Menschen mit Asthma müssen lernen, mit ihrer Erkrankung umzugehen. Dazu gehören neben der Schulung der Atemwahrnehmung auch atemerleichternde Techniken.
Menschen mit Asthma sind chronisch krank. Die Bandbreite der Symptome und Einschränkungen mit dieser Erkrankung ist sehr groß und reicht von gelegentlicher Atemnot oder seltenem Husten bis hin zu täglicher Atemnot. Für alle Asthmatiker ist ein gutes Asthmamanagement wichtig. Es beinhaltet das aufmerksame Beobachten und Notieren der asthmarelevanten Faktoren des Alltags, das kann im Asthma-Tagebuch geschehen oder für Besitzer von Appleprodukten auch mobil mit dem AsthmaCheck.
Neben der Einnahme von verordneten Medikamenten und dem gezielten Vermeiden von individuell schädlichen Reizen wie Pollen, Tierhaaren oder Überbelastung sollten Asthmatiker auch atemschulende Übungen kennen und können. Erlernen kann man diese Übungen in der Physiotherapie, zu deren Basistechniken auch die Atemtherapie gehört, entweder in Einzelterminen oder in speziellen Schulungsgruppen.
Grundvoraussetzung ist die Atemwahrnehmung
Jeder Mensch, der Probleme mit der Atmung hat, sollte den Zustand seiner Atmung in unbelastetem Zustand kennen, um abschätzen zu können, welche Zeichen der Atemveränderung bei ihm der Fingerzeig sind, atemerleichternde Maßnahmen zu ergreifen. Am ehesten kann man das mit atemwahrnehmenden Übungen erreichen. Diese können sehr individuell gestaltet werden, was oft die Motivation zum Üben steigert. Ein Beispiel für eine Übungssequenz für zu Hause findet man unter Den Atem wahrnehmen – eine Übungsvariante für zu Hause.
Dehnlagen und Dehnstellungen zur Verbesserung der Brustkorbbeweglichkeit
Die bestmögliche Beweglichkeit des Brustkorbes ist ein Dreh- und Angelpunkt für Asthmatiker. Je flexibler dieser ist, umso effektiver ist das Umsetzen von Übungen, die dazu dienen, angesammeltes Sekret in der Lunge zu lösen und abzutransportieren. Außerdem wird hierdurch eine höhere Vitalkapazität erreicht, das ist das größtmögliche ein- und auszuatmende Luftvolumen.
Eine Verbindung der Dehnlagen mit der Atemwahrnehmung oder Packegriffen erhöht die Effektivität deutlich und daher den Erfolg des eigenen Übungsprogramms für die Atmung.
Packegriffe am Brustkorb
Mit Unterstützung eines Therapeuten kann man die Packegriffe erlernen, später aber auch selbst anwenden. Man kann diese im Sitzen oder Liegen anwenden, greift am unteren Rand des Brustkorbes auf einer oder auch beiden Seiten gleichzeitig mit der ganzen Hand eine große Hautfalte. Diese zieht man vorsichtig rechtwinklig vom Brustkorb ab, ohne zu kneifen, und atmet weiter. Nach einigen Atemzügen lässt man die Hautfalte vorsichtig wieder los und greift sich eine neue, soweit man an den Brustkorb heranreicht.
Atemerleichternde Stellungen
Es gibt eine Vielzahl von Stellungen, in denen die Atemarbeit erleichtert wird, was besonders bei Luftnot von Bedeutung ist. Das Prinzip ist immer, dass mit Hilfe der Schwerkraft Gewicht vom Zwerchfell genommen wird oder aber über das Fixieren von Extremitäten wie beim Aufstützen der Arme Muskulatur entlastet wird. Immer dann ist die Atemarbeit erleichtert, oft kommt noch dazu, dass die Atemhilfsmuskulatur zusätzlich gewinnbringend eingesetzt werden kann und die Atemnot zusätzlich lindert. Beispiel hierfür ist der Kutschersitz: man sitzt auf einem Stuhl und stützt sich mit den Händen oder den Unterarmen auf den Oberschenkeln, die sich nicht berühren, ab. Den Oberkörper lässt man zwischen die Arme sinken, den Kopf hängen.
Gähnatmung und Lippenbremse
Um die Atmungswege reflektorisch zu weiten beziehungsweise weit zu halten, gibt es zwei Möglichkeiten, die jederzeit umgesetzt werden können und bei Atemnot auch als Akuthilfe dienen.
In der Gähnatmung werden die Lippen geschlossen gehalten, der Kiefer dabei aber geöffnet und langsam und tief durch die Nase eingeatmet. Um dies abrufen zu können, muss man es einige Male üben. Bei erfolgreicher Übung wird die Einatmung vertieft und die Atemwege reflektorisch geweitet.
Daran anschließen kann sich sinnvollerweise die Lippenbremse. Man legt die Lippen locker aufeinander und bläst die Luft ganz sacht dagegen aus. Man zielt darauf ab, die Ausatmung zu verlängern, was durch den Rückstau der Luft ebenfalls die Atemwege weit hält.
Hustentechnik für Asthmatiker
Eines der Symptome des Asthmas ist ein unproduktiver Reizhusten. Um hier die Luftwege und die Bronchien nicht mit jedem Hustenstoß zu stressen, ist es hilfreich, so wenig wie möglich zu husten. Hierzu hält man bei aufkommendem Hustenreiz kurz die Luft an, atmet dann langsam und oberflächlich weiter durch die Nase, bis der Reiz verschwunden ist. Es gibt Menschen, für die es hilfreich ist, sich daneben auch noch abzulenken, zum Beispiel mit der Konzentration auf die Atembewegung oder anderen Dingen.
Sollte der Hustenreiz nicht zu unterdrücken sein, sollte man versuchen, möglichst eher zu hüsteln als wirklich kraftvoll zu husten. Manchmal ist auch ein warmes Getränk hilfreich.
Und was ist, wenn man die Übungen nicht umsetzen kann?
Wenn man Probleme beim Umsetzen der Übungen hat oder nicht sicher ist, ob man sie wirklich richtig ausführt, kann man sein Programm auch mit einem Physiotherapeuten entwickeln. Hierzu braucht man eine Heilmittelverordnung für Physikalische Therapie, die ein Arzt ausstellen muss. Die Atemtherapie ist eine Leistung, die von den Krankenkassen übernommen wird.
Auch wenn es erstmal viel erscheint – hat man diese Übungen sorgfältig geübt und kann sie bei Bedarf abrufen, sind sie sehr hilfreich im Umgang mit Asthma. Das bessere Befinden wiegt die Übungsmühe mehrfach auf.