Abnehmen und genießen? Die Bierdiät. Eine wissenschaftliche Untersuchung der wohl angenehmsten Diät der Welt. Es wird wieder Sommer und ganz Deutschland schickt sich an, die überflüssigen Weihnachtspfunde abzutrainieren. Es bleibt nur wenig Zeit, um in Form zu kommen, und so sucht der ein oder andere nach einer kleinen Ergänzung zum Fitnessprogramm. Diäten gibt es wahrlich genug, aber für die meisten muss man entweder in sündhaft teure Heimtrainer oder in dubiose Chemikalien investieren. Wenn es da doch nur einen Weg gäbe, ganz locker und leicht, ohne Sport, Chemie und Geräte abzunehmen. Wer sich mit diesem Gedanken auf die Internetsuche begibt, stößt schnell auf die mysteriöse Bierdiät. Allein der Versuch, die Worte „Bier“ und „Diät“ miteinander zu verknüpfen scheint verwegen, doch was steckt dahinter?
Kalter Genuss – der Trick mit der Temperatur
Die Bierdiät ist denkbar einfach und schnell erklärt. Benötigt werden dazu weder Handbuch, noch Packungsbeilage. „Man nehme ein Bier, stelle es kalt und trinke es.“ Das ist schon alles? Wie soll das denn funktionieren? Ganz einfach, sagen die „Experten“. Man muss das Bier lediglich soweit abkühlen, dass der Körper mehr Energie verbraucht, um es auf Körpertemperatur zu erwärmen, als das Bier ihm zuführt. Daher müssen also Fettzellen verbrannt werden und man nimmt ab. Die Strandfigur ist also nur einen Kasten weit entfernt? Leider zu schön, um wahr zu sein.
Wunschtraum versus Wissenschaft
Die Erfahrung zeigt, dass übermäßiger Hopfenkonsum eher das Gegenteil einer Diät bewirkt, nämlich den berüchtigten Bierbauch. Die Erklärung, warum das so ist, liefert ein kleiner Exkurs in die Thermodynamik. Wie der Name schon sagt (von altgriechisch thermós – warm) beschäftigt sich dieser Wissenschaftszweig unter anderem mit Wärme. Hier finden sich die passenden Formeln, um zu berechnen, auf welche Temperatur das Bier gebracht werden muss, um den Abnehm-Effekt zu erzielen. Zunächst einige wenige Erläuterungen:
- U steht für die innere Energie
- m ist hier die Masse des Bieres
- h ist das Zeichen für den Nährwert
- c ist eine Konstante, die spezifische Wärmekapazität genannt wird
- T steht für die Temperatur
Diese fünf Größen sind über zwei Formeln verknüpft:
- dU = m * c * (T2 – T1)
- dU = – m * h
Setzt man diese gleich und formt sie um, erhält man die gesuchte Formel für die Temperatur:
- T2 = T1 – h/c
Das war auch schon alles an Mathematik, jetzt wird nur noch eingesetzt. T1 ist die Temperatur, auf die erwärmt werden soll, in diesem Fall also die Körpertemperatur 37°C. Der Nährwert von Bier beträgt 1758,5 kJ pro Kilogramm und die spezifische Wärmekapazität ist empirisch auf 4,1 kJ/kg*K festgelegt worden. Das Bier müsste also auf sage und schreibe -391,9°C heruntergekühlt werden.
Ein trauriges Fazit
Wer die Formeln im zweiten Absatz gesehen und diesen daraufhin übersprungen hat, kann hier gerne wieder einsteigen. Was sagt uns die Wissenschaft? Sollte ich mein Bier in Zukunft am Stiel lutschen? Es wäre vielleicht eine Erfahrung wert, würde die Diät jedoch nicht unterstützen. Um von Biergenuss abzunehmen, müsste dieses eine Temperatur von -391,9°C haben. Diese Temperatur liegt aber unter dem absoluten Nullpunkt und ist physikalisch unerreichbar. Eine Bierdiät ist also nicht möglich. Leider.