Stammzellen Spenden. Der Weg von der Typisierung bis zur Transplantation. Eine Stammzellenspende kann Menschenleben retten – und dies bereits zu Lebzeiten. Ein Weg ist die Registrierung und Typisierung potentieller Spender bei der DKMS.
Alle 45 Minuten wird ein Mensch in Deutschland mit einer schrecklichen Wahrheit konfrontiert: Diagnose Leukämie – eine bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen, die vom Knochenmark ausgeht. Für viele Leukämiekranke ist die „Knochenmarktransplantation“ genannte Übertragung von Stammzellen die einzige Hoffnung auf ein neues Leben. Stammzellen sind Mutterzellen aller Blutzellen, nach einer Übertragung bilden sich beim Patienten aus den Stammzellen des Spenders die weißen und roten Blutkörperchen sowie die Blutplättchen.
Die Wahrscheinlichkeit der Übereinstimmung der Gewebemerkmale ist gering
Für die Übertragung muss ein geeigneter Spender gefunden werden, dessen Gewebemerkmale mit denen des Empfängers nahezu hundertprozentig übereinstimmen. Für die Patienten, denen nicht wie bei einem knappen Drittel der Betroffenen, mit einer Spende eines Verwandten geholfen werden kann, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Die Suche nach einem fremden Spender gleicht der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen – die Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung reicht von 1: 20.000 bis weit über 1: mehreren Millionen.
Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS)
Noch Anfang 1991 gab es in Deutschland nur etwa 3.000 freiwillige Spender, für 70 Prozent der Patienten konnte keiner gefunden werden. Am 28. Mai 1991 gründete sich aus einer Privatinitiative die Deutsche Knochenmarksspenderdatei (DKMS), die noch im gleichen Jahr über 68.000 Spender aufnehmen konnte und heute die weltweit größte Datei mit über 1,9 Millionen potentiellen Stammzellspendern ist. 2008 ließen sich über 200.000 Menschen bei der DKMS als Spender registrieren und typisieren, fast 2.100 Stammzell- oder Knochenmarkspenden wurden über die Spenderdatei der DKMS registriert.
Die Typisierung der Stammzellen
Stammzellen spenden können alle gesunden Menschen zwischen 18 und 55 Jahren. Um in die Knochenmarkspenderdatei aufgenommen zu werden, kann man an einer der zahlreichen bundesweiten Typisierungsaktionen teilnehmen oder sich bei der DKMS online registrieren. Mittlerweile muss zur Ersttypisierung nicht mehr Blut abgenommen werden, es reicht ein Wangenabstrich mit einem Wattestäbchen. Die Gewebemerkmale und die anonymisierten Daten werden dann im ZKRD (Zentrales Knochenmarkspender-Register Deutschland) gespeichert. Eine Ersttypisierung kostet 50 Euro und wird meist von den Spendern übernommen, bei Typisierungsaktionen häufig auch von Sponsoren. Die DKMS ist finanziell auf sich gestellt und auf Spenden angewiesen, damit sich auch Menschen registrieren lassen können, die den Betrag nicht oder nur teilweise zahlen können (Spendenkonto 255 556, Kreissparkasse Tübingen, BLZ 641 500 20).
Im Falle einer Übereinstimmung kann eine Stammzellenspende erfolgen
Wenn die Gewebemerkmale eines Spenders mit denen eines Patienten übereinstimmen, folgen in der Regel weitere Tests und Gesundheitsfragebögen, um mögliche Ausschlusskriterien frühzeitig zu erkennen. Wenn sich herausstellt, dass ein Spender tatsächlich der „genetische Zwilling“ eines Erkrankten ist, steht die Entscheidung an, ob man wirklich als Spender zur Verfügung stehen und einem Erkrankten zu seinem „zweiten Geburtstag“ verhelfen möchte.
Die Knochenmarktransplantation
Einige Tage vor der Transplantation erhält der Spender Injektionen mit einem hormonähnlichen Stoff, der die Stammzellen mobilisiert. Bei dem Patienten werden in einer keimfreien Isolierstation alle kranken Zellen entfernt und das Abwehrsystem komplett unterdrückt – ein hoch sensibler Zeitpunkt, denn ab jetzt kann der Patient ohne Stammzellen des Spenders nicht überleben. Stammzellen können durch zwei unterschiedliche Methoden gewonnen werden: Durch Knochenmarkentnahme aus dem Beckenkamm unter Vollnarkose oder über die periphere Blutstammzellentnahme, bei der die Stammzellen ambulant direkt aus dem fließenden Blut gewonnen werden. Dabei wird dem Spender ambulant in einem „Apharese“ genannten Verfahren das Blut aus einem Arm entnommen, das einen Zellseperator durchlief und über den anderen Arm wieder dem Blutkreislauf zugeführt wurde. Die entnommenen Stammzellen des Spenders bilden sich nach etwa zwei Wochen neu.
Und nach der Transplantation?
Über die DKMS können die Spender Informationen über den Genesungsverlauf „ihres“ Patienten erhalten. Zwar wird zwei Jahre nach der Transplantation die Anonymität von Spender und Empfänger gewahrt, doch nach Ablauf der Frist ist es in Deutschland möglich, dass sich Spender und Empfänger kennen lernen, wenn beide einverstanden sind. In anderen Ländern gelten hierfür andere Bedingungen.