Immer mehr Jugendliche entscheiden sich für ein Tattoo oder ein Piercing. Doch haben Teenager die geistige Reife, eine solche Veränderung zu verantworten?
Jugendliche können sich ab dem 14. Lebensjahr selbst für ein Piercing entscheiden, aber eine Tätowierung dürfen sie erst ab dem 18. Lebensjahr selbstständig durchführen lassen. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass sich Jugendliche auch ab dem 16. Lebensjahr stechen lassen, wobei eine Erlaubniserklärung der Eltern vorzulegen ist.
Tattoo und Piercing als Modeerscheinung?
Tätowierungen und Piercing haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt und das vor allem bei Jugendlichen. Dies liegt unter anderem daran, dass sich Tattoos und Piercings als Modeerscheinung etabliert haben und einem allgemein anerkannten Trend folgen.
Zählten vor einigen Jahren noch Tattoos zu einer Gesellschaftsschicht von Gefängnisinsassen, Rockerbanden und Gangmitgliedern und wurden in Zusammenhang mit Ureinwohner gebracht, so gilt heutzutage ein Tattoo als “Kunst am Körper” und symbolisiert in vielerlei Hinsicht bestimmte Charakterzüge, persönliche Glaubensrichtungen oder die Freude am Verschönern des eigenen Körpers.
Jugendliche allerdings nutzen diese Form der außergewöhnlichen Verschönerung, um sich von anderen Gleichaltrigen abzuheben, zu einer bestimmten Gruppe dazu zu gehören oder um einem gesellschaftlichen Trend zu folgen.
Gerade Jugendliche in der Pubertät wollen mit Tattoos und Piercings auffallen, wenn diese einen aufkommenden Modetrend darstellen. Dann ist der Trend wichtiger als die Meinung der Eltern, die Beurteilung durch die Altersgenossen angenehmer und mit dem Strom zu schwimmen aufbauender als gut gemeinte Ratschläge von Erwachsenen.
Ein Tattoo für den Jugendlichen in Zusammenarbeit mit den Eltern
Ist ein Jugendlicher unter 18 Jahren und möchte sich ein Tattoo stechen lassen, ist die Einwilligungserklärung eines Elternteils vorzulegen, wobei gerade dann der eigentliche Kampf zwischen Kind und Eltern beginnt. Denn pubertierende Teenager sind sich ihrer jugendlichen Stärken sehr bewusst, bemerken aber in den wenigsten Fällen ihre Schwachstellen durch Unreife, Ungeduld und mangelndes Fachwissen.
Hier ist das Fingerspitzengefühl der Eltern gefragt, wie sie mit dem Wunsch des Kindes umgehen und diesen bewerten. Ein grobes Verbot ohne Argumente oder ein strenges “nein” ohne Einfühlungsvermögen führt in der Regel nur zu Streitigkeiten und im schlimmsten Fall zur heimlichen Durchführung eines Tattoos in einem Studio, das wenig Wert auf die Erlaubnis der Eltern legt.
Deshalb sollten Eltern in erster Linie gelassen auf den Wunsch ihres Kindes reagieren und ihren Widerwillen nicht unbedingt offen zeigen. Hier sind Verständnis und eine behutsame Vorgehensweise gefragt, die sich dahin gehend äußern, dass die Eltern versuchen, heraus zu finden, ob der Wunsch nach einem Tattoo nur eine vorübergehende Laune ist, oder ob dahinter ein echter und tief gehender Herzenswunsch steckt.
Liste der Vor- und Nachteile von Tattoo und Piercing
Haben Eltern das Gefühl, dass ihr Kind fest an der Durchführung eines Tattoos oder eines Piercings festhält, ist es ratsam, mit dem Kind zusammen eine Liste der Vor- und Nachteile dieser einschneidenden Veränderung zusammen zu stellen. Dadurch haben die Eltern nicht nur die Möglichkeit, ihrem Kind ein Gefühl des Vertrauens und des Verständnisses vermitteln zu können, sondern sie bleiben auch mit dem Jugendlichen im Gespräch, um diesen sanft darauf hin zu weisen, den Wunsch noch einmal zu überdenken.
So ist es gut möglich, den Jugendlichen dazu zu animieren, noch eine Zeit lang zu warten, um sich wirklich ganz sicher zu sein, eine solch einschneidende und bleibende Veränderung am eigenen Körper verantworten zu können.
Ist der Teenager aber absolut nicht von seinem Wunsch nach einem Tattoo oder einem Piercing abzubringen und haben auch die Eltern keine logischen Gegenargumente mehr, sollten auch hier die Eltern den begonnenen Weg mit ihrem Kind weiter gehen. Das heißt, dass sie bei der Auswahl des Tattoos und des Studios behilflich sind, dieses gemeinsam begutachten und ein Gespräch mit dem Tätowierer vereinbaren, um auch von dessen Seite das Für und Wider mit in die Entscheidung einzubeziehen.
Tattoo-Checkliste für Jugendliche und Eltern
Entscheidet sich ein Jugendlicher für ein Tattoo, so hat diese Entscheidung weitreichendere Folgen als ein Piercing. Im Gegensatz zu einem Tattoo kann ein Piercing leicht entfernt werden, wobei die Löcher schnell wieder zu wachsen und kaum sichtbar sind.
Bei einem Tattoo sieht die Sache ein wenig anders aus, da dieses dauerhaft ist und nur unter Schmerzen per Laser entfernt werden kann.
Daher sollte bei der Entscheidung für ein Tattoo auf Folgendes geachtet werden:
- Der ausgewählte Tätowierer sollte ein Hygiene-Zertifikat vorlegen können.
- Der Jugendliche sollte vom Tätowierer nach seinem Gesundheitszustand und etwaigen Allergien befragt werden.
- Der Tätowierplatz sollte sauber, die Tätowiernadeln sterilisiert sein und der Tätowierer sollte bei der Arbeit Handschuhe tragen.
- In einem Gespräch wird über rechtliche Aspekte, Risiken, Folgen und Nachbehandlung informiert. Aber auch darüber, dass nicht alle Farbstoffe von jedem gleich gut vertragen werden und es zu einer Abwehrreaktion kommen kann.
Alles in Allem sollte die Entscheidung für ein Tattoo eine wohl überlegte Sache und für den Jugendlichen, dessen Eltern und den Tätowierer auf der Grundlage von Vertrauen und Weitsicht aufgebaut sein.