Auch ältere Menschen dürfen sexuell aktiv sein. Für viele Menschen ist es ein Tabu, über die Sexualität im Alter zu sprechen. Aber auch Menschen in fortgeschrittenem Alter sehnen sich nach Zärtlichkeit und Liebe.
Viele, vor allem jüngere Menschen, können sich nur schwer vorstellen, dass Menschen in fortgeschrittenem Alter noch Freude an ihrer Sexualität haben und diese auch ausleben möchten. Die Vorstellung, dass ältere Paare in ihrem Schlafzimmer mehr tun, als sich die Hand zu halten oder sich zu streicheln, ist ihnen fremd und nicht selten unangenehm. Für nicht wenige ist die gelebte Sexualität in hohem Alter noch immer ein Tabuthema und es gilt fast als unschicklich, wenn sich ältere Paare zu ihren Sehnsüchten bekennen und diese im gemeinsamen Alltag ausleben. Je älter ein Mensch wird, desto mehr wird er scheinbar als a-sexuelles Wesen angesehen. Natürlich, ein Großteil der älteren Generation spricht aufgrund ihrer Erziehung nicht öffentlich über dieses Thema und übt Zurückhaltung. Vielleicht ist dies einer der Hauptgründe dafür, dass die Sexualität im Alter lange Zeit nicht in der öffentlichen Diskussion stand.
Sexualität verändert sich im Alter
Die Tatsache, dass sich die Anzahl der sexuellen Kontakte mit steigendem Alter verringert, heisst allerdings nicht, dass die Sexualität dadurch an Bedeutung verliert. Natürlich kommt es zu einer Veränderung der sexuellen Bedürfnisse, dennoch spielen sie auch für ältere Menschen eine wichtige Rolle, wie immer wieder getätigte Umfragen ergeben haben. Wenn beispielsweise Paare seit vielen Jahren miteinander leben, dann ist dies kein Grund, dass sie sich nicht mehr nach der Berührung und Zärtlichkeit des Partners sehnen. Im Gegenteil, durch die vielen gemeinsam verbrachten Jahre oder gar Jahrzehnte hat sich zwischen den Partnern eine so tiefe Vertrautheit entwickelt, die sich auch im Bereich der Sexualität ausdehnt. Anders als in jüngeren Jahren, hat sich im Alter der Leistungsdruck und Jagdinstinkt verflüchtigt. Man muss nichts mehr beweisen und kann sich auf das konzentrieren, was beiden Partnern Spaß macht. Hier hat es sich vor allem als wichtig erwiesen, dass die Partner trotz vieler gemeinsamer Jahre weiterhin miteinander im Gespräch bleiben, sich von ihren Sehnsüchten und Vorlieben erzählen und versuchen, diese zusammen zu erfüllen.
Die Sehnsucht nach Intimität bleibt auch im Alter erhalten
Heute ist es häufig der Fall, dass Frauen im Alter ohne männlichen Partner leben, denn das Verhältnis Mann-Frau erlebt mit steigendem Alter ein Gefälle, das heißt, dass es mehr Frauen als Männer gibt. Das Ergebnis dieses „Männermangels“ hat zur Folge, dass Frauen oft keinen Partner finden, mit dem sie Intimität erleben können. Dennoch möchten viele in Beziehung leben und suchen aktiv und auf den verschiedensten Wegen nach einem solchen Gefährten. So gibt es viele Kontaktanzeigen älterer Menschen in Zeitungen oder im Internet, kulturelle Ereignisse und Veranstaltungen werden genutzt, um vielleicht noch einmal den Mann oder die Frau fürs Leben zu finden. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch der Wunsch vieler Menschen, gerade im Alter nicht allein zu bleiben und jemanden an seiner Seite zu haben, der die eigenen Interessen teilt und vorhandene Sehnsüchte erfüllt.
Die Scham vor dem eigenen Körper spielt eine große Rolle
Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr von Krankheit oder körperlicher Unzulänglichkeit. Um ein befriedigendes Sexualleben zu erhalten, ist es für ältere menschen ungemein wichtig, sich selbst mit allen, vielleicht durch Krankheiten verursachten, körperlichen Veränderungen anzunehmen und die Scham vor dem eigenen Körper, wie er im Alter nun einmal gegeben ist, zu überwinden. Das gilt natürlich auch für den Partner und seinen Körper. Dies ist vor allem eine Herausforderung nach schweren Krankheiten, die einen selbst oder den Partner getroffen haben.
Nach solchen Erkrankungen kann die körperliche Nähe und die Befriedigung der sexuellen Lust die Lebensqualität und auch das Selbstwertgefühl enorm steigern und trägt in entscheidendem Maße dazu bei, dass sich auch Menschen mit schweren Erkrankungen (z.B. Brust- oder Prostatakrebs) selbst als vollwertige Menschen wahrnehmen und vom Partner wahrgenommen werden.
Alter schützt vor Neuem nicht
Hat man ein bestimmtes Alter erreicht, treten häufig körperliche Störungen wie beispielsweise Erektionsstörungen auf, die die Sexualität behindern können. Dies heisst aber nicht, dass davon Betroffene auf das Ausleben ihrer sexuellen Bedürfnisse verzichten müssen. Gerade im Alter gewinnt das sogenannte Vorspiel eine immer wichtigere Bedeutung, denn vieles funktioniert langsamer als in jungen Jahren. Inzwischen hat auch die Medizin große Fortschritte gemacht und es gibt verschiedene, medizinische Hilfen (z.B. Viagra oder andere, potenzsteigernde Mittel), welche bei auftretenden Problemen Abhilfe schaffen können. Aber auch das eine oder andere Spielzeug kann sehr förderlich sein, um die Sexualität im Alter lebendig zu erhalten. Solche Hilfsmittel oder Spielzeuge bzw. verschiedene Spielarten einzusetzen ist legitim, im Alter ebenso, wie in der Jugend. Wichtig ist wiederum nur, dass man sich austauscht und gemeinsam nach dem sucht, was beiden Partnern Freude bereitet und dazu dient, die vorhandenen Bedürfnisse zu erfüllen.