Studie der Uni Oldenburg ruft kontroverse Diskussionen hervor. Die aktuelle Studie der Uni Oldenburg, die eine Relation zwischen dem Vornamen und dem zu erwartenden Lernverhalten eines Kindes herstellt, wird derzeit diskutiert.
Bei der Studie der Uni Oldenburg handelt es sich zwar um die aktuellste wissenschaftliche Untersuchung zum Thema, dennoch ist das Thema in der Wissenschaft nicht ganz neu. Beispielsweise kann in einer Ausgabe des Spiegel aus dem Jahr 2006 nachgelesen werden, dass bestimmten Vornamen gewisse Eigenschaften zugeordnet werden. „Uwe ist doof“ wird als Beispiel für eine der vielen Stereotypien angeführt.
Die Studie der Uni Oldenburg: Kevin als Synonym für Lernschwäche
Gerade sehr moderne, aus dem angloamerikanischen oder französischen Sprachraum stammende Vornamen wie Kevin, Dustin, Marvin, Marcel, Yves, Joy, Jacqueline oder Chantal werden vielfach von Grundschullehrern mit Lernschwäche, mangelndem Interesse und schlechtem Sozialverhalten assoziiert, während klassische deutsche Vornamen wie Agnes, Sophie, Charlotte oder Anna bei den meisten Pädagogen positive Assoziationen wie Intelligenz, Lernbereitschaft und ein normales, angemessenes Sozialverhalten weckt.
Der Name Kevin: sehr vorurteilsbehaftet
Das schlechteste Image aller genannten Vornamen hat zweifelsohne Kevin inne. Mit Trägern dieses Vornamens werden ganz besonders Gewaltbereitschaft und mangelndes Sozialverhalten, unterdurchschnittlliche Intelligenz und Desinteresse am Lernstoff verbunden. In einer nicht ganz ernstzunehmenden, halbwissenschaftlichen Diskussion ist sogar vom so genannten Kevinismus die Rede, die sich eher auf die Frage bezieht, warum manche Eltern ihren Kindern ganz exklusive Vornamen geben, obwohl sie zum Teil nicht einmal wissen, wie die Namen korrekt ausgesprochen oder geschrieben werden. Mittlerweile ist es zum geflügelten Witz geworden, wenn jemand seine Tochter „Schackeline“, „Schantalle“ oder „Zeline“ aus Unkenntnis der korrekten Aussprache ruft.
Die Annahme, dass besonders ausgefallene oder ausländische Vornamen nur von Eltern aus bildungsfernen Schichten vergeben werden, ist jedoch ein Irrtum. Der Schauspieler Uwe Ochsenknecht beispielsweise hat das Gymnasium besucht und zweien seiner Söhne trotzdem die nicht ganz alltäglichen Vornamen Jimi Blue und Wilson Gonzalez gegeben.
Vornamen: modeabhängig
Vornamen sind, genau wie Kleidung, Musik oder Kunst, auch Moden unterworfen. In den 1960er und 1970er Jahren zählten zu den beliebtesten Vornamen für Jungs Dirk, Sven, Frank, Lars, Michael, Thomas, T(h)orsten, Carsten/Karsten, André, Marcel und Pascal, bei den Mädchen waren es Nicole, Alexandra, Christina, Stefanie und Melanie. Diese Namen werden heute kaum noch Neugeborenen gegeben. Heutzutage sind eher wieder klassische deutsche Vornamen wie Agnes, Sophie, Anna, Charlotte, Alexander und Paul beziehungsweise ausländische Vornamen wie die oben genannten beliebt. Ob tatsächlich eine Parallele zwischen Sozial- und Lernverhalten und dem Vornamen gezogen werden kann, ist mehr als fraglich.
Mögliche Konsequenzen für die Träger eines Vornamens
Abgesehen davon, dass Kinder sich ihren Vornamen nicht selbst aussuchen, sondern diesen von ihren Eltern bekommen, können die mit einzelnen Namen verbundenen Stereotypien negative Konsequenzen auf jeden einzelnen Schüler haben. Wenn ein Kevin einen Streit auf dem Schulhof beginnt – egal, ob berechtigt oder unberechtigt – wird dies viel eher als Aggressionspotential gewertet als mögliche Pöbeleien oder Stänkereien eines Alexanders, auch wenn Letzterer möglicherweise trotz seines Vornamens viel eher zu Aggressionen neigt als Kevin. Bei einem Kevin oder Marvin würde somit auch viel mehr auf mögliche Schwierigkeiten im Elternhaus geachtet als bei einem Paul oder Alexander.
Ebenso besteht die Gefahr, dass Träger/innen eines mit negativen Assoziationen behafteten Vornamens nicht die Förderung und Aufmerksamkeit des Lehrers erfahren wie die Träger/innen eines Namens mit positiven Attributen. Wer sagt, dass eine Chantal in Mathematik nicht genauso gut sein kann wie eine Agnes? Auf diese und ähnliche Fragen wird in der Studie nicht näher eingegangen, stattdessen werden durch die dargestellten Stereotypien weitere Vorurteile und mitunter auch unberechtigte, informelle Vorauswahlverfahren geschürt.