Am 9. Juni 2011 war in Hessen bereits das 29. EHEC-Todesopfer zu beklagen. Wird die Quelle des gefährlichen Erregers möglicherweise nie gefunden?
Am Anfang waren es spanische Tomaten und Gurken. Dann standen deutsche Sprossen unter Verdacht. Immer wieder gab es halbherzige Entwarnungen. Fieberhaft suchen die Experten nach dem Ursprung des gefährlichen EHEC-Darmkeims, der in Hessen bereits das 29. Opfer forderte. Die Bevölkerung ist verunsichert, die Wissenschaftler sind weitgehend ratlos. Inzwischen ziehen Experten sogar die Möglichkeit in Betracht, dass der Ursprung des Keims trotz intensiver Bemühungen möglicherweise nie gefunden wird. Was bedeutet das für den Verbraucher und seine Ernährung? Die Antwort lesen Sie in diesem Artikel.
Für Verbraucher gilt: die Grundregeln der Hygiene beachten
Am 10. Juni 2011 äußerte sich der Münsteraner EHEC-Experte Professor Helge Karch gegenüber der „Bild“-Zeitung. Er hofft, dass sich der gefährliche Erreger, der in Deutschland inzwischen für 29 Tote und Tausende teils schwer Erkrankter verantwortlich ist, von selbst wieder verabschiedet. Allerdings geht er davon aus, dass er für längere Zeit in der Umwelt bleiben wird. Das Risiko, sich mit dem Keim zu infizieren, bliebe damit bestehen. Selbst wenn die Quelle des aggressiven Darmkeims, der blutigen Durchfall und im schlimmsten Fall Nierenversagen auslöst, versiegen würde, kann er sich in Lebensmitteln weiter vermehren. Eine andere Möglichkeit aus Sicht des Experten: Der Keim „schläft“, kann dann unter für ihn optimalen Bedingungen aber erneut ausbrechen. Als wirksamen Schutz gibt es nur eine Maßnahme: die Grundregeln der Hygiene konsequent einhalten! Besonders wichtig ist eine gute Handhygiene.
Der Ernährungspsychologe an der Uni Göttingen, Thomas Ellrot, ist davon überzeugt, dass sich die derzeit grassierende EHEC-Epidemie negativ auf das Verhalten der Verbraucher auswirken wird. Er hält es für sehr bedenklich, dass ausgerechnet das gesunde Obst und Gemüse schwer in Verruf gekommen ist. Das größte gesundheitliche Risiko sieht er im individuellen Ernährungsverhalten über einen längeren Zeitraum. Unterdessen warnte das „Robert Koch-Institut“ sogar die Besucher von Gottesdiensten zur Vorsicht. Beim Eintunken der Hostie könnte eine Infektionsgefahr bestehen.
Zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse, aber keine Lösung des EHEC-Problems
Bei der Suche nach dem Ursprung des gefährlichen Darmkeims konnten die Wissenschaftler immer wieder Erfolge vermelden. So gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 2. Juni 2011 bekannt, dass ein mutierter und besonders aggressiver Stamm von E. coli-Bakterien für die zahlreichen EHEC-Erkrankungen verantwortlich ist. Den Menschen und Verbrauchern hierzulande ist mit dieser wissenschaftlichen Erkenntnis jedoch kaum geholfen. Nach wie vor lassen sie Tomaten, Gurken, Sprossen, Salat und Rohkost in den Regalen liegen. Die Gemüsebauern in Deutschland müssen täglich millionenschwere Verluste verkraften, da ihre frische Ware nicht mehr verkäuflich ist. Ihnen wurde inzwischen von der Bundesregierung finanzielle Hilfe zugesagt.