Sabbatical zieht nicht. Der befristete Ausstieg aus dem Job als Karrierekiller. Eine Auszeit vom Berufsalltag zu nehmen, klingt zwar nett, ist in der Regel der Karriere nicht förderlich.
Viele von uns träumen davon: ein halbes oder gar ein ganzes Jahr nicht zu arbeiten und dafür zumindest einen Teil des Gehalts zu kassieren. Und zu allem Überfluss noch die Möglichkeit zu haben, zu seinem Dienstgeber zurückzukehren. Für die meisten allerdings bleibt das Sabbatical, also der befristete Ausstieg aus dem Job, ein Traum – und das ist gut so.
Übrigens: Der Begriff Sabbatical wird von einem biblischen Brauch abgeleitet, wonach man auf den Feldern sechs Jahre lang säen und ernten, diese im siebenten Jahr allerdings brach liegen lassen soll. US-Professoren haben dies in ihren Alltag übertragen, um sich während ihrer Auszeit der Forschung widmen zu können.
Keine Karriere mit Sabbatical
„Zumindest, wenn man Karriere in einem klassischen Unternehmen machen will“, ist Michael Meyer von der Wirtschaftsuniversität Wien überzeugt. Denn eine Unterbrechung, die länger als der übliche Urlaub ist, schadet eindeutig der Karriere. Wer ein Sabbatical nimmt, muss damit rechnen, weniger zu verdienen. Außerdem wird er die Karriereleiter nicht hinaufklettern. Dies gilt nach Ansicht des Experten vor allem für Männer, bei Frauen wird die Messlatte weniger streng angelegt.
Dass Mitarbeiter dafür nach ihrer Auszeit erholt und motiviert an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, lässt Meyer nicht gelten. Wer sich für so lange Zeit aus dem Arbeitsalltag ausklinke, zeige sehr deutlich seine fehlende Motivation, was wiederum das Vertrauen des Dienstgebers in den Mitarbeiter spürbar erschüttert. Auch das Argument, dass ausgebrannte Batterien während dessen aufgeladen werden können, stellt sich in der Praxis als Schuss ins Knie dar. Wer zugibt, ausgebrannt zu sein, disqualifiziert sich für Leitungsausgaben, da er nicht belastbar zu sein scheint.
Toleriert werden könne der vorübergehende Rückzug aus dem Job maximal dann, wenn die freie Zeit für Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen genutzt wird. „Wobei es auch da immer besser ist, mit dem Vorgesetzten eine Reduktion der Arbeitszeit auszuhandeln“, rät Meyer. Sollte jemand trotzdem auf der Auszeit beharren, sei er gut beraten, einen Zeitpunkt abzuwarten, an dem sich die Dynamik der Karriere ohnehin verlangsamt. Oder wo er insgeheim bereits beschlossen hat, sich beruflich neu zu orientieren.
Sabbatical ohne Probleme
Glücklich, wer hingegen beispielsweise Lehrer ist. Denn diese können sich ohne Probleme ein Sabbatical gönnen. Sie müssen nur vier Jahre gearbeitet haben, dann können sie die Auszeit nehmen, erhalten aber fünf Jahre lang nur 80 Prozent ihres Bezugs. Auch in Berufen, wo projektbezogen gearbeitet wird, ist es nicht unüblich, nach Abschluss eines Projektes ein bisschen dem dolce vita zu frönen, indem die angefallenen Überstunden abgebaut werden. Oder indem durch ein bisschen Freizeit das Warten auf das nächste Projekt überbrückt wird.