Die Leber hat bei einer Leberzirrhose im Frühstadium bisweilen ein gewisses Rückbildungs- und Erholungspotential. Das zeigen neue klinische Erkenntnisse.
Bis vor kurzem war die Prognose eindeutig – wer an einer Leberzirrhose leidet, kann nicht mehr mit Heilung rechnen. Daran hat sich in den allermeisten Fällen nichts geändert, doch Berichte aus deutschen Kliniken vermitteln einen kleinen Hoffungsschimmer: in einigen Fällen wurde beobachtet, dass die Leber im Anfangsstadium der Zirrhose noch ein gewisses Rückbildungs- und Erholungspotential hat. Aber nur dann, wenn die auslösenden Ursachen wie Hepatitisviren oder Alkohol konsequent beseitigt werden. Ein weiterer Therapieansatz im Frühstadium hat das Ziel, die Leber in ihrem aktuellen Stadium der Zirrhose wenigstens „einzufrieren“, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Leberzirrhose tötet
Jährlich sterben allein in Deutschland mindestens 18.000 Menschen an Leberzirrhose. Die Krankheit hat diverse Ursachen, wobei die Zirrhose nicht immer Folge von Alkoholmissbrauch ist. Auch die Virushepatitis B und C, Vergiftungen oder Autoimmunerkrankungen können zu einer Zirrhose führen. Die Krankheit ist besonders tückisch, weil sie sich oft über lange Jahre hin entwickelt, ohne dass der Betroffene etwas merkt.
Die „stumme“ Entzündung
Es beginnt mit einer Leberentzündung, die oft „stumm“ daher kommt. Die Leber leidet auf niedriger Flamme wie ein Schwelbrand. Die Entzündung kann abheilen, sie kann aber auch in das chronische Stadium übergehen, das schließlich in eine Zirrhose mündet. In einem schleichenden Prozess werden die gesunden Zellen der Leber verdrängt und zerstört und nach und nach durch immer dichteres Narbengewebe ersetzt. Die Leber schrumpft und kann ihre lebenswichtigen Aufgaben als Stoffwechselzentrale und Entgiftungsstation des Körpers nicht mehr erfüllen.
Wenn etwa 80 % des gesunden Gewebes verloren sind, machen sich die Symptome bemerkbar. Zunächst sind das Müdigkeit trotz ausreichenden Schlafs, Hautveränderungen und eine allgemeine Abwehrschwäche. Später können Gelbsucht, Muskelschwund und Abmagerung auftreten sowie die besonders gefährlichen Blutungen aus den Krampfadern der Speiseröhre. Patienten mit Leberzirrhose können auch unter der Bauchwassersucht (Aszites) und der hepatitischen Enzephalopathie leiden – hierbei führt die mangelnde Entgiftung zu Einschränkungen der Hirnfunktion. Wer eine Leberzirrhose hat, trägt außerdem ein erhöhtes Risiko, am Leberzellkrebs zu erkranken.
Die „künstliche Leber“
In der Endphase kann heute nur die Lebertransplantation das Leben des Zirrhosepatienten retten. Der Weg zu einer „künstlichen Leber“ ist nämlich noch sehr weit. Immerhin sind schon heute spezielle Dialysemaschinen im Einsatz, die für kurze Zeit die Entgiftungsfunktion der Leber übernehmen können. Die Maschinen helfen bei akutem Leberversagen und als „Brücke zur Transplantation“. Die Leber ist aber auch Produzent diverser lebenswichtiger Stoffe für den Organismus – diese Syntheseleistung kann bislang keine Maschine ersetzen. Es gibt hier erste Forschungsansätze für eine „Bioleber“, die aus menschlichen Zellen oder der Schweineleber im Labor kultiviert wird und die Syntheseleistung übernehmen soll.