Komorbidität von Essstörungen

Essstörungen gehen oftmals mit anderen psychischen Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen, Substanzmissbrauch oder Angststörungen einher.

Menschen, die an einer Essstörung erkrankt sind, leiden oftmals auch unter einer anderen psychischen Störung. Diese können die Betroffenen zusätzlich belasten und zu einer Verschlimmerung der Gesamtsituation beitragen. Es ist deshalb also wesentlich, dass diese Störungen als solche erkannt und in der Behandlung einer Essstörung berücksichtigt werden.

Persönlichkeitsstörungen

Ein beträchtlicher Anteil an Menschen, die an einer Essstörung leiden, haben auch eine Persönlichkeitsstörung. Zahlenmäßig betrifft dies zwischen 27 und 93 Prozent, wobei sowohl Frauen als auch Männer daran erkranken. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist dabei am häufigsten vertreten. Bei Menschen mit einer Essstörung, die an dieser spezifischen Persönlichkeitsstörung erkrankt sind, werden vermehrt Symptome weiterer Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Substanzmissbrauch gefunden. Im Zusammenhang mit Bulimie und der Binge-Eating Störung ist die histrionische Persönlichkeitsstörung anzumerken, während im Zuge einer Anorexie häufig die zwanghafte und ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung auftritt.

Substanzmissbrauch

Vor allem Frauen und Männer, die an Bulimie erkrankt sind, neigen dazu, eine Suchtproblematik zu entwickeln. 26 bis 40 Prozent der bulimischen Menschen weisen einen übermäßigen Alkoholkonsum auf. Da bei beiden Krankheitsbildern versucht wird, mit negativen Affekten umzugehen, was oft heimlich passiert, werden Bulimie und Abhängigkeitserkrankungen sehr oft miteinander in Verbindung gebracht.

Depressive Störungen

Depressive Störungen sind sowohl bei Menschen mit Magersucht als auch bei solchen mit Bulimie zu finden. Anteilsmäßig sind Depressionen bei zirka 50 Prozent der an einer Essstörung leidenden Personen zu verzeichnen. Diese Störungen können schon vor dem Beginn einer Essstörung vorhanden sein oder auch erst im Verlauf deren auftreten. Auch bei der Binge-Eating-Störung treten vermehrt Depressionen auf, wobei laut Forschungsergebnissen die Binge-Eating-Störung einer Depression oftmals vorausgeht.

Zwangsstörungen

Zwangserkrankungen sind vor allem bei anorektischen Menschen zu finden. Ein Großteil der Frauen und Männer mit Essstörungen leiden schon vor dem Beginn dieser an einer Zwangsstörung. Bei bulimischen Menschen werden diese Störungen äußerst selten beobachtet.

Angststörungen

Diese Störungen sind im Zusammenhang mit Essstörungen häufig zu finden. Während bei den bulimischen Personen und denen mit einer Binge-Eating Problematik Agoraphobien und soziale Phobien vermehrt auftreten, kommen bei anorektischen Menschen öfter generalisierte Angststörungen und einfache Phobien vor. Im Allgemeinen stellt sich die Frage, ob diese komorbiden psychischen Störungen schon vorhanden waren, bevor die Essstörung auftrat, es sich also tatsächlich um zwei voneinander abgrenzbare Krankheitsbilder handelt, oder ob manche Symptome im Zuge einer Essstörung auftreten, jedoch in ihrer Gesamtheit nicht alle Kriterien einer klinischen Störung aufweisen. Häufig kann erst nach Abklingen oder Überwindung der Essstörung festgestellt werden, ob eine andere Störung zu diagnostizieren ist, je nachdem, ob die zuvor vorhandenen Symptome weiterhin bestehen oder nicht.

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