Wie wird man animateur? Wie viel verdient man als animateur? Wie der Animator arbeitet? So wird der Ferienjob zum Karrieresprungbrett. Ferienspaß für die einen, Karrieresprungbrett für die anderen – Sport- und Gästebetreuer lernen in Ferienclubs fürs Leben.
Den ganzen Tag in der Sonne herumlümmeln, ab und zu eine Runde Beachvolleyball und abends Party bis zum Umfallen. Tja, das Animateursleben ist schon eine nette Sache. Das dachte sich vor einigen Jahren auch Tobias, der heute als Projektleiter eines mittelständischen Unternehmens arbeitet. Zweimal unterbrach er sein Studium, um in Griechenland und Spanien als Animateur zu arbeiten. Doch vor Ort war von Dolce Vita plötzlich keine Spur mehr. „Es war anfangs superhart“, berichtet er heute. „Aber, ich habe auch fürs Leben gelernt und meiner Karriere haben die Ferieneinsätze sehr gut getan!“
Anspruchsvolle Arbeitgeber: nur die Besten im Casting lösen das Ticket
Die Veranstalter sind anspruchsvoll geworden. Genau wie ihre Gäste erwarten sie von ihren Mitarbeitern nur das Beste. Und um die besten aus den guten Bewerbern herauszufiltern, organisieren die meisten Reiseunternehmen große Rekrutierungsveranstaltungen. Bei den so genannten Jobdays oder Castings werden die Bewerber auf Herz und Nieren getestet. Es reicht nicht, wenn die Aspiranten gut gelaunte Sonnenscheine sind, die Spaß am Umgang mit Menschen haben oder gerne Beachvolleyball spielen. Solche Basics werden einfach erwartet. Überdurchschnittliches Engagement ist ein Muss, einschlägige Vorbildung ein wünschenswertes Kann. Wer einen Platz ergattern will, muss in der Regel mindestens 20 Jahre alt, sportlich und ungebunden sein und wenigstens eine Fremdsprache beherrschen.
Ohne Vielseitigkeit läuft gar nichts
Drei Hauptbetätigungsfelder gibt es für die zukünftigen Gästebetreuer: Entertainment, Sport und Kinderbetreuung. Und analog dazu haben Pädagogen, Sportlehrer und Menschen mit einer musisch-künstlerischen Ader die besten Chancen. Doch Know-how ist nicht alles. Mindestens genauso wichtig sind den Arbeitgebern Faktoren wie Teamfähigkeit, Kreativität, Flexibilität und Belastbarkeit. Tobias ließ sich damals als Sport-Animateur anheuern. Er hatte einen Übungsleiterschein und Erfahrung im Sportverein. „Ursprünglich sollte ich mit den Gästen hauptsächlich Beachvolleyball spielen, doch Stück für Stück musste ich auch andere Bereiche übernehmen.“ Tobias organisierte Mountainbike-Touren und Poolspielchen und moderierte am Abend die Club-Shows. „Man muss sich halt den Gegebenheiten anpassen“, sagt er lapidar. „Stures Beharren auf der Kernaufgabe ist ein echtes k.o.-Kriterium.“
Animateure sind begehrte Teamplayer – auch in der Wirtschaft
Die Zeiten der Brachialbespaßung sind endgültig vorbei. Große Mitmachaktionen, bei denen die komplette Gästeschar um den Club-Pool versammelt ist, sind passé. Stattdessen gibt es mehr und mehr individuelle Programme: Sport in allen Variationen, Theaterkurse, Artistentraining, Beautyworkshops, usw. Und alles sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Klar, dass das immer mehr Fingerspitzengefühl von den Animateuren fordert. Ein Einsatz, den auch zunehmend Personalchefs außerhalb der Tourismus-Branche zu schätzen wissen. Die ein oder andere erfolgreiche Animateurs-Saison im Lebenslauf signalisiert oft mehr als ein berufsbezogenes Praktikum. Diese Erfahrung hat auch Tobias gemacht. „Mein Chef hat mir von Anfang an mehr zugetraut und stahlharte Nerven unterstellt. Das war für ihn wichtiger als meine Diplomnote.“ Ehemalige Animateure kapitulieren auch vor unerwarteten Herausforderungen nicht so leicht, integrieren sich schnell in Teams und sind meist extrem belastbar.
Momentan suchen alle großen Reiseveranstalter wieder frische Gästebetreuer für alle Bereiche. Nach dem Auswahlverfahren kommt meist die ein- bis dreiwöchigen Grundausbildung. Dort lernen die neuen Animateure alles: von Moderation bis zum Kinderschminken, von Bogenschießen bis zur Konfliktberatung. Danach geht’s meist direkt an den Einsatzort. Die Saison dauert in der Regel von April bis Oktober. Besonders lukrativ ist die Tätigkeit allerdings nicht. Im Schnitt bekommen die Animateure 650 Euro im Monat – Sozialabgaben werden nicht immer und nicht immer komplett gezahlt. Wer seine Ausgaben in der Heimat aber unter Kontrolle hat, wird jedoch schon ein bisschen sparen können. Vor Ort ist Kost und Logis natürlich inklusive und Zeit zum Geldausgeben haben die Animateure ohnehin meist nicht. „Die 12 bis 14 Stunden Tage waren zwar hart, aber der Zusammenhalt zwischen den Kollegen ist wirklich toll. Das hat schon alles großen Spaß gemacht. Zu vielen damaligen Kollegen habe ich noch heute engen Kontakt.“ Für Tobias hat sich sein Engagement als Animateur gelohnt. Er hat viel gelernt, gute Freunde gefunden und unerwartete Karrierechancen bekommen. Und auch das Glück kam nicht zu kurz: „In Spanien habe ich Sabine kennen gelernt. Sie war als Gast da und es war alles wahnsinnig kompliziert. Aber letztes Jahr haben wir geheiratet!“