LExUKon kalkulierte die Belastung unserer Lebensmittel mit Dioxinen und nicht-dioxinähnlichen PCBs: TDI-Aufnahme für ndl-PCBs wird teilweise überschritten.
Der Dioxin-Skandal bei Eiern in Deutschland verunsichert Verbraucherin und Verbraucher: Welche Lebensmittel sind mit Dioxinen und Schwermetallen belastet? Wie hoch ist das Risiko für meine Gesundheit? Dies sind zwei von vielen Fragen die uns quälen. Wie aus dem mit Dioxin belasteten Ei gepellt stellt dazu das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) neue Daten zur Sicherheit unserer Lebensmittel mit LExUKon vor: „Diese Erkenntnisse sind für die Risikobewertung von hoher Bedeutung“, erläutert Professor Dr. Dr. Andreas Hensel am 7. Januar 2011. Prof. Hensel leitet als Präsident das BfR und verfasste gemeinsam mit anderen Risikoforschern die Abschlussstudie „Lebensmittelbedingte Exposition gegenüber Umweltkontaminanten“ (LExUKon). Das BfR gehört als wissenschaftliche Einrichtung zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).
Dioxine, dioxinähnliche und nicht-dioxinähnliche PCBs
Zu den Dioxinen gehören über 200 verschiedene poly-chlorierte Dibenzo-p-Dioxine (PCDD) und poly-chlorierte Dibenzo-Furane (PCDF): Als fettfreundliche oder lipophile Substanzklasse reichern sich Dioxine besonders im Fettgewebe von Menschen und Tieren an. Bei der Risikobewertung der Dioxine spielen aber auch die über 200 fettfreundlichen poly-chlorierten Biphenyle (PCB) ein wichtige Rolle: Etwa 10 Prozent aller PCBs ähneln als dioxinähnliche PCBs (dl-PCB) stark den Dioxinen, sie werden zusammen mit den Dioxinen in der Risikoforschung als Gesamtsumme im TEQ bewertet (TEQ: Dioxin-Toxizitäts-Äquivalent, total dioxin toxic equivalence, WHO-PCDD/F-TEQ). Die restlichen 90 Prozent aller PCBs bewerten dagegen Risikoforscher als nicht-dioxinähnliche PCBs (ndl-PCB) gesondert.
LExUKon-Daten kommen aus Verzehrsstudie und Lebensmittel-Monitoring
Wie bei den Dioxinen und dioxinähnlichen PCBs entstammen die Daten der Verzehrsmengen unserer Lebensmittel aus der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II), die Daten über mit nicht-dioxinähnlichen PCBs belasteten Lebensmittel für eine abwechslungsreiche Diät kommen dagegen vom Lebensmittel-Monitorings (LM-M) des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Unter Federführung des BVL untersuchen die Landesuntersuchungsämter beim Lebensmittel-Monitoring regelmäßig Stichproben unserer Nahrungsmittel.
LExUKon schätzte die tägliche Belastung mit nicht-dioxinähnlichen PCBs ab
Etwa 15 bis 22 Nanogramm (ng, Milliardstel Gramm, entspricht ungefähr einem Stück Würfelzucker aufgelöst in der Sengbachtalsperre bei Solingen) ndl-PCB nimmt der deutsche Durchschnittsverzehrer pro Kilogramm Körpergewicht täglich auf. Zusätzlich berechnete LExUKon die Daten nach unseren verschiedenen Verzehrsgewohnheiten und individuellen Lebensstilen auch für Vielverzehrer (siehe Grafiken: Vielverzehrer: VV, dunkelgrün; Durchschnittsverzehrer: DV, hellgrün). Vielverzehrer nehmen täglich pro Kilogramm Körpergewicht circa 37 bis 45 Nanogramm ndl-PCB auf.
Die tolerable tägliche Aufnahme an ndl-PCB ist ausgeschöpft
Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt die tolerierbare tägliche Aufnahme TDI (Tolerable Daily Intake) bei 20 Nanogramm ndl-PCB pro Kilogramm Körpergewicht (toxikologischer Referenzwert als roter Pfeil in der Grafik, Daten nach upper bound-Methode). Nach den Daten von LExUKon erreichen fast alle deutschen Frauen, Männer, Schwangere und Vegetarier diesen TDI-Wert, der deutsche Durchschnittsverzehrer schöpft den TDI bereits zu 75 bis 109 Prozent aus. Dagegen überschreitet der deutsche Vielverzehrer den TDI-Wert mit 184 bis 226 Prozent.
Die Hauptquellen für nicht-dioxinähnliche PCBs sind Fische, Milchprodukte, Gemüse und Fleisch
Wie bei den Dioxinen spielen Eier als Quelle für nicht-dioxinähnliche PCBs nur eine untergeordnete Rolle. Die Hauptquelle für ndl-PCBs sind nach LExUKon Fische, sie gehören auch zu den Lebensmitteln mit hohen ndl-PCB-Gehalt. Danch folgen Milchprodukte und die Lebensmittel-Hauptgruppen Gemüse, Fleisch und Ölsaaten (Ölfrüchte und pflanzliche Öle). Erst danach folgen die Lebensmittelgruppen Ei und Obst, Nüsse sowie Kakao.
Weitere Informationen:
Den LExUKon-Bericht des Forschungsprojektes „Lebensmittelbedingte Exposition gegenüber Umweltkontaminanten (Cadmium, Blei, Quecksilber, Dioxine und PCB)“ (60 Seiten) können Sie sich kostenlos auf der Internet-Präsenz des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) als pdf-Datei herunter laden. Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre „Strategien der Lebensmittelsicherheit“ auf der Internetseite des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).