Moderne Linearbeschleuniger ermöglichen effektivere Bestrahlung. Die Strahlentherapie gegen Krebszellen schädigt oft auch umliegendes Gewebe dauerhaft. Eine neue Therapiemethode ermöglicht präzisere Bestrahlung.
Jährlich erkranken in Deutschland rund 350.00 Menschen an Krebs. Beinahe jeder hat in seinem Bekanntenkreis oder gar der eigenen Familie einen Erkrankten, der an Krebs leidet. Oft ist die Krankheit mit einer für den Betroffenden kräftezehrenden Chemotherapie in den Griff zu kriegen. In vielen Fällen wird im Anschluss daran noch eine Strahlentherapie angesetzt. Im Rahmen dieser Behandlung wird Tumorgewebe mit energiereichen Strahlen so weit geschädigt, dass es abstirbt. Das Problem hierbei ist, dass die Bestrahlung mit den älteren Apparaturen nicht sehr präzise eingesetzt werden kann. Oft wird umliegendes Körpergewebe geschädigt. In der Regel sind die darauf folgenden Beschwerden akuter Natur, klingen also je nach Ausmaß des Schadens nach einigen Wochen wieder ab. Manchmal können allerdings auch bleibende Spätfolgen auftreten. Die Strahlentherapie ist für die Patienten oftmals sehr unangenehm und schmerzhaft.
Linearbeschleuniger für die Krebstherapie
Mit hochmodernen Bestrahlungsgeräten, so genannten Linearbeschleunigern, ist mittlerweile durch Weiterentwicklung der Technik eine effektivere, präzisere Bestrahlung von Krebszellen möglich. Das hat den Vorteil, dass umliegendes Gewebe geschont wird. Die Behandlung ist wesentlich verträglicher als die herkömmliche Strahlentherapie. Bei der RapidArc-Methode, die bei den neuen Linearbeschleunigern zum Einsatz kommt, rotiert ein Strahlerkopf während der Behandlung um den Patienten. Diese Methode ermöglicht eine optimale Anpassung der Bestrahlung an das Tumorgebiet. Insbesondere bei asymmetrischen Wucherungserscheinungen ist dies von Vorteil, sowie bei Tumoren die in Körperregionen liegen die nicht statisch, sondern auch während der Bestrahlung in Bewegung sind.
Bestrahlung von komplizierten Tumoren mittels RapidArc-Methode
Ein Beispiel ist die Behandlung von Tumoren in der Lunge, die unter den Krebserkrankungen relativ häufig auftreten. Aber auch andere Tumorformen lassen sich mithilfe von modernen Linearbeschleunigern gut behandeln, ohne dass dabei Schäden an gesunden Körperzellen auftreten. Die Herausforderung bei der Strahlentherapie ist jedoch nicht nur die genaue Lokalisation der Tumorzellen, sondern auch die Intensität der Bestrahlung innerhalb des Körpers. Hauttumoren im Anfangsstadium sind oberflächlich meistens gut zu behandeln. Tumoren in tieferen Körperregionen, beispielsweise in der Lunge, erfordern eine entsprechende Strahlendosis im Inneren des Körpers. Durch die neuartige Rotationsmethode kann bei solchen Tumoren die Strahlendosis besser angepasst werden, da der Körper kurzzeitig von verschiedenen Seiten aus bestrahlt wird. Die neuste Generation von Linearbeschleunigern hat einen integrierten Computertomographen. Dieser kontrolliert die Position des Patienten auf dem Behandlungstisch, so dass diese wenn nötig korrigiert werden kann.
Die neue Strahlentherapie vermindert Organschäden
Krebszellen liegen oft in empfindlichen Körperregionen. Tumoren im Gebiet des Rückenmarks können die Strahlentherapie verkomplizieren. Jedes Organ hat eine individuelle Toleranzdosis. Wird diese überschritten, kann es schnell zu Nebenwirkungen in dem betroffenen Bereich kommen. Kritisch ist beispielsweise die Behandlung von Tumoren im Bereich des Rückenmarks. Wird dieses außerhalb der exakten Tumorposition zu stark bestrahlt, können Lähmungserscheinungen bei den Patienten auftreten. Die Bestrahlung von im Dünndarm lokalisierten Tumoren muss besonders vorsichtig vorgenommen werden. Wird dort ein Teilsegment beschädigt, kann dies schnell zum Funktionsausfall des gesamten Organs führen. Auch hier kann die Bestrahlung mittels Linearbeschleuniger effektiv eingesetzt und mögliche Risiken vermindert werden. Durch die effektive neue Bestrahlungsmethode wird die Behandlungsdauer um rund ein Drittel, gegenüber der konventionellen Strahlentherapie mit älteren Geräten verkürzt.
Lineararbeschleuniger sind ein effektives und teures Werkzeug im Kampf gegen den Krebs
Bisher haben nur wenige Krankenhäuser und Arztpraxen in Deutschland einen einsatzfähigen Linearbeschleuniger der neusten Generation. Die Wuppertaler „Radprax“ eine große Praxis mit mehreren Zweigstellen, für Radiologie und Strahlentherapie, besitzt in Nordrhein-Westfahlen, nach eigenen Angaben den einzigen Linearbeschleuniger bei dem die RapidArc-Methode zum Einsatz kommt. Die Geräte sind extrem teuer, weshalb sich nur sehr profitable Einrichtungen die Anschaffung leisten können. Oft müssen Patienten weite Anfahrtswege in Kauf nehmen, um sich mit der neusten Generation von Linearbeschleunigern behandeln zu lassen. Da die Strahlentherapie bei sämtlichen Krebsformen angewandt werden kann und die Behandlung mit modernen Geräten sehr verträglich ist, legen viele Krebskranke lange Strecken, zugunsten einer angenehmeren Behandlung der gefährlichen Krankheit zurück.