Durchbruch bei der Suche nach einem Impfstoff gegen Asthma. Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, haben ein geringeres Risiko, an Asthma zu erkranken. Nun wurden die verantwortlichen Mikroorganismen gefunden.
Die Enge im Brustraum, das Gefühl, die Lungen nicht mehr ausreichend mit Luft füllen zu können, das raue, schmerzende, holpernde Reiben beim Atmen – immer mehr Menschen in Europa leiden an Asthma. Genetische und umweltbedingte Faktoren lösen die chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege aus, die durch eine fehlgeleitete Entwicklung des Immunsystems entsteht. Forscher sind seit Jahren bemüht, ein Mittel gegen die Atemlosigkeit zu finden. Nun gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer.
Bauernhof effekt Allergien
Diverse Studien hatten bereits belegt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger gefährdet sind, Asthma zu entwickeln, als ihre Alterskollegen, die nicht in Mist und Heu spielen. Dieses Phänomen nennt man entsprechend den „Bauernhofeffekt“. Wissenschaftler wollten diesem Phänomen in einer groß angelegten Studie auf den Grund gehen und fanden ihn in der Welt der klein angelegten Lebewesen: den Mikroorganismen.
Bauernkinder kommen mit einer größeren Vielfalt an Umweltmikroorganismen in Berührung. Einige der Keime, die das Asthmarisiko vermindern, wurden nun von den Forschern identifiziert; ein wichtiger Meilenstein in der Asthmaprävention, denn aus diesen Keimen könnte in der Zukunft ein Impfstoff gegen Asthma entwickelt werden.
Spezifische Keine auf dem Bauernhof sorgen für Asthmaschutz
Das Forscherteam untersuchte für die Studie Staub aus Kinderzimmern auf Pilze und Bakterien. Dabei zeigte sich, dass Kinder auf Bauernhöfen auch in Innenräumen mit einer größeren Zahl diverser Umweltmikroben in Kontakt kommen. Je vielfältiger die Zusammensetzung dieser Mikroben, desto geringer war das Asthma-Risiko. Die Wirkungsweise der Mikroorganismen bei der Herabsetzung des Risikos ist allerdings noch unklar.
Als eine Möglichkeit wird gesehen, dass die Umweltkeime das Immunsystem anregen. Ein anderer Erklärungsansatz ist, dass Keime, die nicht Asthma auslösend sind, die Besiedelung der unteren Atemwege mit Asthma auslösenden Arten verhindern. Weiterhin wird vermutet, dass es nicht allein ausreiche, Kleinkinder einer mikrobiellen Vielfalt auszusetzen. Man geht eher von einer Kombination spezifischer Arten aus, die zur Schutzfunktion führen. In anderen Worten: Die Keime, die auf einem Bauernhof vorkommen, sind geeignet, vor Asthma zu schützen. Es nützt nichts, Kinder in der Nähe der Bioabfalltonne spielen zu lassen.
Wissenschaftler suchen Impfstoff gegen Asthma
Unter den spezifischen Arten der schützenden Keime fand man beispielsweise bestimmte Bazillen, Staphylokokken und Schimmelpilze der Gattung Eurotium. Von einem therapeutischen Mittel auf deren Basis ist man allerdings noch weit entfernt. Die geeigneten Kandidaten für einen zukünftigen Impfstoff müssen unter ihnen erst einmal ermittelt werden.
An der Studie waren Wissenschaftler des Klinikums der Universität München, der TU München, der Universität Besançon, Marseille, Ulm, Basel, Utrecht und das Imperial College London beteiligt. Gefördert wurde die Arbeit von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Europäischen Kommission (GABRIEL- und PARSIFAL-Studie).