Die meisten Unternehmen suchen über persönliche Kontakte. Fast genauso viele suchen ihre Auszubildenden über Praktika für Schüler. Nur knapp sechs von zehn Betrieben sind ausbildungsberechtigt. Je größer die Betriebe sind, desto häufiger bilden sie auch aus. Kleinere Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern bilden zu 41 Prozent aus – von größeren Unternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitern bilden ganze 94 Prozent aus. Dabei steigen kleinere Unternehmen später in den Rekrutierungsprozess ein.
Bevorzugte Schulabschlüsse
Die Unternehmen beurteilen die Motivation, das Engagement und die Fähigkeiten der Bewerber umso höher, je höher der Schulabschluss ist – allerdings zeigt sich, dass wenn Unternehmen auch Erfahrungen mit benachteiligten Gruppen gemacht haben, beispielsweise mit Jugendlichen ohne einen Schulabschluss, diese Faktoren auch besser bewertet werden. Die Hälfte alles ausbildenden Betriebe sucht nach Jugendlichen mit Fach- und Hochschulreife. 40,3 Prozent der Unternehmen beschäftigen Auszubildende mit Fach- oder Hochschulreife. Real bildet diese Gruppe jedoch nur 20 Prozent aller Auszubildenden. Dies zeigt, dass diese Gruppe von den Unternehmen stark umworben wird und hier nicht genügend Bewerber findet. Die meisten ausbildenden Unternehmen beschäftigen Jugendliche mit einem mittleren Schulabschluss an (65,2 Prozent). Jugendliche mit einem Realschulabschluss stellen auch die größte Gruppe der Ausbildungsanfänger (42 Prozent) dar.
Inzwischen beschäftigen weniger als die Hälfte der Unternehmen (44,7 Prozent) Jugendliche mit Hauptschulabschluss und obwohl auch Schulabgängern ohne einen Schulabschluss die dualen Ausbildungen prinzipiell offen stehen, gehören nur 5 Prozent aller Betriebe zu denen, die solchen Jugendlichen eine Chance geben. Jugendliche mit einer Lernbeeinträchtigung werden dagegen von ganzen 12,9 Prozent der ausbildenden Betriebe unter Vertrag genommen. Relativ viele Unternehmer rekrutieren überdies Schulabgänger von beruflichen Schulen, welche dort ihren Schulabschluss nachgeholt haben – nicht zu verwechseln mit den Bewerbern nach Abschluss einer Berufsvorbereitung (Übergangssystem); nur knapp jedes vierte Unternehmen interessiert sich für diese Gruppe.
Von allen Ausbildungsanfängern haben knapp vier Prozent keinen Schulabschluss. Schwächere Bewerber haben vor allem bei kleineren Unternehmen eine Chance. Das trifft sowohl auf Bewerber ohne Schulabschluss, Absolventen einer Berufsvorbereitung als auch auf Altbewerber zu. Größere und namhafte Unternehmen klagen über weniger Rekrutierungsprobleme – sie sind begehrter bei den Bewerbern, kriegen mehr Bewerbungen pro ausgeschriebene Stelle und können es sich leisten, wählerisch zu sein – dementsprechend stellen sie häufiger als kleine Unternehmen Jugendliche mit Fach- oder Hochschulreife ein.
Die häufigsten Rekrutierungskanäle
Die meisten Unternehmen (74 Prozent) suchen über persönliche Kontakte. Fast genauso viele (72, 4 Prozent) suchen ihre Auszubildenden über Praktika für Schüler. Ganze 62,2 Prozent nutzen Vermittlungsangebote der Arbeitsagenturen und ARGEn und 44,7 Prozent die Stellenbörsen im Internet. An Platz 5 werden Kooperationen mit Schulen genannt (42,4 Prozent), an Platz 6 rangiert die Suche über die Angebote der Berufsvorbereitung (34,4 Prozent). Nur an siebter Stelle werden regionale Printmedien genannt (31,7 Prozent), es folgen die Suche über Online-Bewerbungen / eigene Karrierewebsite der Firmen (24,5 Prozent), Bewerbungsmessen (15,6 Prozent), private Ausbildungsvermittler (7,6 Prozent) und überregionale Printmedien (4,7 Prozent). Zuletzt genannte Option werden in der Regel von größeren Firmen genutzt.
Der Weg in den Betrieb über eine Einstiegsqualifizierung
Ein Drittel der Unternehmen nutzt das Instrument der Einstiegsqualifizierung – dabei handelt es sich um eine Qualifizierungsmaßnahme im Rahmen des Ausbildungspaktes. Dabei absolvieren Jugendliche ein Langzeitpraktikum von einem halben oder einem Jahr in einem Unternehmen – diese Praxis- und Betriebsnähe zeigt sehr guten Integrationserfolg im Vergleich zu den Zahlen des Übergangssystems. Im Befragungszeitraum 2015 befanden sich 74 Prozent der Teilnehmer der Einstiegsqualifizierung des Jahres 2015/2016 in einer vollqualifizierende Ausbildung, 64 Prozent der Teilnehmer im Ausbildungsjahr 2008/2009 fanden zum gleichen Zeitpunkt bereits eine Ausbildung.
Vakante Stellen
Die Schätzungen der unbesetzt bleibenden Stellen liegen zwischen 13 und 15 Prozent jährlich und damit bei einer Zahl von knapp 71.000 unbesetzten Ausbildungsstellen bundesweit. An Arbeitsagenturen werden vor allem Stellen nicht gemeldet, die schwer zu besetzen sind und mit höheren Qualifikationserwartungen der Unternehmen verknüpft sind. Die nicht besetzten Stellen lassen sich außerdem nicht dadurch erklären, dass zu wenig Bewerber einen Ausbildungsplatz suchen würden, denn rein von den Zahlen war die Nachfrage nach Ausbildung stets höher als das Angebot. So liegen die Gründe eher in einem Mismatch am Ausbildungsmarkt. Zum einen stellen die Unternehmen höhere Anforderungen an die Bewerber, als diese mitbringen, zum anderen sind zu wenige Bewerber umzugsbereit und sie suchen nicht in den Branchen, in denen Bedarf besteht. Im Jahr 2017 gab es zu viele Bewerber für solche Ausbildungsberufe wie:
- Kaufmann im Einzelhandel,
- Verkäufer,
- Friseur,
- Kfz-Mechatroniker,
- Maler und Lackierer.
Währenddessen gab es zu wenig Bewerber für solche Ausbildungsberufe wie:
- Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik,
- Gebäudereiniger,
- Textilreiniger,
- Fleischer.