In Großbritannien wird untersucht, ob der Einsatz von Wasserenthärtern Hautentzündungen bei Kindern verbessern kann. Erste Erfolge bei Neurodermitis zeichnen sich ab.
In Großbritannien wird derzeit untersucht, ob der Einsatz von Wasserenthärtern Hautentzündungen bei Kindern verbessern kann. Die vom britischen Gesundheitsministerium unterstützte Studie will auch die Auswirkungen von hartem und weichem Wasser auf trockene und juckende Haut erforschen.
In Großbritannien leidet jedes fünfte Schulkind an Ekzemen., in Deutschland erkranken bis zur Einschulung 8–16 % aller Kinder am atopischen Ekzem (Neurodermitis). Im Kinderalter treten diese juckenden und schuppenden Hautveränderungen meist an Stirn, Wangen, Unterarmen, Beinen, Kopfhaut und Nacken auf. Die meist nur Symptom unterdrückende Behandlung führt oft zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Die im Jahr 2007 gestartete Studie lief bis zum Sommer 2009. 310 Kinder zwischen sechs Monaten und 16 Jahren mit leichten bis schweren Ekzemen nahmen daran teil. Teilnahmevoraussetzung: Die Kinder müssen in Regionen mit hartem Wasser (> 200 mg CaCO3/l) leben. Acht Forschungszentren in England sind an diesem Projekt beteiligt. Die Kinder oder ihre Eltern führten täglich ein Symptom-Tagebuch. Schwere und Muster der Ekzeme werden in drei Untersuchungen während des Studienzeitraums festgehalten, um zu dokumentieren, ob sich der Hautzustand und somit auch die Lebensqualität der Kinder verbessert hat. Ein kleines computerunterstütztes Armband überwachte das Ausmaß des Kratzens während des Schlafes. Die Kinder setzen während der ganzen Zeit ihre normale Ekzem-Behandlung fort.
Die Familien erhalten für den Untersuchungszeitraum von zwölf Wochen kostenlos einen Wasserenthärter (Ionen-Austauscher-Prinzip), danach wird er für vier Wochen entfernt um etwaige Veränderungen festzustellen. Bis auf einen Wasserhahn zur Trinkwasserentnahme in der Küche wird das gesamte Wasser im Haushalt enthärtet. Die an der Studie teilnehmenden Kinder werden in einem nahe liegendem Krankenhaus von einer speziell ausgebildeten Schwester untersucht, die nicht darüber informiert ist, welche Eltern einen Wasserernthärter verwenden.
Erste Erfolge durch die Wasserenthärter
Inzwischen sind erste Erfolge durch die Wasserenthärtung zu vermelden. Als Beispiel wird ein 15 Monate alter Junge aufgeführt der unter schlimmen Ekzemen litt, die von Kopf bis Fuß feucht umwickelt werden mussten. An ein Durchschlafen des Kleinkindes war nicht zu denken, da er sich jede Stunde die blutenden Geschwüre kratzen musste. Der Wasserenthärter führte schnell zu einer enormen Erleichterung. Innerhalb von zwei Wochen verbesserte sich der Zustand des Kindes ganz entscheidend. Von den Ekzemen waren nur noch Spuren sichtbar. Als der Wasserenthärter zunächst entfernt wurde, kam das Ekzem wieder zurück. Die vollständige Auswertung der Studiendaten wird Anfang 2010 erwartet.
Studienleiterin Tara Dean von der University of Portsmouth erklärte, dass der wissenschaftlich nachgewiesene erfolgreiche Einsatz von Wasserenthärtern zur Verbesserung von Ekzemen eine entscheidende Erleichterung für die Kinder aber auch die Eltern bringen würde – nicht nur eine Verringerung der Abhängigkeit von medikamentösen Behandlungen mit Steroiden und Salben.
Weiches Wasser für Atopiker besser verträglich
In Deutschland liegen noch keine Erfahrungen über den Einsatz von Wasserenthärtern bei Ekzemen vor. Hans Jürgen Schubert, Dermatologe und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Allergievereins in Europa e.V. (AVE):„Wir Hautärzte wissen jedoch seit langem, dass hartes Wasser für Ekzematiker nicht gut ist und den Juckreiz und das Ekzem verstärken kann. Das liegt an der Bildung von so genannten Kalkseifen durch die Calcium- und Magnesiumionen/-verbindungen. Das so wichtige Hautoberflächenfett ist bei Atopikern erheblich vermindert. Deshalb haben die meisten eine „trockene Haut“. Wenn dieses wenige Fett auch noch durch hartes Wasser gebunden wird, trocknet die Hautoberfläche noch stärker aus. Trockene Haut ist nicht elastisch genug und bricht. Das äußert sich in Brennen und Juckreiz. Die Kalkseifen selbst reizen zusätzlich, das heißt sind Irritantien. Da bei hartem Wasser auch der Waschmittel- und Seifenbedarf erhöht ist, können auch diese Tenside zusätzlich zur Entfettung und Reizung beitragen.“
Schubert weiter: „Weiches Wasser ist für Atopiker besser verträglich als hartes Wasser. Aber es gibt auch schwere atopische Ekzeme in Gebieten mit von Natur aus sehr weichem Wasser, wie zum Beispiel im Thüringer Wald und im Erzgebirge.“