Sexuelle Lust und Begierde haben als Ziel die Triebbefriedigung. Die sexuelle Energie der Libido kann erotisch, zwanghaft, narzisstisch oder gemischt sein.
Das Lust- und Realitätsprinzip von Sigmund Freud bildete die Grundlage der Theorie der Triebe, speziell der Libido. Diese ist die Quelle aller Lust- und Unlustgefühle. Die Lust als solche umschreibt eine besonders intensive, angenehme Weise des Empfindens. Der Sexualtrieb ist jene psychische Kraft, bei der die Triebbefriedigung im Mittelpunkt steht. Freud hat in seinen Schriften über Liebe und Sexualität versucht, Typen der Libido zu unterscheiden. Dabei suchte er nach Merkmalen und Gesichtspunkten. In den Provinzen des seelischen Apparates (Ich, Es und Überich) ortete er drei libidinöse Haupttypen: den erotischen, den narzisstischen und den Zwangstypus.
Die erotische Libido: lieben und geliebt werden
Dieser Typus ist leicht zu charakterisieren. Es handelt sich dabei um Personen, deren Hauptinteresse der Libido und dem Liebesleben zugewendet ist. Das Lieben, besonders das Geliebtwerden ist ihnen das Wichtigste. Diese Personen haben oft Angst vor dem Liebesverlust. Sie sind besonders abhängig von anderen, die ihnen die Liebe versagen können. Dieser Typus ist auch in seiner reinen Form recht häufig. Sozial wie kulturell vertritt dieser Typus die elementaren Triebansprüche des Es (Triebe). Diesem sind die anderen psychischen Instanzen wie das Ich (Selbst) und Über-Ich (Gewissen) gefügig geworden.
Der Zwangstyp der Libido: von Gewissensangst beherrscht
Beim Zwangstyp handelt es sich um Personen, bei denen die Über-Ich Instanz (Gewissen) besonders ausgeprägt ist. Beherrscht werden diese Personen von der Gewissensangst anstelle der Angst vor dem Liebesverlust. Es zeigt sich eine innere Abhängigkeit anstatt der äußeren. Er entfaltet ein hohes Maß an Selbständigkeit und wird sozial zum eigentlichen, vorwiegend konservativen Träger der Kultur.
Die narzisstische Libido: das Lieben vor dem Geliebtwerden
Dabei handelt es sich um eine Sonderform der Eigenliebe. Gemeint ist damit die Selbstliebe, eine auffällige Selbstbewunderung und Selbstverliebtheit (egoistisches Selbst). Freud meinte mit Narzissmus die Libido, die auf das Ich (Selbst) gerichtet ist anstatt auf menschliche Objekte. Es gibt keine Spannung zwischen Ich und Überich (Gewissen). Dies führt zu einer Charaktereigenschaft, bei der das geringe Selbstwertgefühl durch übertriebene Selbstliebe kompensiert wird. Solche Personen imponieren nach Freud den anderen als „Persönlichkeiten“. Sie sind besonders geeignet, die Führerrolle zu übernehmen. Der narzisstische Charakter hat zumeist Partnerschaftsprobleme. Weil er immer nur an seine eigenen Bedürfnisse denkt, geht die Beziehung gerne in Brüche.
Die Mischformen der Libido und ihre sexuelle Normalität
Diese kommen häufiger vor als die „reinen Typen“. Beim erotischen Zwangstypus scheint die Übermacht des Trieblebens durch den Einfluss des Gewissens eingeschränkt zu sein. Die Abhängigkeit von menschlichen Objekten erreicht bei diesem Typus den höchsten Grad. Dem erotisch-narzisstischen kann man die größte Häufigkeit zusprechen. Man kann an ihm im Vergleich mit den beiden anderen erotischen Typen lernen, dass Aggression und Aktivität mit der Vorherrschaft des Narzissmus zusammenfallen. Der narzisstische Zwangstypus ergibt für Freud die kulturell wertvollste Variation. Er hat die Fähigkeit, das Ich (Selbst) gegen das Über-Ich (Gewissen) zu verstärken. Dieser Typus ist zur äußeren Unabhängigkeit und Beachtung der Gewissensforderung fähig. Für Freud wäre der erotisch-zwanghaft-narzisstische Typus die absolute Norm, die ideale Harmonie bedeuten würde.