ADHS: Krankheit mit langem Diagnoseweg belastet Kinder und Eltern. Unruhe, Impulsivität und Unaufmerksamkeit bei Kindern: Oft kann dahinter die Krankheit ADHS stecken. Eine Mutter berichtet.
Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom sind unaufmerksam, impulsiv oder träumen vor sich hin. Die Umwelt reagiert auf die betroffenen Kinder häufig abwehrend. Dabei können die Kinder nichts für ihr Verhalten. Erst die richtige Diagnose, Beratung und Therapie bringen meist Erleichterung für die betroffenen Eltern und Kinder.
Dagmar H. hat eine jahrelange Odyssee hinter sich, bis sie endlich herausfand, was ihrem heute achtjährigen Sohn fehlt. Im Kindergarten fiel er durch extreme Aggressionsattacken, ständiges Aufspringen und Zappeln auf. Erst der Wechsel in einen anderen Kindergarten brachte Lichtblicke, die Leiterin dort bemühte sich um ihren Sohn. In der Vorschule zeigten sich zusätzliche Schwierigkeiten mit der Feinmotorik. So konnte er etwa einen Bleistift nicht richtig halten. „Das Verhalten wurde immer extremer, mein Sohn konnte sich einfach nicht in die Klasse integrieren“, so Dagmar H. „Die Vorschule drohte mit Schulausschluss, und in einigen medizinischen Einrichtungen meinte man gar, ich sei bloß hysterisch, als ich Hilfe für meinen Sohn suchte.“
Störung im Gehirn bei ADHS
Erst ein Kinderarzt konnte endlich die Diagnose stellen: Ihr Sohn leidet am Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS). Dabei handelt es sich um eine neurobiologische Störung im Gehirn, die dazu führt, dass Informationen zwischen verschiedenen Gehirnteilen nicht richtig fließen können. Das führt zur Beeinträchtigung der Konzentration und Daueraufmerksamkeit, sowie zu Unruhe und Hyperaktivität. Eine weitere Variante dieser Funktionsstörung ist ADS. Die betroffenen Kinder driften in ihre gedankliche Innenwelt ab und nehmen eine träumerische Haltung an. AD(H)S-Kinder isolieren sich und haben keine beständigen Freundschaften. In der Schule kommt es meistens zu erheblichen Schwierigkeiten.
Hilfe für Kinder und Eltern bei Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom
Eine Kombination von Ergotherapie, Psychotherapie und medikamentöser Behandlung verbesserte den Zustand von Dagmar H.s Sohn beträchtlich: „Ich hatte ihn bis dahin noch nie so glücklich gesehen. Er hat sich so gefreut, dass er nun endlich malen und ruhig sitzen bleiben kann.“ Durch die wöchentliche Psychotherapie hat er außerdem gelernt, alltägliche Abläufe, wie sich anzuziehen, zu beherrschen, und mit verschiedenen schwierigen Situationen besser umzugehen, etwa bei Konflikten wegzugehen, statt sofort hinzuhauen.
Hilfe in ADHS-Selbsthilfegruppen
In Selbsthilfegruppen können sich Betroffene über ÄrztInnen und TherapeutInnen austauschen, damit betroffene Eltern und Kinder schneller Hilfe bekommen, denn häufig werden die Nerven der Eltern stark strapaziert, nachdem sie extreme Schulschwierigkeiten der Kinder, keine Hilfe bei Ärzten und zusätzlich noch enormen Druck seitens der Verwandtschaft erlebt haben. Denn häufig reagiert die Umgebung mit Unverständnis und Vorwürfen, man müsse doch als Mutter bloß strenger sein. Das wiederum führt zu Rückzug und Isolation der gesamten Familie. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Mütter Alleinerzieherinnen sind, weil die Väter, mit dem Kind überfordert, die Familie verlassen. Die Selbsthilfegruppen haben daher auch eine starke soziale Funktion. Endlich knüpfen die Mütter wieder Kontakte nach außen, können auftanken und über ihre schwierige Situation reden.