Von einer Borderline-Störung sind oft junge Menschen betroffen. Das Ritzen (Selbstverletzung) ist das bekannteste Merkmal, doch nicht das einzige.
Der Name Borderline (Grenzlinie) steht für eine Persönlichkeitsstörung, die sich im Grenzbereich zwischen einer Psychose und einer Neurose ansiedelt. Die Definition der Krankheit ist nicht einheitlich. Frauen sind von der Störung häufiger betroffen als Männer. Besonders junge Menschen zählen zu den Betroffenen. Schon 1884 sprach der englische Psychiater C. H. Hughes von einem „Borderland“ bei den psychischen Erkrankungen. Den Ausdruck „Borderline“ setzte jedoch erst 1939 der amerikanische Psychoanalytiker Adolf Stern für die Fachwelt fest.
Was sind die Symptome für Borderline?
Hört man den Begriff Borderline-Syndrom, dann hat man fast automatisch das Bild eines Teenagers mit einer Rasierklinge vor Augen, der sich die Arme aufritzt. Zwar ist das „Ritzen“ oder anderes selbstverletzendes Verhalten ein sehr auffälliges Merkmal der Erkrankung, doch es gibt noch andere, wichtige Kriterien. Die charakteristischsten Merkmale sind:
- Die Angst vor dem Alleinsein oder Verlassenwerden, im Gegenzug aber auch die Angst vor zu großer Nähe
- Großes Misstrauen anderen Personen gegenüber
- Das komplette Abschalten bei kritischen Situationen und das Gefühl, sich selbst fremd zu sein, sich nicht zu kennen
- Intensive, jedoch auch sehr instabile Beziehungen, die zwischen Liebe und Hass schwanken
- Gefühl von Leere, Langeweile oder Einsamkeit, kann nicht allein sein
- Die Selbstwahrnehmung ist gestört, ebenso die Identität
- Eine instabile, unausgeglichene Persönlichkeit; Angst, Depressionen und Reizbarkeit, die häufig hin und her schwanken, kommen und verschwinden
- Große Impulsivität, der Betroffene lebt ohne Rücksicht auf Verluste
- Unkontrollierbare Wut, Person ist schwer zu beruhigen
- Drohen, Versuch oder Ausführen von Selbstverletzung oder gar Selbstmord
Was sind die Ursachen für die Borderline-Störung?
Viele Betroffene haben eine schwere, lieblose Kindheit erlebt. Sexueller Missbrauch und/oder Misshandlung beziehungsweise schwere körperliche Züchtigung gehören zu den Auslösern der Persönlichkeitsstörung. Doch auch die Genetik spielt eine Rolle. Das angeborene Temperament in Verbindung mit traumatischen Kindheitserfahrungen werden als Ursachen von Verhaltensforschern angenommen. Von den Betroffenen haben etwa 50 Prozent körperliche Gewalt in ihrer Kindheit erlebt. Ungefähr 70 Prozent wurden sexuell missbraucht, wobei die Hälfte dieser Missbrauchsfälle durch Familienmitglieder, meist vor dem 12. Lebensjahr geschehen sind. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen war die Kindheit von emotionaler Vernachlässigung geprägt.
Die wichtigsten Therapien beim Borderline-Syndrom
Die Borderline-Störung galt lange Zeit als schwer therapierbar. Mittlerweile haben Experten psychoanalytische Behandlungsmethoden entwickelt. Dazu gehört zum Beispiel die sogenannte Dialektisch Behaviorale Therapie, kurz DBT, bei der man verschiedene Methoden der Verhaltenstherapie miteinander kombiniert. Hierbei lernt der Patient bestimmte Fähigkeiten, die ihm helfen sollen, in bestimmten Bereichen stärker zu werden, um besser mit brisanten Situationen umgehen zu können. Besonders angesprochen werden dabei die Stresstoleranz, ein bewusster Umgang mit Gefühlen, innere Achtsamkeit, Selbstwertgefühl und zwischenmenschliche Beziehungen.
Weniger oft angewandt werden die klassische Psychoanalyse, die Gesprächspsychotherapie und die analytische Psychotherapie. Schon häufiger wird die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie eingesetzt. Hierbei ist das Ziel, die aktuelle Lebenslage zu verändern. Patient und Arzt befinden sich in einer normalen Gesprächssituation, entweder in Einzel- oder Gruppensitzungen. Beim handlungsorientierten Verfahren und der Verhaltenstherapie wird, wie sich schon aus den Namen entnehmen lässt, an dem Verhalten und den Handlungen des Betroffenen gearbeitet. Der Patient soll lernen, sich in bestimmten Situationen entsprechend zu verhalten, um Konflikten vorzubeugen.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Erkrankung, die unbedingt von erfahrenen Experten behandelt werden sollte. Alleine schafft der Betroffene den Weg in ein normales Leben nicht. Sollten Sie die in diesem Artikel aufgeführten Symptome bei sich oder einem Familienmitglied, ihrem Partner oder einem Freund feststellen, ist eine Abklärung mit einem Therapeuten dringend anzuraten.