Wichtig ist die einfache Anwendung der Therapie. Bis zu 90 Prozent aller onkologischen Patienten leiden unter Durchbruchschmerzen.
Durchbruchschmerzen können mehrmals täglich auftreten. Eine Attacke kann zwischen zehn und 30 Minuten dauern. Meist ist ein auslösender Faktor – etwa eine Bewegung, ein Hustenreiz oder eine andere Stimulation – Auslöser einer Schmerzattacke. „Bei Karzinomen kann das durch den Einbruch von Metastasen in den Knochen entstehen“, erläutert Univ.-Prof. Wilfried Ilias, Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. „Aber auch tumorbedingte Einengungen von Hohlorganen durch Aufnahme von Speisen oder Probleme bei der Entleerung können zu einer solchen Schmerzattacke führen.“ Die Betroffenen geben dabei eine Schmerzintensität zwischen sieben und acht auf der zehnteiligen Visual Analogue Scale an, sie kann aber durchaus auch den Höchstwert zehn erreichen.
Prophylaktisch bekämpfen
Um diese Schmerzattacken, die die Patienten extrem belasten, abzufangen, kann prophylaktisch vorgegangen werden, weiß Wilfried Ilias: „Wenn die auslösenden Ursachen bekannt sind, kann zusätzlich zur bestehenden Schmerztherapie ein rasch wirksames Schmerzmittel eingenommen werden.“ Am häufigsten werden kurzwirksame Opioide zur Bekämpfung von Durchbruchschmerzen eingesetzt. Die zur Verfügung stehenden Substanzen sind rasch resorbierbar, und können beispielsweise als Tabletten, als Lutscher oder als Nasenspray zugeführt werden. „In Kürze werden wahrscheinlich auch Medikamentenformen auf den Markt kommen, die über Inhalation sehr rasch in den Kreislauf gebracht werden können“, weiß Ilias. Auch Schmerzpumpen, die mit einem Bolus-System versehen sind, werden erfolgreich zur Behandlung von Durchbruchschmerzen eingesetzt.
Ursache beachten
Abhängig von der Schmerzform werden – abgesehen von Opioiden – auch andere Substanzen zur Durchbruchschmerz-Therapie eingesetzt. Ist der Schmerz neuropathisch, kommen etwa Ketamine zum Einsatz. Bei krampfartigen Schmerzen werden krampflösende Medikamente eingesetzt. Artikulieren Patienten Ängste als Schmerzzustände haben sich Anxiolytika als wirksam erwiesen. „Wo Entzündungsprozesse mitbeteiligt sind, finden auch rasch anschlagende nichtsteroidale Antirheumatika Anwendung“, so Ilias. „Es sind Präparate in lyophilisierter Form auf dem Markt, die den Betroffenen rasch Erleichterung bringen“, so der Schmerzexperte.
Sofortige Wirkung
Aus der Sicht des Schmerztherapeuten wünschenswert wären Medikamente, die Durchbruchschmerzen sofort bei ihrem Auftreten, suffizient unterdrücken können. „In der Praxis heißt das innerhalb von fünf Minuten“, so Ilias. „Und wir wünschen uns ein Medikament, das der Patient individuell so dosieren kann, dass nach Abklingen der Schmerzen, kein Wirkungsüberhang bestehen bleibt.“ Das würde eine Wirkdauer von maximal zehn Minuten bedeuten. Die rasche Wirksamkeit findet sich etwa bei allen synthetischen Opioiden, insbesondere bei Fentanyl-Derviaten. Die extrem kurze Wirkdauer ist ebenfalls nicht mehr Zukunftsmusik. Allerdings können neue Entwicklungen wie Remi-Fentanyl über Mukosa oder Konjunktiva nicht rasch genug in den Kreislauf eingebracht werden. „Inwieweit derartige Substanzen über Inhalation adäquat eingebracht werden können, wird sich erst in Zukunft zeigen“, erläutert Wilfried Ilias.
Problem Kosten
Auch wenn die bisher eingesetzten Substanzen noch nicht alle Wünsche des Schmerztherapeuten zur suffizienten Behandlung von Durchbruchschmerzen erfüllen, so liegt das Problem in der Therapie dieser tumorbedingten Schmerzzustände laut Wilfried Ilias, in einem anderen Bereich. „Die Medikamente, die wir zur Verfügung haben, um diese extrem schmerzhaften Zustände zu bekämpfen, sind teuer. Es kommt hier immer wieder zu Problemen mit Ablehnungen durch die Krankenkassen“, berichtet der Schmerztherapeut: „Nicht wenige Ärzte resignieren, wenn eine Verordnung mehrfach abgelehnt wird. In der Praxis bedeutet das, dass die betroffenen Patienten keine suffiziente Therapie gegen ihre Durchbruchschmerzen erhalten“, ärgert sich Ilias, der das wörtlich als „unhaltbaren Zustand“ bezeichnet.