Erst in Dämmung investieren, dann Geld sparen. An Energiepreiserhöhungen haben wir uns gewöhnt. Doch was hilft dagegen? Familie Plett aus Korbach wohnt in einem Passivhaus – und das gar nicht mal schlecht.
Hiobsbotschaften haben im Hause Plett keine Konjunktur. Ölpreisschock? Na und! Höhere Stromentgelte? So gut wie egal. Während andere Haushalte ob der Energiepreise stöhnen, können es sich die Pletts hinter ihren 50 Zentimeter dicken Wänden gemütlich machen. Die dämmen nicht nur ordentlich, sondern halten auch die Energiesorgen vor der Tür.
2001 fiel bei der Familie die Entscheidung, in ein Passivhaus zu ziehen. „Ich wollte mein theoretisches Wissen umsetzen“, erinnert sich Architekt Peter Plett. Der Familienvater hatte es auf die „absolut beste Technik im Hausbau“ abgesehen. Innerhalb eines Jahres stand der neue Holzbau im Korbacher Neubaugebiet, Familie Plett zog aus der bisherigen Wohnung in das zweigeschossige Energiesparwunder mit Holzpelletkessel, Solaranlage und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Erdreichwärmetauscher. Unbezahlbar?
So viel wie ein Fön
„Bei den energetischen Maßnahmen wird immer gleich auf die Mehrkosten geguckt. Aber wenn für eine exklusive Badeinrichtung zehn Prozent mehr ausgegeben werden, interessiert das keinen“, mokiert sich Plett ein wenig. Auf lange Sicht spare er mit diesem Haus bares Geld. Die Heizung hat zum Beispiel eine Leistung von zwei kW, „so viel wie ein Fön“, vergleicht er. Pletts Pellets sind günstig, zwei Kilo entsprechen ungefähr einem Liter Heizöl. „Da sparen wir mehr als die Hälfte. Und wir sind nicht vom Persischen Golf oder Gazprom abhängig“, erklärt Plett. So kommen pro Monat rund zehn Euro Heizkosten zusammen. Ein Witz.
„Na ja, wir sind in unserer Region ja immer ein bisschen später“, zwinkert er. Dabei sei das Leben im Passivhaus völlig unkompliziert. Die Lüftungsanlage musste einmal eingestellt werden, das war’s. Die Solaranlage verrichtet stumm ihr Werk. Plett gibt aber zu: „Ich schaue auch heute noch oftmals auf die Anzeigen, wie viel ‚Ernte‘ ich am Tag eingefahren habe.“ Die Heizung muss nur in den seltensten Fällen anspringen. „Oft höre ich, dass man bei uns nicht lüften darf. Das ist aber totaler Quatsch. Schließlich will ich auch das Vogelgezwitscher von draußen hören.“ Und tatsächlich, im Büro stehen die Fenster auf Kippe.
Teelichter helfen
Wenn es dann im Haus kalt werden sollte, hilft „die kleinste Passivhausheizung der Welt: ein Teelicht. Das hat rund 30 Watt, reicht also für drei Quadratmeter“, rechnet Plett vor. Denn das Passivhaus nutzt jede Wärmequelle wie Rechner, Toaster oder auch Menschen effizient aus. Die dicke Isolierung und die dreifachverglasten Fenster sorgen dafür, dass die Wärme nicht ungenutzt nach draußen verschwindet. „Wir möchten nicht wieder zurück“, findet die Familie.
Pletts Tipps: Bei Sanierungen oder Renovierungen auf das große Ganze schauen: Fenster, Türen, Dämmung müssen aufeinander abgestimmt sein, um alle Potentiale auszuschöpfen.