Hat das Baby oder Kind Fieber, sollten Eltern wissen, welcher Umgang hilfreich ist. Die Stiftung Kindergesundheit klärt auf, wann das Kind zum Arzt muss.
Die Gefährlichkeit von Fieber bei Kindern ist ein immer wieder heiß diskutiertes Thema und spaltet die Elternschaft in zwei Lager. Auf der einen Seite stehen die Vertreter der Auffassung, dass Fieber gesund ist und daher im Grunde nicht behandelt werden muss und auch nicht sollte. Es gibt aber auch zahlreiche Vertreter der Meinung, dass jedes Fieber sofort und bedingungslos niedergekämpft werden muss, weil nur das zum Besten für das Kind ist. Die Wahrheit liegt, wie so häufig, in der Mitte.
Die Stiftung Kindergesundheit ist eine gemeinnützige und unabhängige Einrichtung und kümmert sich seit der Jahreswende 1997/1998 um die Vorbeugung und Behandlung kindlicher Erkrankungen. Unter der Schirmherrschaft von Dr. Irene Epple-Waigel wurden bereits diverse Projekte erfolgreich durchgeführt. Im Newsletter vom November 2011 widmet sich die Stiftung dem kindlichen Fieber.
Kindliches Fieber ist meist ein Freund und kein Feind
Zunächst ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, dass Fieber an sich keine Krankheit darstellt, sondern ein Symptom ist, eine Reaktion des Körpers auf eingedrungene Krankheitserreger zum Zwecke der Heilung. Bei höherer Temperatur im Körper sind viele Krankheitserreger in ihrer Fähigkeit sich zu vermehren ausgebremst, zudem arbeiten die Phagozyten, Zellen, die die Krankheitserreger unschädlich machen, zwischen 39 und 40 Grad am effektivsten. Aus diesen Tatsachen heraus ergibt sich schon der einfache Schluss, dass ein vorzeitiges und bedingungsloses Bekämpfen des Fiebers nicht unbedingt sinnvoll ist. Und nur weil ein Baby oder ein Kleinkind häufiger Fieber hat als ein größeres Kind oder ein Erwachsener ist es nicht automatisch behandlungsbedürftiger. Vielmehr muss das so sein, denn das kindliche Immunsystem muss sich erst mit allen möglichen Krankheitserregern bekannt machen, um in Zukunft darauf adäquat reagieren zu können. Die Kennenlernphase geht dabei häufig mit höheren Körpertemperaturen einher. Auch hohe Temperaturen machen kleinen Kindern nichts aus, selbst wenn das Thermometer über 40 Grad steigt, sind Kleinkinder oft noch uneingeschränkt im Alltag.
Was gilt als Fieber beim Kind?
Nicht jede Abweichung der Körpertemperatur ist gleich pathologisch. Es gibt definierte Grenzen, an denen man sich orientieren sollte. Bei Kindern sollte die Temperatur nur rektal ermittelt werden, alle anderen Messmethoden sind nicht präzise genug. Das Thermometer sollte zur korrekten Messung lang genug im After des Kindes verbleiben, digitale Exemplare liefern schon nach einer Minute Ergebnisse, Quecksilberthermometer können bis zu zehn Minuten brauchen.
Als Normaltemperatur gelten Werte von 36 bis 37 Grad Celsius, 37 bis 38 Grad Celsius werden als erhöhte Temperatur bezeichnet. Ab Werten von 38 Grad Celsius spricht man von Fieber, ab 40 Grad Celsius von hohem Fieber. Erwachsene erreichen diese letzte Kategorie schon bei 39 Grad Celsius.
Wie geht es dem fiebernden Kind?
Viele Kinder reagieren individuell auf Fieber und wenn die Eltern es nicht messen, wird es vielleicht sogar gar nicht entdeckt. Es gibt allerdings andere Symptome, die oft mit einem Fieber einhergehen und darauf hinweisen können. Fiebrige Kinder sind oft nörgelig und unleidlich, verspüren oft keinen Appetit beziehungsweise verweigern das Essen und Trinken, schreien schneller als sonst, haben glasige Augen, Schwierigkeiten beim Schlafen und klagen über Schwere und Schmerzen des Körpers. Leidet das Kind offensichtlich unter diesem Zustand, ist es sinnvoll und richtig, das Fieber zu senken. Gibt es aber keine Einschränkungen im Allgemeinzustand, das Kind isst und trinkt wie gewohnt und verhält sich nicht anders als sonst auch, gibt es erstmal keinen Bedarf, fiebersenkend einzugreifen, selbst wenn die Temperatur über 40 Grad Celsius ansteigt.
Wann muss ein Kind mit Fieber zum Arzt?
Wenn Fieber bei Säuglingen auftritt, besonders vor dem dritten Lebensmonat, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Ältere Kinder sollte immer dann einem Arzt vorgestellt werden, wenn die Temperatur über 38,5 Grad steigt, länger als drei Tage am Stück anhält und mit einer Trinkverweigerung einher geht oder durch begleitende Durchfälle eine Austrocknung droht. Bei Durchfall und Erbrechen sollte das Kind immer dann in die Arztpraxis, wenn der Allgemeinzustand des Kindes beeinträchtigt ist, es dem Kind also sichtlich nicht gut geht. Nach mehr als zwölf Stunden Erbrechen und mehr als zwei Tagen Durchfall sollte das Kind ärztlich untersucht werden, auch wenn kein Leidensdruck herrscht. Bei schweren Bauchschmerzen oder sogar Bauchkrämpfen, die sich besonders auch unter einer Behandlung nicht bessern und bei einem Fieberkrampf ist ebenfalls ärztlicher Rat erforderlich. Das gilt auch bei Hautausschlägen, Ohrenschmerzen und Atembeschwerden im Zusammenhang mit Fieber.
Je nach Situation des Kindes wird der Arzt die Behandlung mit fiebersenkenden Medikamenten oder Hausmitteln oder eine Kombination daraus verordnen.