Was die Naturheilkunde über Fastenbrechen weiß, hat man noch nicht in allen Krankenhäusern zur Kenntnis genommen.
Bereits vor der Bauchoperation hat der Patient einen Tag lang Schonkost bekommen, anschließend einen Einlauf. Am Operationstag selbst gibt es naturgemäß nichts zu essen, am Tag danach allenfalls ein paar Zwiebäcke. Nach allen Kriterien der Naturheilkunde ist das ein Fasten, wenn auch ein recht kurzes. Und es sollte nach den Regeln der Kunst gebrochen werden: mit leichtem, aber ballaststoffreichem Essen, mit viel Obst und Gemüse, salz- und zuckerarm und mit verdauungsanregenden Trockenpflaumen oder ähnlichem, um den müßigen Darm wieder in Bewegung zu setzen.
Was die Schulmedizin empfiehlt
Die Schulmedizin verschreibt vor und nach der Bauchoperation Schonkost. Sie geht davon aus, dass die Narkose den Darm lahm gelegt, also sozusagen nochmal extra betäubt hat, und das für etwa zwei Tage. Verwunderlich ist dabei, dass nur die Narkose bei Bauchoperationen diese Wirkung auf den Verdauungstrakt hat, die bei anderen Operationen jedoch nicht – obwohl es sich um die gleiche Narkose handelt. Wenn man das beobachtete Phänomen ernst nimmt, was man durchaus sollte, dann bieten sich zwei andere Erklärungen an: Die Därme befinden sich im Schockzustand, weil sie das Licht des Operationssaals erblickt haben. Oder man greift die Erklärung der Naturheilkunde auf, derzufolge sie sich beim Fasten in den Ruhezustand begeben, aus dem sie erst wieder hervorgelockt werden müssen.
Die verschriebene Schonkost trägt nicht dazu bei, die Verdauung wieder in Bewegung zu bringen. Sie entspricht dem, was man bei Kleinkindern gegen akuten Durchfall empfiehlt. Eine Patientin erzählt: „Vom Tag vor der Operation bis zum dritten Tag danach habe ich nur weißen, ungetoasteten Toast bekommen und Gemüsesuppe aus der Tüte. Am vierten Tag eine Tütenbrühe mit weißen Nudeln.“ Da Tütencremesuppen zum weit überwiegenden Teil aus weißem Mehl bestehen, kann man zusammenfassen: weißes Mehl mit weißem Mehl. Nach Ansicht der Naturheilkunde keinesfalls geeignet für die Darmtätigkeit nach dem Fasten.
Was also soll man nun essen?
Die Schonkost verbietet frisches Obst, erlaubt aber gekochtes Gemüse. Bei dem gekochten Gemüse trifft sie sich mit der Naturheilkunde. Allerdings ist der Gemüse- und der Salzgehalt einer Tütensuppe sehr fragwürdig. Die Schonkost sieht Vollkornbrot erst für den sechsten nachoperativen Tag vor, hat aber bereits am dritten Tag nichts gegen Knäcke, das schließlich ebenfalls aus Vollkornmehl gebacken wird. Daraus lassen sich folgende Ratschläge ableiten:
- Verweigern Sie Weißbrot und Tütensuppen. Sie müssen nichts essen.
- Zwieback und Gemüsesaft sind eine Alternative.
- Essen sie Suppen nur, wenn sie nur ganz schwach gesalzen sind.
- Zwieback gibt es auch in einer Vollkorn-Variante. Verlangen Sie die.
- Essen Sie, sobald Sie dürfen, Knäckebrot aus Vollkornmehl.
- Versuchen Sie, eine Salzkartoffel oder etwas Reis und einen Löffel Gemüse zu bekommen. Versprechen Sie, alles sorgfältig klein zu kauen.
- Auf Backpflaumen und frische Äpfel werden Sie vorerst verzichten müssen, leider.
- Achten Sie selbst darauf, dass Sie nichts Blähendes essen. Die erwähnte Patientin hat am Tag vor der Operation eine Erbsensuppe bekommen. Sie hat es sehr bedauert, die gegessen zu haben.
- Verzichten Sie in den ersten Tagen auf Wurst und Fleisch und essen Sie alle Milchprodukte, die Sie kriegen können.
- Man wird Ihnen am dritten oder vierten Tag ein Abführmittel anbieten. Das ist beim Fastenbrechen verpönt. Nehmen Sie trotzdem etwas davon. Es dient auch dazu, sich der Unversehrtheit Ihres Darmes zu vergewissern.
Fasten und Reinigung
Der geübte Faster tut das, um seinem Körper Zeit und Gelegenheit zu geben, Abbauprodukte loszuwerden. Das äußert sich beispielsweise in einer erhöhten Aktivität von Leber und Nieren, die er mit warmen Wickeln unterstützt. Tut er das nicht, melden sie sich mit Schmerzen. Darauf nimmt die Schulmedizin überhaupt keine Rücksicht, obwohl es der frisch Operierte noch schwerer hat: Er muss zusätzlich noch Schmerz- und Narkosemittel ausscheiden.
- Wenn Sie Rückenschmerzen haben, ziehen Sie Leber und Nieren in Erwägung. Lassen Sie sich eine Wärmflasche bringen und versprechen Sie, sie nicht auf den Bauch zu legen.
- Trinken Sie so viel wie möglich. Der angebotene Pfefferminztee hilft.
- Geübte Faster könnten schon drei Tage vor der Operation mit dem Fasten beginnen. Die gefürchteten ersten Tage der Umstellung würden dann nicht ausgerechnet in die Zeit der Operation fallen, in der es der Körper ohnehin schwer genug hat.
Leichte Vollkost nach dem Krankenhaus
Der Zeitplan für den Kostaufbau ist von der Art der Operation abhängig. Ist der Darm selbst operiert worden, muss auch nach der Entlassung aus der Klinik auf die Ernährung geachtet werden. Erlaubt sind Gemüse, Reis, Kartoffeln, Brot, außer den ganz schweren Sorten wie Pumpernickel, Milchspeisen. An Fleisch sollte man sich langsam herantasten. Alles, was blähen könnte, ist unbedingt zu vermeiden. Dazu gehören nicht nur alle Hülsenfrüchte und alle Kohl-Arten, sondern auch frisches Obst sollte man anfangs eher weglassen und erst allmählich wieder in den Speiseplan aufnehmen.