Die Zeiten, in denen ein sicherer Arbeitsplatz und steigender Wohlstand zumindest für die deutsche Mittelschicht selbstverständlich dazugehörte, gehören offensichtlich für immer mehr Menschen in Deutschland der Vergangenheit an. Die Mittelschicht schrumpft immer mehr. In den 80er Jahren zählten in Westdeutschland noch 64 Prozent aller Deutschen zur Mittelschicht. Heute gehören nur noch 60 Prozent der Deutschen dazu. Immer mehr Menschen müssen prekäre Beschäftigungsverhältnisse hinnehmen. Befristete Arbeitsverträge, niedrige Löhne, die kaum zum Leben reichen, Hartz IV Bezug und drohende Altersarmut gehören für immer mehr Deutsche heute zum Alltag.
Sozialwissenschaftler der Universität Bremen und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin untersuchten jetzt, wie weit die Ängste vor sozialem Abstieg verbreitet sind. Der Studie liegt eine Befragung von 1000 Männern und Frauen zugrunde. Dabei kam heraus, dass viele Deutsche befürchten, dass es ihnen in Zukunft schlechter gehen wird als heute. Diese Sorge betrifft auch die nachfolgende Generation.
Zusammenhang zwischen Ängsten vor sozialem Abstieg und aktueller Lebenslage
Wie besorgt die Deutschen in die Zukunft schauen, wird auch durch die aktuelle Lebenslage des Einzelnen bestimmt, besonders was die Angst betrifft, in naher Zukunft nicht mehr genügend Geld zum Erhalt des Lebensstandards zur Verfügung zu haben. Von Ängsten, in den nächsten zwölf Monaten nicht mehr ausreichend Geld zur Verfügung zu haben, um den Lebensunterhalt decken zu können oder aufgrund mangelnder finanzieller Möglichkeiten, keine ausreichende Gesundheitsversorgung zu erhalten, berichteten 15 Prozent der Befragten. Dazu gehörten vor allem Arbeiter, Angehörige der Unterschicht und Ostdeutsche. Diese Ängste traten bei Deutschen mit höherem Einkommen deutlich seltener auf.
Sorge um den Lebensstandard im Alter
Deutsche, die nur über ein geringes Einkommen verfügten, betrachteten auch ihre finanzielle Situation im Alter besonders pessimistisch. Insgesamt waren aber die Ängste, vor einem sozialen Abstieg im Alter weiter verbreitet, als die Angst vor Armut in naher Zukunft. Diese Ängste betrafen auch Angehörige der höheren Einkommensgruppen. Jeder dritte Befragte befürchtete, seinen Lebensstandard im Alter nicht halten zu können. Besonders viele Menschen zwischen 18 und 49 Jahren äußerten diese Befürchtung. Senioren zeigten sich hier optimistischer, was wahrscheinlich auch mit deren gesicherten Rentensituation zusammenhängt. Angesichts des immer weiter sinkenden Rentenniveaus handelt es sich hierbei um durchaus berechtigte Befürchtungen gerade der Deutschen im jungen und mittleren Erwachsenenalter.
Sorge um den Lebensstandard der Kinder
Genauso verbreitet wie die Angst vor einem sozialen Abstieg im Alter war die Befürchtung, dass es den eigenen Kindern einmal finanziell schlechter gehen wird als einem selbst. Jeder dritte Befragte betrachtet es als unwahrscheinlich, dass die eigenen Kinder den Lebensstandard der Eltern halten können. Besonders die 35 bis 49-Jährigen äußerten diese Befürchtung, was genau die Altersgruppe betrifft, die sich in der Regel in der Familienphase befindet.