Wieso Partnerschaften mit dieser Konstellation häufig glücklich sind. Bei einer Reihe von Paaren war es nicht die Liebe auf den ersten Blick, manchmal herrschte anfangs sogar gegenseitige Antipathie vor. Wieso haben sie sich doch verliebt?
Ein klassisches Beispiel hierfür findet sich in der Hollywood-Komödie „Harry und Sally“ mit Billy Crystal und Meg Ryan in den Hauptrollen. Als sie sich auf einer Party kennen lernen, können sie sich anfangs überhaupt nicht ausstehen. Im Laufe der Jahre entwickelt sich jedoch eine platonische Freundschaft, die am Schluss in eine Liebesbeziehung mündet.
Auch die Ehefrau von Hollywood-Star Patrick Swayze, Lisa Niemi, mit der er seit über dreißig Jahren glücklich verheiratet ist, sagte einmal in einem Interview, dass sie ihn anfangs nicht leiden konnte, weil er ihr wie ein Macho-Typ vorkam. Dennoch hat sich im Laufe der Zusammenarbeit ihre beständige Liebe entwickelt.
Wieso aus anfänglicher Abneigung häufig Liebe wird
Über Sympathie oder Antipathie entscheidet vielfach der erste Eindruck – Kleidung, Aussehen, Benehmen, Mimik, Gestik et cetera. Oft werden anhand einer einzigen Situation kurz nach dem Kennenlernen vorschnell Urteile gefällt, weil der Andere mit seinem Verhalten und/oder seinem Äußeren überhaupt nicht zu den eigenen Vorstellungen zu passen scheint. Vielfach werden dann weitere Eindrücke über den Anderen gesammelt, die den negativen ersten Eindruck zu bestätigen scheinen.
Trotz der scheinbaren Unmöglichkeit, sich in den Anderen verlieben zu können, passiert es häufig dennoch. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass man reflexiv genug ist, auch die guten Seiten (sofern vorhanden) am Anderen wahrnehmen zu wollen oder dass man manchmal nach geraumer Zeit feststellt, dass der Andere ja gar nicht so ist, wie man anfangs gedacht hat – einfach, weil sich die Bekanntschaft oder Zusammenarbeit vertieft und man so die Chance hat, an dem Anderen auch bisher unbekannte Facetten kennen zu lernen, die dann durchaus reizvoll erscheinen und nichts mehr mit dem schlechten ersten Eindruck und den scheinbar verstärkenden weiteren Beweisen gemeinsam haben.
Auf Abneigung folgt Liebe: Warum solche Partnerschaften oft besonders haltbar und glücklich sind
Selbstverständlich kann auch die berühmte Liebe auf den ersten Blick dauerhaft glücklich sein, in vielen Fällen entpuppen sich die anfänglichen großen Gefühle jedoch als Strohfeuer, das genauso schnell geht wie es gekommen ist. „The brightest flame burns quickest“, sang Metallica-Frontman James Hetfield einmal in der Ballade „Mama Said“ vom 1996er-Album „Load“, was manchmal auch auf die vermeintliche Liebe auf den ersten Blick zutrifft.
Bei Paaren, die sich anfangs überhaupt nicht ausstehen können und die sich erst im Laufe der Zeit näher gekommen sind, ist oft der entscheidende Faktor, dass nicht nur Oberflächlichkeiten und erste scheinbar begeisternde Eindrücke zählen, die dann ein Gefühl von Liebe auslösen, sondern dass man den anderen nicht nur von seiner Schokoladenseite betrachtet hat und eventuell auch bereits die „Schattenseiten“ des Anderen kennt. Um sein Urteil über den Anderen zu revidieren, so dass aus Antipathie Liebe entsteht, ist ein gewisser Tiefgang und die Bereitschaft, sich nicht nur mit oberflächlichen Facetten zu beschäftigen, Voraussetzung. Hinzu kommt, dass sich die Abneigung häufig in Liebe wandelt, wenn es gemeinsame bindende Elemente gibt, wie etwa Beruf, Arbeitsplatz, Hobbys, Erlebnisse und so weiter.
Verliebtheit kann sich unterschiedlich äußern
Gerade bei Paaren, die sich anfangs nicht ausstehen konnten, bestand das Schlüsselerlebnis, bei dem ihnen bewusst wurde, dass sie sich in den Anderen verliebt haben, nicht aus Romantik und einem Himmel voller Geigen – oft waren es eher Situationen, die scheinbar gar nichts mit Liebe zu tun haben, wie beispielsweise ein Streit, eine Meinungsverschiedenheit und Ähnliches. Schmunzelnd berichtete einmal eine Dame aus Mönchengladbach, die mit ihrem Mann trotz anfänglicher Abneigung nunmehr seit fast 40 Jahren glücklich verheiratet ist, dass sie ihm damals zum Geburtstag im Rahmen einer Betriebsfeier aus Nickeligkeit einen Kaktus zum Geburtstag geschenkt habe. Er ließ dies jedoch nicht ohne Weiteres gefallen und setzte seine Zukünftige mitten in den Kaktus, den er extra auf den Stuhl gestellt hatte. Ausgerechnet in diesem zwar emotions-, aber nicht gerade liebesgeladenen Augenblick wurde beiden klar, warum sie sich eigentlich immer ständig käbbeln.