Wenn Symptome wie Brustschmerz, Atemnot und Schweißausbrüche auftreten, diagnostizieren Ärzte oft einen akuten Herzinfarkt.
Einer der Spitzenreiter unter den Todesursachen ist kein gefährlicher Virus, es sind nicht die Verkehrsunfälle oder andere Schicksalsschläge. Eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, und das schon seit einigen Jahrzehnten, ist nach wie vor der Herzinfarkt. Eine Erkrankung der Gefäße, ein Verschluss von Versorgungsstrukturen, eine Unterversorgung mit Sauerstoff und somit absolut lebensgefährlich. Schnelles Handeln beim Eintreten eines Herzinfarktes kann Leben retten.
Das Verständnis dieser Krankheit hat sich in den letzten 30 Jahren maßgeblich gewandelt. Voranschreitende Diagnose- und Therapiemöglichkeiten lassen mittlerweile eine effektive Behandlung zu. Jene lebensbedrohliche Gefahr, in der wenige Minuten über Leben und Tod entscheiden, bedarf trotzdem weiterhin der gesellschaftlichen Aufklärung. Einen Herzinfarkt richtig und effektiv erkennen und durch einfache Sofortmaßnahmen die Letalität (Sterblichkeit) um ein Vielfaches senken, sollte zur Möglichkeit eines jeden Einzelnen werden.
Herzinfarkt in Zahlen
Jährlich sind in Deutschland, trotz der immer weiterführenden Aufklärungsmaßnahmen, noch immer über 20% der Todesfälle dieser sehr gefährlichen Herzkrankheit zuzuschreiben. In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 280.000 Menschen am Akuten Koronarsyndrom (ACS). Das statistische Bundesamt gibt an, dass 62.000 Menschen im Jahr 2004 daran starben. Diese Zahlen sind kaum rückläufig. Somit ist der Herzinfarkt unter den Todesursachen an zweiter Stelle.
Pathophysiologie des Herzinfarktes
Der menschliche Körper ist ein kompliziertes Netzwerk aus Nervenbahnen und Gefäßen. Jene Gefäße, die unsere lebenswichtigen Organe (Herz, Gehirn, Leber, Niere, Lunge,…) mit sauerstoffangereichertem Blut versorgen, werden in der Medizin Arterien genannt. Eine entscheidende Rolle in unserem Körperkreislauf spielt dabei der Herzmuskel. Vergleichbar mit einem Hochleistungssportler, zieht sich dieser Muskel etwa 100.000-mal am Tag zusammen, um den gesamten Körper durch entstehende Unter- und Überdrücke (Diastole und Systole – Blutdruck) mit diesem nährstoffreichen Blut zu versorgen. Es entsteht ein Körperkreislauf, der zu keiner Zeit unterbrochen werden darf. Wie jedes System, benötigt auch unser Herz eine gewisse Energie, um solch extreme Leistungen absolvieren zu können.
Über 2 mm dicke Arterien, die sogenannten Herzkranzgefäße (Koronararterien) wird die benötigte Energie durch das sauerstoffreiche Blut zugeführt. Bestimmte Krankheitsbilder können diese Versorgung allerdings behindern. Durch einen kompletten Verschluss (Ischämie) oder eine Verengung durch Kalkablagerungen (Arteriosklerose) gelangt nicht mehr ausreichend Blut zu den Herzmuskelzellen. Die Grundlage für einen Herzinfarkt ist geschaffen. Die beschriebene Unterversorgung hat eine Minderung der Pumpleistung des Herzens zur Folge. Der Kreislauf droht zusammenzubrechen. Die Herzkranzgefäße und somit letztlich auch das Gewebe des Herzens können schon nach wenigen Stunden durch einen Sauerstoffmangel absterben (Nekrose). Nach wie vor gibt es keine Therapie, um bereits abgestorbenes Gewebe wieder herzustellen. Ein lebensbedrohlicher Zustand ist entstanden, der besonders durch eine einfache Umstellung der Lebensweise vermieden werden kann.
Eigenverantwortung – Ursachen und Risikofaktoren
Die Aufklärung der medizinischen Laien hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert erreicht. Doch wissen viele Betroffene nicht, dass man durch eine einfache Umstellung verschiedener Verhaltensweisen das Risiko, an einem Herzinfarkt zu erkranken, deutlich senken kann. Die wohl häufigste Ursache ist die Arteriosklerose. Ein über Jahre oder Jahrzehnte voranschreitender Prozess, der die Gefäße verkalken oder sich verengen lässt. Kontrovers diskutiert, sind heute nach wie vor nicht alle Faktoren geklärt.
Wie fast jedes biologische System unterliegen auch unsere Gefäße einem natürlichen Alterungsprozess. Durch eingelagerte Blutfette, Kalkablagerungen oder Verhärtungen können Verstopfungen in dem bluttransportierenden Netzwerk entstehen. Die sogenannte Arteriosklerose kann man nicht aufhalten, ihre Ausprägung jedoch durch bestimmte Risikofaktoren definieren:
- Bluthochdruck (arterieller Hypertonus)
- hoher Cholesterinspiegel (LDL)
- starkes Übergewicht (Adipositas)
- Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Erbliche Belastung (Familienanamnese des ersten Grades)
- Rauchen
- zunehmendes Alter
Rechtzeitig erkennen – Symptome des Herzinfarktes
Wenige Minuten können über Leben und Tod entscheiden. Grundlage für eine effiziente Therapie ist das rechtzeitige Erkennen eines Herzinfarktes. Auftretende Beschwerden im Rahmen eines Krankheitsbildes werden Symptome genannt. Diese zeigen sich allerdings erst spät. Arteriosklerose selbst sorgt erst dann für Beschwerden, wenn der Blutfluss zum Herzen gestört ist. Diese gilt es frühzeitig und vor allem richtig zu deuten.
Hauptbeschwerde (Leitsymptom) eines Herzinfarktes ist das plötzliche Auftreten von starken Schmerzen. Da der Mensch ein kompliziertes Konstrukt aus Nervenbahnen und Gefäßen ist, können diese nicht nur im Bereich des Herzens auftreten und werden somit oft verkannt oder heruntergespielt. Eine statistische Untersuchung von MedizInfo® zeigt die Häufigkeit der auftretenden Schmerzen in folgenden Körperregionen:
- 90% Brustbein
- 55% linke Schulter
- 50% linke Brust
- 50% linker Arm
- 25% rechte Schulter
- 20% Unterkiefer
- 15% Bauchraum
Besonders Frauen, Diabetiker und Alkoholiker sind bekannt für ein a-typisches Auftreten von Symptomen. Des Weiteren sind akute Luftnot, ein Brustenge-Gefühl, kaltschweißige Ausbrüche, ein blasses Gesicht und panische Todesangst sowie Kreislaufzusammenbruch, Übelkeit und Erbrechen typische Anzeichen für einen akuten Herzinfarkt.
Richtig Handeln rettet Leben – Sofortmaßnahmen
Steht der Verdacht eines Herzinfarktes im Raum, kann man durch schnelles und richtiges Handeln dem lebensbedrohlich erkrankten Menschen effizient helfen. Sofort muss der Rettungsdienst über die Notrufnummer (112 oder 19222) alarmiert werden. Durch kurze Schilderung der Situation kann so eine zügige Therapie ermöglicht werden. Anschließend muss der Betroffene unbedingt ruhig gehalten werden, um einen ansteigenden Sauerstoffbedarf zu vermeiden. Der Oberkörper sollte beim liegenden Patienten hochgelagert, Kleidung gelockert beziehungsweise geöffnet werden. Jegliche körperliche Anstrengung muss bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes vermieden werden.
Erleidet der Betroffene noch vor Ankunft der medizinischen Hilfe einen Kreislaufstillstand (fehlende Atmung, fehlender Puls) müssen sofort Wiederbelebungsmaßnahmen (Laien-Reanimation) eingeleitet werden. Durch Herzdruckmassage soll so der fehlende Kreislauf ersetzt werden. Die Reanimation eines Erwachsenen bedarf einer Überwindung des inneren Schweinehundes. Sollte diese nicht erfolgen, kann sich auch ein medizinischer Laie der unterlassenen Hilfeleistung strafbar machen.
Sind genügend Personen verfügbar, ist es immer ratsam, einen Einweiser für den Rettungsdienst an geeigneter Stelle zu postieren (an Gebäudeeingängen, vor dem Grundstück,…). Besonders an öffentlichen Plätzen oder schlecht gekennzeichneten Straßen kann ein zügiges Eintreffen erleichtert werden. Wichtig ist jedoch, dass der Betroffene nie allein gelassen wird.
Rettungsdienst, Krankenhaus und Rehabilitation
Sind die medizinisch-professionell ausgebildeten Rettungskräfte am Notfallort eingetroffen, sollte man kurz die Situation schildern. Sofern es möglich ist, sollten Medikamentenausweise und Vorberichte aus Krankenhäusern sowie Chipkarten und etwaige andere relevante Dokumente bereitgehalten werden. Unterstützend kann man nun kaum mehr tätig werden. Die ersten Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von den Rettungsassistenten und Notärzten eingeleitet und ein zügiger Transport in eine Fachklinik ermöglicht. Dort folgen weitere medizinische Untersuchungen (EKG, Laborblutuntersuchung, Herzkatheter, …) und anschließend die unmittelbare Therapie (Medikamente, Stents, Bypässe, …).
Ein Infarkt ist also eine lebensbedrohliche (akute) Störung der Durchblutung des Herzmuskels. Durch gezieltes Handeln und rechtzeitiges Erkennen kann dieser jedoch effektiv versorgt werden.