Sinnvoll Abnehmen ohne Schlanheitswahn und Pillen.
Gudrun ist übergewichtig und möchte durch Fasten endlich abnehmen. Spätestens Aschermittwoch ist jede Party vorbei. Den letzten Faschingsfans brummt noch der Schädel. Jetzt ist erstmal für Hunderttausende Fasten angesagt. Jeder fünfte Deutsche verzichtet nach Angaben einer Forsa-Umfrage auf Dinge, die ihm wichtig sind. Rund zwanzig Prozent der Deutschen entbehren in dieser Zeit Alkohol, Süßigkeiten oder Zigaretten. Die Kirchen laden ein, eine Atempause zu machen.
Den Fokus beim Fasten auf das Wesentliche setzen
Sieben Wochen auf eingefahrene Gewohnheiten verzichten. Wer fastet, schafft neue Freiräume. Immer mit der Frage im Hinterkopf: Bereichern mich meine Gewohnheiten noch oder bestimmen sie mich schon? Das Tempo im Berufsleben wird immer schneller. Zeit zum Leben bleibt meist nur noch wenig. Experten sind sich einig: Schlafstörungen, Lustlosigkeit und Übergewicht sind dafür typische Reaktionen des Körpers. Der Fokus auf das Wesentliche ermöglicht es, zur Ruhe zu kommen. Fasten ist kein luxuriöses Trend-Accessoire.
Alte Gewohnheiten, Stress aufgeben
Die Macht der Gewohnheit ist für Gudrun zum Problem geworden. Die täglichen Strecken zwischen Bett, Computer und Sofa reichen für eine gesunde Bewegung nicht aus. Kaffee, Kuchen und Klamotten steigern nur begrenzt ihr Wolhlbefinden. Der Verzicht auf die Fernbedienung schafft für Gudrun neue Freiräume. „Mein innerer Schweinehund drängt mich dazu, die ganze Quälerei abzubrechen“, beschreibt die 45-Jährige aus Frankfurt ihren Fastenbeginn, jedoch: „Nicht nur meine Pfunde schmelzen dahin, auch mein Körper ist beweglicher geworden“.
Down-Shifting, keine Hungerattacken und Heißhunger
Anstatt sich einmal pro Woche träge durch den Wald zu zwängen, läuft die Versicherungskauffrau nun fast so schnell wie die flinke Zeichentrick-Maus Speedy Gonzalez. Stolz berichtet Gudrun: „Ich kann wieder drauf los rennen, ohne dass ich mich hinterher wie eine hundertjährige Oma fühlen muss.“ Hungerattacken und Heißhunger gehören für Gudrun der Vergangenheit an. Sprüche wie „Nach dem Fasten kommt das große Fressen“ kennt sie aus ihrem Umfeld nur zu gut.
Bewusst Einkaufen, Körpergewicht unter Kontrolle
Im Supermarkt geht sie mittlerweile aber bewusster einkaufen. Zu Hause kocht die Frankfurterin nun regelmäßig vollwertige Gerichte. Sie hat sich regelmäßige Mahlzeiten angewöhnt – vorher hatte sie nie gefrühstückt. Das Essen hat wieder mehr Geschmack, weil sie sich mehr Zeit dafür nimmt. Obwohl Gudrun der Arbeitsalltag fest im Griff hat, tankt sie neue Energien. Ihre Gedanken sind klarer und sie braucht weniger Schlaf. „Mein Körpergewicht hat abgenommen, meine Kräfte dagegen zugenommen“, resümiert Gudrun.
Motivation fürs Fasten statt Frust mit Diäten
Professor Rolf Verres mahnt Fastenwillige, sich über ihre Motivation im Klaren zu sein. Er ist Leiter des Medizinisch-psychologischen Instituts der Uniklinik Heidelberg. Insbesondere bei mehrwöchigen Fastenkuren ist eine professionelle Ernährungsberatung von Vorteil. Damit der Stoffwechsel des Körpers nicht aus dem Gleichgewicht gerät. „Es ist wichtig, dass ich die gemachten Veränderungen auch nach dem Fasten noch beherzige“, berichtet der Arzt.
Disziplin und Erfolgserlebnisse statt Schuldgefühle
Gudrun kennt den Stress, sich mit harter Disziplin durch die Kassenschleusen im Supermarkt zu schlagen – zwischen Fruchtgummi und Lakritze. Übertretungen des Fastengebots werden in manchen christlichen Familien noch als Sünde verstanden: „Das führt zu Schuldgefühlen, die der seelischen Gesundheit schaden können“, warnt Verres diese vor überhöhtem Eifer. Gudrun knüpft daran an: „Verzicht wirkt bei mir nur, wenn ich selbst eine klare Entscheidung getroffen habe – wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“.