Bis zum 29. Mai 2011 waren zehn EHEC-Tote zu beklagen. Nun warnt die Bundesärztekammer vor Panik. Die Lage sei beherrschbar.
Am Wochenende vom 28./29.Mai 2011 vermeldeten die Medien nur schlechte Nachrichten über den derzeit vor allem in Norddeutschland grassierenden EHEC-Darmkeim. Zehn Todesopfer hat die gefährliche Erkrankung inzwischen gefordert. Sie stammen ausnahmslos aus Norddeutschland. Neun von ihnen waren Frauen. In der Bevölkerung ist die Verunsicherung über das Darmbakterium groß. Viele Verbraucher verzichten aus Angst vor dem gefährlichen Keim auf den Verzehr von frischem Gemüse und Salat. Nun warnte der Vizepräsident der Bundesärztekammer vor übertriebener Angst oder gar Hysterie. Seiner Meinung nach ist die Lage trotz der zunehmenden Zahl von Krankheitsfällen durchaus beherrschbar. Wie man sich als Verbraucher vor der Übertragung des EHEC-Erregers schützen kann, lesen Sie im folgenden Artikel.
Bundesärztekammer: Die Lage ist ernst, aber beherrschbar
In Deutschland werden immer mehr EHEC-Erkrankungen gemeldet. Bis zum Wochenende forderte der gefährliche Erreger zehn Todesopfer, vorwiegend alte Menschen und Frauen. Kein Wunder, dass in der Bevölkerung Verunsicherung und teilweise auch Angst vor dem lebensgefährlichen Darmkeim herrscht, dessen Namen noch vor vier Wochen kaum jemand kannte. Frank-Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer, konnte zwar keine Entschärfung der Situation vermelden, warnte jedoch in der „Passauer Neuen Presse“ vor Panikmache. Auch wenn die Erkrankungszahlen steigen, sei die Lage durchaus beherrschbar. Wer sich strikt an die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts halte, könne sich vor der Erkrankung schützen. Das Institut hatte letzte Woche den ratlosen Verbrauchern geraten, auf den Verzehr von ungekochten Tomaten, rohen Gurken und Salat zu verzichten. Sehr wichtig ist auch eine gute Handhygiene. Wer sich die Hände häufig und gründlich wäscht, kann sich wirkungsvoll vor dem EHEC-Erreger schützen.
Derzeit 1.200 bestätigte und EHEC-Verdachtsfälle: Todeszahlen werden noch steigen
In der Bundesrepublik wurden bisher mehr als 1.200 bestätigte und EHEC-Verdachtsfälle registriert. Zum derzeitigen Zeitpunkt muss man davon ausgehen, dass diese Zahlen weiter steigen werden. Der Chef des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf, Jörg Debatin, geht davon aus, dass weitere Menschen dem gefährlichen Erreger zum Opfer fallen werden. Allein im dortigen Klinikum liegen vierzehn Erwachsene und vier Kinder auf der Intensivstation. Ernst ist die Lage vor allem im Norden der Republik. Dort sind mit Abstand die meisten Erkrankungen zu verzeichnen. Insgesamt sind Hunderte Menschen erkrankt. Viele von ihnen liegen in einem kritischen Zustand auf den teilweise überlasteten Intensivstationen.
Besonders tragisch: Wer am hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) erkrankt ist, hat keine Nierenfunktion mehr. Bei diesem besonders schweren Krankheitsverlauf muss mit bleibenden neurologischen Störungen sowie Nierenschäden gerechnet werden. Erschwert wird die Situation dadurch, dass von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung bis zu zehn Tage vergehen können. Die EHEC-Erkrankung wird inzwischen als schlimmer als die Schweinegrippe eingestuft.