Bio-Boom nun auch bei geschlossenen Fonds. Der Bioboom in allen Branchen ist nicht mehr zu übersehen. Die Fondsindustrie wäre nicht die Fondsindustrie, würde sie nicht auch auf diesen Zug aufspringen.
Der Begriff Nachhaltigkeit klingt schick und lässt sich in Zeiten des Biobooms gut vermarkten, was auch längst in der Finanzbranche angekommen ist. Großes Manko der nachhaltigen Investments ist die herrschende Begriffsverwirrung: Ethikfonds, Nachhaltige Geldanlagen, SRI (Socially Responsible Investments: sozial bzw. gesellschaftlich verantwortungsvolle Geldanlagen), Klimawandelfonds, Ökofonds, Grünes Geld, SEE (Social, Ethical, Environmental: sozial, ethisch, ökologisch), PRI (Principles of Responsible Investments: Prinzipien der verantwortungsvollen Geldanlagen) und ESG (Enviromental, Social, Governance: ökologische, gesellschaftliche Verantwortung, Unternehmensführung). Die Liste der Begriffe und Abkürzungen ist beliebig fortzuführen.
Halten wir es einfach
Als nachhaltig gelten Geldanlagen dann, wenn sie neben ökonomischen auch soziale und ökologische Faktoren berücksichtigen. Die Bezeichnungen Ethikfonds und Nachhaltigkeitsfonds werden oftmals synonym verwendet. Eine Abgrenzung gestaltet sich schwierig. Laut Definition berücksichtigen ethische Investments ebenso wie nachhaltige Geldanlagen soziale und ökologische Kriterien. Darüber hinaus aber eben auch noch ethische Faktoren. Leider wird der Begriff Ethik auch immer sehr umfassend und unterschiedlich verwendet. Wenn man genau sein will, ist der Begriff ethische Investments noch ein bisschen universaler und findet sich oft im Umfeld von Kirchen und kirchlich geprägten Stiftungen. Dort sind ethische Investments Geldanlagen, die neben den besagten Kriterien Ökologie und Soziales auch noch die christliche Ethik berücksichtigen.
Auch die geschlossenen Fonds auf der Biowelle
Begrifflich halbwegs etabliert hat sich Nachhaltigkeit in Bezug auf die Anlageklasse der Investmentfonds. Mittlerweile gibt es aber auch im Bereich der geschlossenen Fonds innovative Anbieter mit nachhaltigen Produkten. Dabei werden die bereits recht etablierten Erneuerbare-Energien-Fonds auch zum Bereich Nachhaltigkeit gezählt. Umweltfonds ist ebenfalls eine gängige Bezeichnung dafür. „Diese Fonds sind dann den Nachhaltigkeitsfonds zuzuordnen, wenn sie die ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitsfaktoren erfüllen“, erklärt Daniel Kellermann vom Informationsportal greenValue. Nur „saubere“ Energie zu erzeugen reicht natürlich nicht. Wollen geschlossene Fonds dazugehören, müssen sie in allen Wertschöpfungsketten geprüft werden. Werden beispielsweise bei Technologien und Erzeugnissen giftige Chemikalien verwendet, ist das Label Nachhaltigkeit perdu. „Zudem könnten Konzernverflechtungen indirekt zu einer Verbindung zur Rüstungsindustrie führen, die offene Nachhaltigkeitsfonds kategorisch ausschließen“, betont Kellermann. Die soziale Komponente von Erneuerbare-Energien-Fonds findet sich unter anderem in der Tatsache, dass mit der Schaffung von Arbeitsplätzen Wohlstand geschaffen wird, so Kellermann.
Produktauswahl wächst
Abseits der etablierten Energiefonds bringen immer mehr Initiatoren ihre „nachhaltigen“ Produkte auf den Markt. Recht aktuell machen viele in Wald bzw. Holz. Kein Wunder: Schließlich ist Holz nach Öl und Gas die drittgrößte Rohstoffklasse der Welt. Aquila Capital hat beispielsweise einen geschlossenen Fonds namens Waldinvest im Angebot. Die ökonomischen Faktoren für Waldinvestments insbesondere in Form einer Beteiligung sind klar: steigende Nachfrage, vor allem aus Asien und Osteuropa, biologischer Zinseszinseffekt (mit den zunehmenden Jahresringen der Bäume wächst auch der Wert), Unabhängigkeit von anderen Anlageklassen. Und Bäume wachsen (fast) immer, auch bei einer Kreditmarktkrise oder sonstigen wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen. Aquila rechnet mit einer erwarteten Rendite von 9 Prozent (nach IRR-Methode), was sich im Renditeumfeld der geschlossenen Fonds sehen lassen kann. Die Deutsche Bank ist bereits seit einiger Zeit im Markt der geschlossenen Fonds aktiv, ihre Fondstochter DWS hat sich im vergangenen Jahr für ihren ersten geschlossenen Fonds ausgerechnet die Anlageklasse Holz ausgesucht, DWS ACCESS Global Timber heißt das Produkt. Es ist aber auch kein Wunder, dass Holzinvestments in die Nähe der nachhaltigen Anlagen gerückt werden. Denn der Begriff Nachhaltigkeit entstammt ja ursprünglich der Forstwirtschaft. Holzinvestments mögen vielleicht ökologische Kriterien berücksichtigen, doch allein das reicht in der Regel nicht aus, um auch als nachhaltig zu gelten. So ist es nicht nachhaltig, wenn Waldarbeiter zu Dumpinglöhnen die Wälder abzuholen oder aufforsten. Wirklich nachhaltig hält es dagegen BaumInvest mit ihrem Fonds: Sie bringt nicht nur ökonomische und ökologische Faktoren an, sondern wirbt auch damit, dass sichere Arbeitsplätze für Waldfeldbauern, faire Arbeitsbedingungen und Mikrokredite für die Familien geschaffen werden.
Thema Klimaschutz erreicht die Anbieter
Der aktuelle Klimaschutzinvest III von Aquila investiert in klimaschutzfördernde Maßnahmen und Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern gemäß den Vorgaben des Kyoto-Protokolls. Auch die IGB-Gruppe hat einen Klimaschutzfonds namens IGB Klimaschutz Portfolio im Angebot. Als verantwortlichen CO2-Manager hat IGB Natsource verpflichtet. Natsource gilt als Pionier der Branche und hat nach der Weltbank den ersten privatwirtschaftlichen CO2-Fonds auf den Markt gebracht. Vor kurzem wurde das Unternehmen als weltweit größter Einkäufer von CO2-Emissionsgutschriften aus Kyoto-Klimaschutzprojekten bestätigt.
Mikrokredite für Entwicklungsländer
Einzigartig ist bisher Sachsenfonds mit dem Thema Mikrofinanz, was früher nur institutionellen Investoren vorbehalten war. Hinter der Fondsidee steckt eine interessante Geschichte: Der zum 30. Juni scheidende Geschäftsführer Hans Heinrichs reist seit Jahrzehnten nach Sri Lanka und hat nach der Tsunami-Katastrophe einen Hilfsverein gegründet, der Spendengelder einsammelt und an bedürftige Menschen weitergibt. Nach dem Friedensnobelpreis 2006 an Muhammad Yunus und seine Grameen Bank brach sich das Thema unaufhaltsam Bahn. Mikrokredite sind Kleinstkredite zum Beispiel im Wert von 150 Euro, mit deren Hilfe sich Menschen in Entwicklungsländern eine Existenz aufbauen können. Der Zinssatz liegt bei 20 bis 30 Prozent, aber die Rückzahlungsraten und -zeiten werden an die Leistungsfähigkeit der Kreditnehmer gekoppelt. Deshalb beträgt die Rückzahlungsquote überzeugende 98 Prozent. „Unser Mikrofinanz-Fonds I war aufgrund der hohen Nachfrage nur fünf Wochen am Markt“, erklärt Heinrichs. Für das Nachfolgeprodukt, das im Herbst dieses Jahres erscheinen soll, ist ein offenes Volumen und ein Zeitraum von mehreren Monaten geplant, damit auch vermehrt Stiftungen einsteigen können, die immer etwas Entscheidungszeit brauchen. Selbst in der als raffgierig verschrienen Private-Equity- Branche hält Nachhaltigkeit Einzug. Der FIDURA Rendite Plus Ethik Fonds achtet bei den Zielunternehmen auf strenge Ethik- und Nachhaltigkeitskriterien.