Wer Anleihen einschätzen will, braucht ein zuverlässiges System zur Einstufung. Alphabet der Kreditwürdigkeit. Anleger, die Anleihen erwerben möchten, stehen vor dem Kauf vor dem Problem, die Zahlungsfähigkeit des Emittenten abzuschätzen zu müssen. Hilfe bieten dabei Ratings. Erfunden wurde das Rating in den USA. Erstellt werden diese von Rating-Agenturen. Das sind unabhängige Unternehmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Bonität von Anleiheemittenten zu benoten. Die bekanntesten Gutachter in Sachen Bonitätsanalyse sind die US-Agenturen Standard & Poor’s, kurz S & P, und Moody’s, seit kurzem umfirmiert in Moody’s Investors Service.
Mehr als 8.500 Unternehmen und Körperschaften unter Beobachtung
Seit fast einem Jahrhundert vergeben sie ihre Noten und seit Jahrzehnten genießen die Ratings dieser beiden Häuser an den Finanzmärkten die höchste Aufmerksamkeit. Für einzelne Branchen gibt es daneben noch spezialisierte kleinere Rating-Agenturen, wie etwa Fitch IBCA (International Bank Credit Analysis) für Kreditinstitute. Mittlerweile überwachen die Rating-Agenturen die Kreditwürdigkeit von mehr als 8.500 Unternehmen und Körperschaften weltweit. In Deutschland verfügen rund 100 Unternehmen über eine solche Einstufung. Denn eine gute Voraussetzung zur Nutzung der Kapitalmärkte ist das Rating einer international anerkannten Agentur. Rating-Institute versuchen, eine möglichst objektive und fundierte Beurteilungen über die Bonität von Anleihe-Emittenten zu erstellen. Ein Rating ist gewissermaßen die Benotung eines Emittenten, genauer: seiner Kreditqualität oder Bonität, im Hinblick auf die ordnungsgemäße Bedienung der Schulden, also der fristgerechten und vollständigen Zahlung von Zins- und Tilgungsverpflichtungen einer Anleihe. Das Rating drückt den Wahrscheinlichkeitsgrad eines möglichen Ausfallrisikos aus.
Ausgefeiltes Abstufungssystem
Die selten vergebenen Bestnoten oder Risikokennziffern – orientiert an amerikanischen Schulnoten – sind das AAA („Triple A“) von S&P und das Aaa von Moody’s. Von „CCC“ – egal ob als Groß- oder Kleinbuchstaben –, dem schlechtesten Rating (vor „D“ wie Konkurs), sollten Sie sich fern halten. In der Praxis hat sich eine Zweiteilung der gesamten Ratingskala etabliert: Den Bereich von AAA bis BBB bezeichnet man als Investment-Grade oder Investment-Qualität. Alles darunter gilt als Non-Investment-Grade oder auch Speculative Grade. Zwischen Investment-Grade und Speculative-Grade, also den Ratings BBB und BB, verläuft der entscheidende Bruch. Traumnote AAA ist der Inbegriff höchsten Güte, das Triple A. Wer die Bestnote bekommt – egal ob Unternehmen oder Staat –, muss sich um seine Kapitalaufnahme keine Sorgen mehr machen. Außerdem ist das Triple A das beste Ruhekissen für sicherheitsbewusste Privatanleger.
Wahl abhängig von Risikobereitschaft
Jedoch bedeutet ein gutes oder weniger gutes Rating noch längst keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Kann doch bei entsprechender Risikobereitschaft die Anleihe mit dem schlechteren Rating durchaus die bessere Wahl sein. Denn: Höheres Risiko bedeutet auch höhere Rendite.