Erfahren Sie, wie es in einer geschlossenen Psychiatrie wirklich abläuft und befreien Sie sich von allgemeinen Vorurteilen.
Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber Menschen, die in einer geschlossenen Psychiatrie sind oder waren. Oft werden diese Menschen als Menschen zweiter Klasse angesehen. Dabei ist keiner sicher vor einer akuten psychischen Krise, die eine sofortige Einweisung in die geschlossene Psychiatrie gebietet.
Die Psychiatrie – Ein Krankenhaus mit vielen Abteilungen
Ein psychiatrisches Krankenhaus besteht aus vielen verschiedenen Abteilungen, die meisten davon sind offen, das heißt, die Patienten können jederzeit nach draußen gehen oder auch das Klinikgelände verlassen. Auf diesen offenen Stationen findet in erster Linie Psychotherapie statt. Somit sind sie nichts anderes als psychosomatische Kliniken, die ein ähnliches Therapieangebot anbieten.
Ein bis zwei Stationen sind die sogenannten geschlossenen Stationen, hier wird der Zugang zur Station durch eine Doppeltüre versperrt. Schlüssel für diese Tür haben nur Ärzte und Pflegepersonal. Besucher, die herein wollen, können sich durch eine Klingel bemerkbar machen und werden anschließend eingelassen. Die Patienten auf der geschlossenen Station können diese nicht verlassen, da alle Ausgänge nach draußen versperrt sind.
Wer kommt auf eine geschlossene Station?
Patienten, die sich in einer akuten Krise befinden und fremd- oder selbstgefährdend sind, werden zur Stabilisierung zuerst auf der geschlossenen Station untergebracht. Vor allem Borderline-Patienten und Menschen, die akut suizidal sind, finden sich dort, aber auch Patienten, die unter Psychosen und manischen Depressionen leiden. In der Regel bleibt man auf einer geschlossenen Station nur einige Tage und wird, sobald es einem besser geht, auf eine offene Station verlegt.
Warum man 7 Monate auf der geschlossenen untergebracht werden kann
Frau G. gehört wohl nicht zum Regelfall, da sie weitaus länger auf der geschlossenen Station bleiben musste als die meisten anderen. Dies lag daran, dass sie einmal eine Medikamentenvergiftung erlitten hatte und später versucht hat sich umzubringen. Da sie nicht freiwillig bleiben wollte, musste der Richter vom Amtsgericht sich mit ihrem Fall befassen. Dieser gab den Ärzten Recht und sie wurde nach dem bayerischen Unterbringungsgesetz zunächst für 6 Wochen untergebracht. Anschließend für weitere 6 Wochen und schließlich für 6 Monate, da sich ihr Zustand lange Zeit nicht besserte. Oft fühlte sie sich wie im Gefängnis und die meiste Zeit verbrachte sie im Raucherraum. Aber es gab auch Gruppenausgänge, die von den Patienten, die daran teilnehmen durften, gerne wahrgenommen wurden. Dabei kann man spazierengehen oder auch einkaufen.
Der Alltag in der geschlossenen Psychiatrie – Ein Beispiel
Der Morgen beginnt gegen 7 Uhr, dann kann man sich zum Beispiel sein Rasierzeug von den Pflegekräften geben lassen. Dies muss man anschließend wieder zurückgeben, da es weggeschlossen wird, da man sich damit selbst verletzten oder einen Selbstmordversuch unternehmen könnte. Um 8 Uhr gibt es Frühstück, das typische Klinikessen. Vormittags ist Visite der behandelnden Ärzte. Um 12 Uhr gibt es Mittagessen. Anschließend hat man bis zum Abend Zeit, sich selbst zu beschäftigen, wer Einzelausgang hat, fiebert 14.30 Uhr entgegen, da ab dann die Besuchszeit ist und auch die Möglichkeit, in den Einzelausgang zu gehen. Um 17.30 gibt es Abendessen und danach gehen die ersten schon schlafen. Aber man hat auch die Möglichkeit, bis etwa 23 Uhr fernzusehen.
Medikamente werden zahlreich verabreicht, nach jedem Essen und nochmal um 22 Uhr vor der Nachtruhe. Viele Patienten sind durch die Medikamente müde und antriebslos, aber die Medikamente helfen auch sehr gut, zur Ruhe zu kommen und sich auf eine Psychotherapie vorzubereiten. Die Unterbringung in der Pschiatrie bietet auch die gute Möglichkeit, sich neu auf Medikamente einstellen zu lassen, wenn die bisherigen Medikamente nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielen.
Keine Angst vor der Psychiatrie
Vor einer Psychiatrie muss sich keiner fürchten, dort begegnet man Menschen, die einem auch im Alltag begegnen und von denen niemand denken würde, dass sie ein Problem haben. Das ist die Gefahr von Vorurteilen, man bringt sich um die Bekanntschaft mit Menschen, die vielleicht einmal zu guten Freunden werden können. Die Ärzte sind in der Regel sehr kompetent in ihrem Fachbereich und durch die Verschreibung neuer und besser wirkender Medikamente geht es den meisten Patienten schnell wieder gut, so dass sie für den Alltag und die Arbeit draußen wieder bereit sind. Kein Patient wird allein gelassen und von heute auf morgen entlassen. Die Entlassung wird Schritt für Schritt vorbereitet und von kompetenten Sozialarbeitern begleitet. Die Zeit von Frau G. in der Pschiatrie war nicht verloren. Sie hat viel über sich selbst und über andere Menschen gelernt, sie ist toleranter geworden und gibt sich nicht mehr so schnell Vorurteilen hin. Nach ihrer Entlassung gewöhnt sie sich Schritt für Schritt wieder an den Alltag draußen, besucht regelmäßig eine ambulante Psychotherapie und einen Psychiater und sucht den Kontakt mit betroffenen Menschen, um Erfahrungen auszutauschen. Mittlerweile geht es ihr wieder so gut, dass sie sogar wieder arbeiten kann.