Neue, fruchtbare Wertediskussionen nach Wirtschaftskrise, Stuttgart 21 und Einschränkungen der Meinungsfreiheit in China und Ungarn. Und ein Wertespiel.
Es muss etwas anders und besser werden. Das war die Einstellung nach der großen Wirtschaftskrise 2009. Geld sollte nicht mehr ein Wert an sich sein, was so von seiner Erfindung her nie so gedacht war, es kam als Zahlungsmittel in den Umlauf, als Mittel zum Zweck, das den Tauschhandel ablöste. Der Kapitalismus und seine ausufernden Erscheinungen machte es erst zu einer Art „heiligen Kuh“.
Umdenken nach der Wirtschaftskrise
Die Wirtschaftskrise brachte ein Umdenken. Schon prophezeiten auch seriöse Autoren ein Ende des herkömmlichen Gesellschaftssystems zumindest in den westlichen Industrieländern. Es wird nie wieder so werden wie vor der Krise, da sind sich alle Fachleute einig, auch wenn Banken bereits wieder mit schlechtem Beispiel voran gehen, als wäre nichts passiert. Aber es entstand die Chance zu einer neuen Solidarität, nicht mehr jeder gegen jeden mit Ellbogen für sich allein zu kämpfen, sondern im Team denken. Übrigens hat die spanische Fussballmannschaft diesen Trend vorbildlich vorgelebt: Spanien hatte immer gute Einzelstars beim FC Barcelona und Real Madrid, aber bis 2010 enttäuschend bei internationalen Wettkämpfen abgeschnitten. Erst, als es gelang, aus den eitlen Einzelstars ein Team zu bilden, wurden sie endlich Weltmeister.
Verstärkt wird auch im Berufsleben das sogenannte Networking wichtig, sich zusammentun, Konkurrenzdenken außen vor lassen, denn gemeinsam ist man stärker. Das zeigen die sozialen Netzwerke im Internet, wo Forumsteilnehmer nahezu selbstlos ihre Tipps austauschen, um sich weiter zu helfen.
Die Wutbürger und ihre Folgen
Passend zu Jahresbeginn 2011 wird denn auch das Wort des Jahres gekürt, in Deutschland ist es „Wutbürger“ für den Einwohner, der sich von seiner Regierung nicht mehr alles gefallen lässt. Werte wie Mut und Zivilcourage also als Auslöser für die Demonstrationen. Das zeigen ebenso die Beispiele wie in Russland mit aufmüpfigen protestierenden Bürgern für ein so kostbares Gut wie Gerechtigkeit aus Anlass des harschen und manipulierten Urteils gegen den Ölmillionär oder vorher die Appelle für die Freiheit des chinesischen Friedensnobelpreisträgers. Aktuell jetzt der Aufruhr im Blätterwald gegen die geknebelte Pressefreiheit in Ungarn, das zur Europäischen Union gehört. Und der Anstieg der Prozentwerte der Grünen-Parteien ist die Auswirkung eines mündigen Bürgers, mehr für den Umweltschutz und die Bewältigung des Klimawandels zu tun, den faulen Kompromisse der meisten sich jetzt an der Macht befindenden Politiker entgegen zu steuern.
Auch im Privatleben werden konservative, bewahrende Werte wieder bedeutender
Mehr als 90 Prozent aller Menschen wünschen sich Treue in ihrer Beziehung, auch wenn uns Doku-Soaps den Seitensprung als etwas Normales vorspielen wollen. Den obigen Wunsch nach Treue zitiert der Psychotherapeut Wolfgang Krüger in seinem neuen Band „Das Geheimnis der Treue“. Er schrieb schon ein bemerkenswertes Buch über die Freundschaft, wieder so ein Wert, der zum menschlichen Leben gehört. Der österreichische Verhaltensforscher Eibl-Eibesfeldt meint ebenso, dass allgemein der Mensch danach streben würde, mit einem ganz bestimmten Partner ein enges Band zu knüpfen, „eine Dauerpartnerschaft“ einzugehen.
Vorschlag für ein sinnvolles Wertespiel
Die pädagogische Hochschule in München-Pasing hat schon vor Jahren einen Managementkurs entwickelt mit dem Titel „Werthaltungen in der Führung überprüfen“. Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich ein Spiel, dass man im privaten Kreis, in der Gruppe, im Verein, im Club etcetera unbedingt einmal durchführen sollte: Jeder schreibt auf einen Zettel die Reihenfolge der für ihn wichtigen Werte auf, dann wird in Zweier-Gruppen dasselbe durchgeführt, wobei sich die beiden auf eine Reihenfolge einigen müssen, danach im Plenum. Dann wird man sehen, was wirklich wichtig ist im Leben. Das ist schon mal ein wert-voller Anfang für gute Vorsätze in einem neuen Jahr.