Das Burnout-Syndrom ist in den letzten Jahren zu einem allgegenwärtigen Thema geworden. Immer mehr Menschen outen sich als ausgebrannt und leer. Auch bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft oder dem Showgeschäft bekennen, bereits so erschöpft gewesen zu sein, dass sie sich zu nichts mehr aufraffen konnten und Hilfe brauchten.
Es gibt aber auch einen Gegenpol dieses Phänomens, das so genannte Boreout. Der Begriff kommt aus dem Englischen: „to bore“ bedeutet, sich zu langweilen. Unterforderung ist genauso schlecht für die Gesundheit wie eine ständige Überforderung, weiß der Karlsruher Psychologe Horst Köster. „Einsamkeit, Unterforderung, Langeweile und fehlende Erfolgserlebnisse können mit der Zeit zu gravierenden psychischen Problemen führen“, so der Experte aus seiner Praxis.
Langeweile und Einsamkeit machen traurig
Die mit einem Boreout verbundenen Gefühle von Frustration, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit betreffen auch viele Menschen nach ihrem Eintritt ins Rentenalter. Die Kinder sind längst flügge und nach und nach entsteht der Eindruck, nicht mehr gebraucht zu werden. Dieses Gefühl beeinträchtigt nach und nach alle Lebensbereiche. Am Ende einer solchen Entwicklung verlieren die Betroffenen oft ihre Lebensfreude. „Manchmal gesellen sich auch körperliche Symptome dazu, wie Schlafstörungen, Depressionen, Magenschmerzen oder Tinnitus. Dabei bringen viele Betroffene diese Symptome nicht einmal mit ihrer Langeweile oder Unterforderung in Verbindung – oder sie haben Hemmungen, sich den Zusammenhang einzugestehen“, weiß Köster.
Ehrenamtliche Aufgaben und anspruchsvolle Hobbys gleichen aus
Sich diesen Zusammenhang einzugestehen, kann bereits der erste Schritt zur Lösung des Problems sein. Als zweiten Schritt empfiehlt der Psychologe, sich ein anspruchsvolles Hobby oder eine ehrenamtliche Aufgabe suchen. „Manchmal hilft es, die tägliche Routine zu durchbrechen und beispielsweise eine neue Sprache zu erlernen. Dabei lernt man auch andere Menschen kennen“, erklärt der Psychologe. „Wer Neues ausprobiert, hat schon viel für seine seelische Gesundheit getan“, so Köster.
Dabei rät der Psychologe insbesondere, sich Zeit für andere zu nehmen. „Nette Gespräche mit Menschen, die ähnliche Interessen haben, geben wieder Kraft und Inspiration. Zudem sind gelingende Beziehungen die beste Prävention für die vielfältigsten seelisch mitbedingten Erkrankungen.“ Auch in einem Tierheim auszuhelfen oder sich für Waisenkinder und Obdachlose einzusetzen, kann zutiefst befriedigen. Sich eine komplizierte Bewässerungsanlage für den Garten auszudenken und zu basteln kann ebenso glücklich machen wie Essen für die Tafeln auszufahren. Doch übertreiben sollte man es dabei nicht: „Es macht wenig Sinn, den inneren Akku plötzlich völlig auszulasten. Da schlägt der gewollte Effekt schnell ins Gegenteil um. Hier müssen Betroffene rechtzeitig Grenzen setzen.“