Die spezifische Körperoberfläche ist der Grund dafür, dass Übergewichtige schwerer abnehmen und Dünne nicht so leicht zunehmen.
Die spezifische Körperoberfläche ist das Verhältnis aus Körperoberfläche zu Körpermasse. Diese Kenngröße sagt etwas über die Energiebilanz des Körpers aus. Denn die Wärmeabgabe an die Umgebung des Körpers hängt von der spezifischen Körperoberfläche ab. Dicke Menschen besitzen einen bis zu 50 Prozent geringeren Wert als dünne Menschen. Deshalb geben Übergewichtige pro Kilogramm viel weniger Wärme an die Umgebung ab als Schlanke. Hagere Menschen hingegen besitzen eine relativ große Oberfläche, über die sehr viel Wärme abgegeben wird. Deshalb benötigen magere Menschen mehr Energie, um ihre Körperwärme aufrecht zu erhalten. Diese Menschen zählen zu der Personengruppe, die Essen können wie ein „Scheunendrescher“ und dabei nicht zunehmen. Bei Vollschlanken tritt der gegenteilige Effekt ein: Sie benötigen zur Aufrechterhaltung ihrer Körpertemperatur weniger Energie. Die Energie, die aus der Nahrung aufgenommen wird, wird somit nicht direkt verbraucht, sondern in Form von Fettpölsterchen gespeichert.
Area Mass Index – AMI – statt Body Mass Index – BMI
Bei der Energiebilanz werden zahlreiche Parameter, wie zum Beispiel Fettmasse und Muskelmasse einbezogen – bislang bleibt die Körperoberfläche bei solchen Betrachtungen außen vor. Auch der häufig herangezogene Body Mass Index, BMI, bezieht die Körperoberfläche nicht mit ein. Denn bei der Bestimmung des BMI wird nicht die tatsächliche Körperoberfläche berücksichtigt, sondern lediglich die Körpergröße zum Quadrat genommen. Ernährungsexperten haben deshalb eine neue Kenngröße, den Area Mass Index, AMI, definiert. Die spezifische Körperoberfläche wird mittels eines 3D-Body-Scans ermittelt und fließt in die Berechnung des AMI ein.
Naturgesetz: Die Bergmannsche Regel
Die spezifische Körperoberfläche von Lebewesen spielt in der Natur eine beachtliche Rolle. So besagt die Bergmannsche Regel, dass bei endothermen gleichwarmen Tieren, also Säugetieren und Vögeln, die Individuen einer Art in kühleren Regionen ihres Verbreitungsgebietes größer sind als in den wärmeren Gegenden. Gleiches gilt für die Arten innerhalb einer Gattung oder Familie. Bei dieser Regel handelt es sich um eine ökogeografische Regel, die einen Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Körpergröße und dem Klima herstellt.
Mit zunehmender Körpergröße verändert sich das Verhältnis zwischen Oberfläche und Volumen eines Körpers. Bei einer Zunahme der Körpergröße nimmt die Oberfläche weniger stark zu als das Volumen. Denn die Oberfläche wächst quadratisch, während das Volumen kubisch ansteigt. Da der Körper eines Lebewesens Wärme über seine Oberfläche abgibt, nimmt mit abnehmender Körperoberfläche der Wärmeverlust ab. Die Bergmannsche Regel lässt sich gut an Braunbären und Pinguinen beobachten. Pinguine der Antarktis sind größer als ihre Artgenossen, die weiter nördlich in wärmeren Regionen leben.
Energiehaushalt von Männern und Frauen
Auch zwischen Männern und Frauen gibt es Unterschiede im Energiehaushalt. So ist bei Männern der Muskelanteil fast doppelt so groß wie bei Frauen. Muskeln verbrauchen Energie. Bei der Muskelarbeit wird aber nur ein Teil der Energie umgesetzt. Der Rest wird als Wärme frei und über den Körper verteilt. Eine Frau hingegen besitzt im Vergleich zu Männern weniger Masse, wodurch ihr Verhältnis von Körperoberfläche und Masse ungünstiger ist. Dies bedeutet, dass eine Frau mehre Wärme verliert als ein Mann und daher eher friert. Und dies bevorzugt an den entfernten Stellen des Körperzentrums, also an Füßen und Händen.