Die Fischbestände dieser Welt sind bedroht. Wie Sie beim Einkauf und beim Genuss im Restaurant die richtige Wahl treffen – für Umwelt und Gesundheit.
Wussten Sie, dass Schillerlocken aus den Bauchlappen des Dornhais gemacht werden? Die schillernden Augen dieser Hai-Art haben diesem Leckerbissen seinen Namen gegeben. Beim Räuchern drehen sich die enthäuteten Fisch-Teile zu den appetitlichen goldbraunen Locken. Aber: Dornhaie sind vom Aussterben bedroht. Und nicht nur sie.
Weltfischbestände sind akut bedroht
Rund drei Viertel der Weltfischbestände sind überfischt oder komplett ausgebeutet. Kabeljau, Thunfisch, Rotbarsch, Scholle sind akut gefährdet. Beim Thunfischfang geraten nicht selten Delfine mit ins Netz. Der globale Appetit auf Sushi trägt zur Ausrottung des Roten Thunfischs (Blauflossen- oder Atlantischer Thunfisch) bei, nach Angaben des World Wildlife Fund (WWF) ist sein Laichbestand bereits um zwei Drittel geschrumpft. Um Rotbarsch und Heilbutt steht es auch nicht zum Besten. Ein weiteres Problem ist, dass häufig viel zu junge Fische gefangen werden. So haben sie keine Chance, zumindest einmal abzulaichen und auf diese Weise den Bestand ihrer Art zu sichern. Auch der „unerwünschte Beifang“, der in den Schleppnetzen verendet, hinterlässt Lücken in der Artenvielfalt und in der Nahrungskette der übrigen Meeresbewohner.
Besser Fische aus Farmen?
Sogenannte Fischfarmen, auch Aquakultur genannt, bieten eine ethisch vertretbare Alternative zum herkömmlichen Fischfang. Allerdings mit Einschränkungen. Zum Beispiel wurden nach Angaben von Seafood Watch mehr als 1,5 Millionen Hektar Mangrovenwälder vernichtet, um Teiche für die Fischzucht anzulegen. Abhängig von der Art der Fischfarm, werden dem Futter auch Antibiotika zugesetzt, um Krankheiten vorzubeugen.
Als Futter für die Zuchtfische benötigt man nach Schätzungen von WWF vier Kilo frei lebenden Fisch, um ein Kilo Aquakulturfisch zu züchten. Mit Fischen, die sich vegetarisch ernähren, wie dem Karpfen, oder mit solchen, die sich zum Vegetarier „umerziehen“ lassen, wie zum Beispiel Garnelen, ist die Zucht einfacher.
Noch kein Bio-Siegel für Fisch
Das inzwischen weithin bekannte sechseckige Bio-Siegel gibt es für Fisch leider noch nicht, da die nötigen gesetzlichen EU-Regelungen fehlen. Trotzdem sind schon lange Bio-Erzeuger auf dem Markt vertreten. Sie verpflichten sich zu einer verantwortlichen und nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen. Die Fische erhalten keine Hormone und werden nach Möglichkeit in Polykulturen, also gemeinsam mit anderen Fischarten, gehalten.
Da Antibiotika und Insektizide bei der Aufzucht in Biobetrieben verboten sind, finden sich in Biofisch weniger Rückstände dieser Substanzen als in konventionellen Zuchtfischen. Bio-fische sind zudem weniger fettreich, weil sie mehr Platz in den Becken und damit mehr Bewegung haben und nicht so „fettes“ Futter bekommen. Der WWF empfiehlt Produkte von Bioland und Naturland.
Keine bedrohten Arten kaufen
Trotz allem also die gute Nachricht: Sie dürfen weiterhin Fisch essen! Sie sollten nur sensibel sein bei der Auswahl.
Unproblematisch sind beispielsweise Alaska-Wildlachs oder Süßwasserfische wie Karpfen und Forelle aus heimischer Teichwirtschaft. Der Süßwasser-Modefisch Pangasius aus Indien und Vietnam darf ebenso wie der wohlschmeckende Zander guten Gewissens verspeist werden.
Generell empfiehlt es sich, auf nicht bedrohte Arten auszuweichen oder auf solche, die problemlos gezüchtet werden können. Besser nicht kaufen sollten Sie derzeit Aal aus Europa (wild/Zucht), Heilbutt, Seezunge und Seeteufel (wild) aus dem Nordostatlantik sowie tropische Shrimps (wild/Zucht).
Als bedenklich hat der World Wildlife Fund (WWF) den Konsum folgender Arten aus Zucht und Fischerei eingestuft: Atlantischer Lachs aus Schottland/Norwegen (Zucht), Dorade aus dem Mittelmeer (Zucht), Krabben aus der Nordsee (wild).
Ganz ohne schlechtes Gewissen können Sie dagegen laut WWF-Führer zurzeit u. a. folgende Fischarten genießen: Alaska Seelachs aus dem Pazifik, Alaska Wildlachs aus dem Pazifik, Bio-Lachs aus dem Nordostatlantik (Zucht), Eismeergarnele und Kaltwassershrimps aus dem Nordostatlantik (wild), Hering aus Nordostatlantik und Ostsee (wild) und Seehecht aus Südafrika.
Siegel soll nachhaltigen Fischfang garantieren
Für einige dieser Arten hat das Marine Stewardship Council (MSC) ein Siegel ausgegeben, das Standards für einen nachhaltigen Fischfang garantiert. Das MSC ist eine unabhängige, globale und nicht auf Profit ausgerichtete Organisation, die eine Lösung für das Problem der Überfischung finden will. Das Gremium arbeitet seit zehn Jahren mit Umweltschutzorganisationen und anderen Instanzen zusammen. Betriebe, die die Kriterien für nachhaltigen Fischfang erfüllen, werden mit dem MSC-Siegel ausgezeichnet, das – bei aller Kritik, beispielsweise von „Greenpeace“ – zumindest einen gewissen ökologischen Standard garantiert. Derzeit gibt es schon über 300 Produkte auf dem Markt, darunter sogar Fischstäbchen. Zwar ist die Tendenz steigend, aber nicht jeder Lebensmittelmarkt führt die Ware.