkennt man an einem Siegel. Für eine umweltgerechte Anbauweise stehen beispielsweise das Bioland-Siegel und das Naturland-Siegel. Die Bäume stammen entweder aus Weihnachtsbaumkulturen, die sich an die EU-Verordnung zum naturgerechten Gartenbau halten, oder aus ökologisch bewirtschafteten Wäldern. Ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen die Gütezeichen des Forest Stewardship Council (FSC) und des Programme for Endosement of Forest Certification Scheme (PEFC).
Kann man den Baum nach dem Fest nicht im eigenen Garten kompostieren oder zu Brennholz verarbeiten, sollte man ihn vom regionalen Entsorgungsunternehmen abholen lassen, natürlich ungeschmückt. Mit Kunstschnee besprühte Zweige sind nicht mehr kompostierbar. Auf Plastikweihnachtsbäume sollte man verzichten. Sie werden aus Erdöl hergestellt und können giftige Flammschutzmittel und Schwermetalle enthalten. Sowohl ihre Herstellung als auch die Entsorgung belasten die Umwelt unnötig.
Ebenso sollte man auf Mistelzweige verzichten. Diese stammen laut Bayerischem Umweltamt aus Wildsammlungen, da sich der kommerzielle Anbau nicht bezahlt macht. Europaweit gehen die Bestände zurück. Die Pflanzen brauchen sehr lange zum Wachsen. Eine Mistel von 50 Zentimetern Umfang ist etwa 30 Jahre alt. Die Bestände können sich also nicht mehr erholen, sollten sie regelmäßig und in großer Menge abgeerntet werden.
Natürlicher Christbaumschmuck
Der umweltgerechteste Öko-Christbaum bringt nichts, wenn man ihn mit Lametta und Acryl-Kugeln voll hängt. Diese führen bei der Entsorgung zu giftigen Gasen und bleiverseuchten Böden und Gewässern. Schnee- und Glittersprays sollte man schon aus gesundheitlichen Gründen nicht verwenden. Lungen und Bronchien werden es einem danken. Die leeren Dosen gehören jedanfalls auf den Wertstoffhof.
Reine Glaskugeln kann man über den Altglascontainer entsorgen. Herkömmliche Weihnachtskugeln bestehen jedoch aus dünnem Glas, das mit einer dünnen Silberauflage versehen ist. Sie sollte man im Restmüll entsorgen. Allein schon die Bindfäden, mit denen man Schokoladenschmuck aufhängen kann, enthalten laut bayerischem Umweltamt 20 bis 30 Prozent Kupfer und sind streng genommen Sondermüll.
Warum greift man nicht direkt zu Strohsternen, Tannenzapfen, Holz- oder Tonfiguren? Bei Schmuckketten aus getrockneten Apfelsinen- und Mandarinenscheiben, Zimtstangen, Lorbeerblätter und Nelken kann man sogar auf Duftöle verzichten, die unter Umständen Allergien auslösen können. Und Figuren aus selbst gebackenem Lebkuchen, die an Stoffbändern befestigt werden, sind am Ende schnell entsorgt; einfach mit einem Schluck Tee oder Glühwein runterspülen.
Kerzen aus Bienenwachs und LED-Lichterketten
Bei Kerzen sollte man auf das RAL-Gütezeichen achten. Es steht für hohe Qualität und eine geringe Schadstoffmenge beim Abbrennen. Am besten nimmt man aber Kerzen aus Bienenwachs. Die sind vollkommen natürlich und schonen unsere Erdölreserven, die für das Paraffin der herkömmlichen Kerzen herhalten müssen.
Der BUND schätzt, dass alle Lichterketten in Deutschland zusammen so viel Strom verbrauchen wie zwei Kleinstädte in einem Jahr. Daher empfiehlt er, Weihnachtsbeleuchtung mit Leuchtioden (LED) einzusetzen. Sie halten wesentlich länger und sparen das Zehnfache an Strom. Man sollte sie nur bei Bedarf einschalten und an eine Zeitschaltuhr anschließen, für den Fall, dass man das Ausschalten mal vergessen sollte.
Geschenkverpackung aus Recyclingmaterial
Farbiges Geschenkpapier und Verpackungsmaterial kann giftige Azofarbstoffe, Cadmium-, Blei- oder Chromverbindungen enthalten. Beschichtetes Papier, Plastik und Metallfolie belasten unnötig die Umwelt. Erhält man ein Geschenk eingewickelt in diese Materialien, sollte man die Verpackung weiter verwenden.
Noch besser ist es jedoch, Recyclingpapier mit dem Blauen Engel zu nehmen. Hier kann man sicher sein, dass keine krebserregenden, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Stoffe enthalten sind und sonstige Schadstoffe einen maximalen Grenzwert nicht überschreiten. Man kann die Geschenke aber auch in Zeitungs- oder Packpapier verpacken. Oder man nimmt Recyclingkartons, Gläser oder Tücher. Die Kreativität darf sich hier so richtig austoben.
Dekorieren kann man das Geschenk mit Bast, Tannenzweigen, Stroh oder Blüten. Die singende Weihnachtskarte enthält übrigens eine Knopfzelle und muss über Batterie-Rücknahmestellen entsorgt werden. Der Quecksilbergehalt dieser Zelle reicht aus, um 800.000 Liter Trinkwasser über die Grenzwerte hinaus zu belasten.
Das Weihnachtsessen – Biofleisch und Öko-Fisch
Mit 18 Prozent hat der Fleischkonsum am menschlich erzeugten Klimagas den größten Anteil, mehr noch als Autofahren und Mobilität. Biofleisch spart laut dem Naturschutzbund (NABU) Kohlendioxid durch umweltschonende Produktion ohne Pestizide und Kunstdünger im Futter. Geflügel- und Schweinefleisch sind dem Rindfleisch dabei zu bevorzugen, da Kühe das 20 mal klimaschädlichere Gas Methan ausrülpsen und pupsen.
Der NABU informiert weiter, dass in Deutschland zwischen November und Weihnachten rund zehn Millionen Gänse verspeist werden. Und da sie meist nicht mehr selbst fliegen können, werden sie aus Polen und Ungarn importiert. Dort wurden sie vorher teilweise an Maschinen unter Qualen zwangsernährt, damit sie dick und fett werden. Eine regionale Biogans wurde im Gegensatz dazu weder zwangsernährt noch mit Arzneimitteln hochgepäppelt und hat letzen Endes auch das besser schmeckende Fleisch.
Bei Fisch sollte man generell auf das MSC- oder Naturland-Siegel achten. Diese stehen für nachhaltige Aquakultur, bei der Überfischung ausgeschlossen wird ebenso wie der Einsatz von Antibiotika und sonstigen Arznei- und Giftstoffen. Der WWF hat einen Einkaufsberater zum Thema Fisch bereit gestellt. Demnach darf der Weihnachtskarpfen aus ökologischer Teichwirtschaft auf den Teller.
Na dann: Frohes Fest!