Auswahlkriterien für Seminare zur beruflichen Weiterbildung. Seminare zur beruflichen Weiterbildung gibt es wie Sand am Meer. Mit jeder neuen Managementmode kommen weitere hinzu. Wie soll man hier die Spreu vom Weizen trennen?
Über 220.000 Angebote zur beruflichen Weiterbildung listet das Seminar- und Weiterbildungsportal semigator nach eigenen Angaben. Die Suche nach einem Stichwort, zum Beispiel Problemlösung, liefert eine Bandbreite von Seminaren, die von persönlichen Strategien zum Zeitmanagement über Kreativitätstechniken und wertorientierter Führung bis zur interkulturellen Kompetenz reicht. In anderen Worten: selbst gut sortierte Portale mit detaillierten Suchmasken reduzieren zwar die Vielfalt an Angeboten, bieten aber keine inhaltliche Entscheidungshilfe.
Zunächst die eigenen Bedürfnisse ermitteln
Das klingt selbstverständlich, ist in der Praxis aber schwieriger als gedacht. Denn was verbirgt sich hinter den angepriesenen Begriffen? Oft weiß man selbst nicht so genau, was man eigentlich sucht. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Entscheidungsfindung. Darunter fällt die Auswahl einer von mehreren Handlungsoptionen, aber auch die Art und Weise wie Entscheidungen getroffen werden (können). Entscheidet immer der Vertrieb oder gibt es eine Abstimmung. Welche Kriterien werden herangezogen? Wer darf die Reißleine ziehen, um eine Entscheidung umzukehren?
Es ist also wichtig, zunächst einmal herauszufinden, wo der Schwerpunkt Ihres Interesses liegt. Darüber hinaus ist es wichtig, sich realistische Ziele für das Training zu setzen. Wie viel Zeit wollen bzw. können Sie investieren? Es verhält sich mit Seminaren wie mit den meisten Dingen im Leben: je mehr man einbringt, desto mehr nimmt man mit. Es ist sinnvoller – und vermeidet Frustrationen – weniger Seminare zu belegen, diese aber vor- und nachzubereiten, als lediglich Teilnahmezertifikate zu sammeln.
Seminaranbieter auswählen
Im Prinzip ist es bei den Seminaranbietern wie bei den Automobilherstellern: es gibt die „VWs“, die eine breite Palette von Seminaren für jedermann, vom Sekretär bis zur oberen Führungskraft anbieten, und die Spezialisten, die sich auf bestimmte Themen wie zum Beispiel Verkaufstrainings oder bestimmte Methoden wie beispielsweise Qualitätsmanagement nach dem Six Sigma Prinzip festlegen. Beide arbeiten mit fest angestellten und freien Trainern und Beratern. Versuchen Sie etwas über diese herauszufinden, lesen Sie deren Profile auf der Webseite der Anbieter durch. War zum Beispiel die Trainerin der Vertriebsschulung selbst einmal im Vertrieb eines Unternehmens tätig oder kennt sie die Berufswelt nur aus der „Draufsicht“, sei es als Trainer, Psychologe oder Berater? Aber Vorsicht: Nicht immer ist ein Trainer, der aus derselben Branche stammt, die beste Wahl. Wenn Sie zum Beispiel kreativer werden wollen, ist es gerade hilfreich, jemanden aus einem fachfremden Bereich zu erleben und eine andere Denkweise kennenzulernen.
Schließlich gibt es noch die „Gurus“, die mit einem bestimmten Thema sehr erfolgreich wurden und dazu Seminare und Workshops anbieten. Vera Birkenbihl mit ihren farbenfrohen Denk- und Kreativitätsanleitungen gehört unter anderen zu dieser Kategorie. Hier bestimmt das Thema die Auswahl des Anbieters.
Auf die Didaktik achten
Handelt es sich bei dem Seminar um einen Vortrag mit der Möglichkeit anschließend Fragen zu stellen oder um ein zweitägiges Training, bei dem man anhand praktischer Beispiele das Gelernte üben kann? Wie sieht das Verhältnis zwischen Vermitteln von Inhalten und Übung aus? Kann man eigene Beispiele mitbringen, besser noch: vorab der Seminarleiterin oder dem Trainer zusenden? Diese und ähnliche Fragen helfen unter den vielen Angeboten, das richtige auszuwählen. Eine lange Auflistung von Methoden, die in dem Seminar abgebarbeitet werden sollen, mag zwar auf den ersten Blick beeindruckend wirken, aber schon eine einfache Überschlagsrechnung zeigt: mehr als eine Abhaken wird allein aus Zeitgründen nicht möglich sein.
Und schließlich noch ein paar Tipps für die Teilnahme an dem ausgewählten Seminar: Nehmen Sie sich vor, ein Konzept, eine Methode zu merken. Es ist unrealistisch davon auszugehen, dass nach einem Seminar, selbst wenn es über mehrere Tage läuft, bereits alles „sitzt“. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Üben Sie die eine Methode, die Sie sich gemerkt haben, und genießen Sie den Erfolg, den Sie damit erzielen. Anschließend können Sie immer noch die Seminarunterlagen durchblättern und sich eine weitere Methode auswählen.